Schöne Dinge aus Weißbrot

Andere Familien sollen dieses Problem ja haben: Kinder, die nichts essen
wollen.
Ich erinnere mich da nur an einen Tapas-Abend bei Freunden, wo das Kind
vier gerollte Zucchini, dreizehn Oliven, fünf Hühnchenschenkel, drei
Tintenfischlein, zwei Portionen Paella, sieben gedünstete Champignons
und zwei Stück Manchego verschlungen hatte, beim Abschied mit
Knoblauchfahne in die Runde rülpste „Tschüüüüüüsssböööööaaaahhhb“ und uns
dann an der Tramstation fragte, was es denn eigentlich zum Abendbrot gäbe.
Für alle anderen pädagogisch bemühten Muttis und Papis empfehle ich diese Seite.

Yummi!

Nachwehen der Piratenparty

Das Kind ist jetzt Insektenforscher. Es bekam ein Insektenforschungsset geschenkt, welches nun permanent um den Hals getragen wird. Dabei handelt es sich um eine kleine verschließbare Plastikschale, die mit Luftlöchern und einer Lupe versehen ist. Im Gürtel trägt es die Folter Forschungsinstrumentarien: eine Pinzette, eine Schere und ein Bestimmungbuch.
Am Sonntag werden wir gezwungen, die freie Natur aufzusuchen und dem Kind Forschungsmaterial zu beschaffen. Wir kriechen stundenlang über die Wiese, inspizieren die Unterseiten von Steinen, bohren mit Stöckchen sogar in Hundehaufen. Nichts. Absolut nichts. Berlin ist insektenfrei.
Wir geben auf und zerren das weinende Kind nach Hause. Im Treppenhaus dann die Rettung. Ein einbeiniger Grashüpfer, der gleich in das Beobachtungsschälchen geworfen wird. Das Kind fragt, ob es den Grashüpfer zerschneiden darf. Ich verneine. Der Vater sagt, wenn es der Wissenschaft dient, dann ja. Während wir in eine Ethik- und Moraldiskussion abgleiten, entscheidet sich das Kind für einen Kompromiss. Es scheidet nur ein bisschen was vom Grashüpfer ab. Danach schläft der Grashüpfer tief und fest.
Wenige Minuten später hat der Vater für das Kind, welches wütend die Dose hin und herschüttelt, damit das grüne Ding wieder aufwacht, ein neues Opfer entdeckt. Unsere Küchenkräuter haben Raupen. Dicke grüne mit weißen Bäuchen. Sie haben die ganze Fensterbank vollgekackt.
Mein Freund kennt sich aus mit Raupenkacke. Ich leider nicht. Ich hatte die Kötteln am Morgen entdeckt, verwundert aufgehoben und in den Mund gesteckt, weil ich sie für spontan entstandene Thymiansamen hielt.
Es ist Abendessenszeit, die neuen Gefangenen werden beiseite gelegt. Es gibt Schweinebraten mit Knödeln. Während ich in der Küche mit dem angebrannten Wirsing kämpfe, stopft das Kind im Wohnzimmer einen Kartoffelknödel in das Insektenbeobachtungsschälchen. Die Raupen überleben diese Fürsorge nicht und sterben den Quetschtod unter einem Riesenkloß direkt unter der Lupe.
Tragisch, aber so ist es passiert.
Zerquetschte Hausraupe an Kloß

Erläuterung zur Funkstille

So manch einer mag sich gefragt haben, was ich die letzten Wochen wichtiges erledigen musste, dass nicht mal Zeit zum Bloggen blieb. Die Antwort lautet: Ich musste mich um einige Details bezüglich einer Geburtstagsfeier kümmern.
Das Kind wurde kürzlich fünf. Zeit für die erste Party. Als moderne Eltern weiß man natürlich dass Mottopartys gerade der letzte Schrei sind. Folglich haben wir uns nach Abwägung verschiedenster Alternativen (Ritter oder Piraten?, Ritter oder Piraten?, Ritter oder Piraten?) für die Piratenparty entschieden.
In Schritt eins haben wir uns bei Deko Behrendt für knappe 1.087 Euro mit den nötigsten Dekomaterialien eingedeckt. Piratenflagge groß, Piratenflagge klein, Piratenluftballons, Piratenhüte, Piratenfernrohre, Sortiment an verschiedensten Meeresfischen im Netz, Papppapppergeien, sieben mittelgroße Palmen, zwei Tonnen echter Meeressand, Teichfolie und fünfhundert Liter Quellwasser, angereichert mit südpazifischem Meeressalz, antike Pistolen, Schießpulver und einem Sparpack Stachelrochen.
In Schritt zwei haben wir uns für einen Caterer entschieden, der mottogerecht kleine Partyhappen für die Kinderparty zur Verfügung stellt. Schildkrötensuppe, Austern, Kornmjölsgröt, Hummergrün und Kobe-Beef-Frikadellen sind dabei unverzichtbar.
Schritt drei beinhaltet die wochenlange Planung des Rahmenentertainments. Das Internet ist dabei sehr hilfreich.
Typische Spiele sind: Piratentaufe, Plankenlaufen und Wetttrinken.
Bei der Piratentaufe beispielsweise, stellt man die Kinder unter prall gefüllte Wasserbomben und gibt ihnen einen angemessenen Piratennamen – Finchen Brezelzopf, Swen Schwarzzahn, Smutje Hefekloss, Peter Säbelrost, Pepe Rumbuddl, Björn Schielauge, Jonathan Rauhbein, Einäugiger Messerjockel, Quallen-Ede. Sobald das 5jährige Kind sich den Namen gemerkt hat (und das klappt meist erst unter Androhung von körperlicher Gewalt), sticht man den Ballon an und gratuliert dem pitschnassen, weinenden Kind.
Beim Plankenlauf verbindet man den Kindern die Augen. Die Erwachsenen stehen mit spitzen oder scharfen Gegenständen rechts und links neben der maximal drei Zentimeter breiten Planke und malträtieren die Kinder auf angemessene Art und Weise, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten. Kinder, die ganz runter fallen, werden umgehend den Haien zum Fraß vorgeworfen.
Die Party schließt, kurz bevor die Eltern ihre Zöglinge abholen mit Wetttrinken. Rum wäre hier typisch. Eine Flasche auf ex trinken bringt Extrapunkte. Jede weitere Flasche einen besonderen Bonus.
Soweit so gut. Sowas hätte natürlich alles in allem lediglich eine Woche gedauert. Schließlich war ich beruflich bereits in vorstandsnahen Bereichen tätig. Da kennt man sich mit organisatorischen Dingen ganz gut aus.
Leider hat das Kind uns vergangene Woche eröffnet, es würde jetzt doch lieber eine Power-Ranger-Party veranstalten. Meinem Freund blieb also nichts anderes übrig als in die USA zu reisen und die richtigen Kostüme zu besorgen. Ich habe ihm eben noch telefonisch eingebläut dass er auch ja die richtigen Kostüme besorgt. Wenn er Power Ranger Ninja Storm mitbringt, weint das Kind wieder.
Ich kann Kinder nicht weinen sehen.

Maispürree als letzte Eskalationsstufe

Normal sind wir, wenn andere Menschen das tun, was wir tun. Z.B. nervige Kinder ablecken. Wenn ich mich recht entsinne, hat mein Vater etwas ähnliches mit uns gemacht. Im Winter sogar mit Eiszapfen im Vollbart. Die einzige Abwandlung der neuen Generation ist: Wir drohen zusätzlich mit Maispürree mit Muscheln (Allerdings droht mir das Kind dann, es gäbe bald Erdbeeren, brrrr!) und wenn es hart auf hart kommt, sagt das Kind im Eifer des Gefechts: „Wenn ihr jetzt nicht sofort macht, was ich sage, dann spiele ich nie wieder mit Euch! Nie wieder!“

Rabenerwachsene seid ihr! Der Oliver Zahn soll Euch holen!

Mit Kindern ist es ein bisschen so, als würde man für immer und ewig studieren. Das betrifft sowohl das Dinge neu hinzulernen als auch das Gefühl, das man bei der Prüfungsvorbereitung hat.
Man beginnt Physiologie zu lernen und findet es schrecklich, weil man vor lateinischen Begriffen kaum was versteht und denkt sich, ach wie schön wird es werden, wenn ich für Philiosophie lerne. Wenn man dann anfängt, die Philosophieprüfung vorzubereiten, stellt man fest, dass Physiologie doch das kleinere Übel war.
Wie gesagt, mit Kindern ist das ganz genauso. Wenn sie z.B. Babys sind und sie immerzu undifferenziert schreien, um auf Missstände aufmerksam zu machen, denkt man, wenn sie erst reden können, wird alles viel einfacher. Wenn sie dann reden können, denken sie gar nicht daran sich entsprechend elaboriert zu äußern, schmeißen sich bei Konflikten aller Art zu Boden und brüllen was das Zeug hält.
Alle Leute starren und viele geben gute Ratschläge, die meistens darauf hinaus laufen, dass man ein Kind unmöglich krakeelend auf dem Gehweg liegen und trampeln lassen kann.
Dann kommt der Tag an dem das Kind sich nicht mehr hinwirft, sondern einfach fort läuft und man Mühe hat, es gerade noch rechtzeitig am Arm zu erwischen. Spätestens da sehnt man die Zeiten herbei in denen Konfliktlösung einfach bedeutete, dass man schweigend am Wegesrand sitzt und in den blauen Himmel starrt.
Wenn das Kind zum Weglaufen zusätzlich recht wortgewandt Dinge herum schreit, ja da weiß man, es war so schön, als es einfach als Baby geweint hat ohne dass man verstand, was genau sie von einem halten.

Onomatopoetische Kinderunterhaltung und deren Folgen

Als Teenager denkt man, mit dem Erreichen des 18. Lebensjahrs sind die wichtigsten Dinge im Leben abgehakt. Die Jugend ist vorbei, die Schönheit schwindet, was soll da noch kommen?
Es kommt zum Beispiel der eigene 30. Geburtstag, an dem der Ex-Mitbewohner anruft und mit seltsam berührter Stimme berichtet, dass er am Vortag Vater geworden ist.
Eine Wochen später durfte ich mir das Baby anschauen. Die Eltern berichteten von anderen, die sich etwas doof angestellt hätten, als sie ihnen das Baby in die Arme gedrückt haben. Ha, ha, dachte ich und stellte mich an wie der erste Mensch, als ich das winzigkleine warme Windelpaket in die Arme gelegt bekam. Das Baby hat mich angeschaut und da war es um mich geschehen. Liebe auf den ersten Blick nennt man das. Das Baby sieht wie eine kleine Elfe aus. Direkt aus einer Blume entsprungen.
Wenn die Eltern bei uns zu Besuch sind, entreiße ich ihnen ihr Kind so oft es geht mit den scheinheiligen Worten: „Also wenn ihr nicht mehr tragen könnt, ich nehm‘ das Baby, ehrlich!“
Das Baby und ich, wir sind schon ganz gute Freunde, auch wenn ich gemerkt habe, dass das Baby ein eher ernster Typ ist. Wenn ich mir beispielsweise Gegenstände auf den Kopf lege und dazu gackere, dann schaut das Baby immer ein bisschen irritiert zu den Eltern, so als wolle es sich versichern lassen, dass es trotz meiner Verrücktheit bei mir in Sicherheit ist.
Das Baby mag Schweine, Elefanten und Hähne und wann immer es eines dieser Tiere sieht, werde ich nicht müde ihm Tiergeräusche vorzumachen.
Ich werde nie vergessen, wie erstaunt es mich anschaute als ich bei Hahn einen Ühhühüüüüüüü üüüüüÜÜÜ-Ton statt des üblichen Kikeriki machte. Schließlich machen Hähne nicht Kikeriki (Übrigens machen sie in Italien kukuriku, in England cock-a-doodle-doo, im Niederländischen kukeleku, im Französischen coquerico und im Spanischen mit quiquiriquí)
Jedenfalls habe ich das Baby so gerne, dass selbst mein geduldiger Freund mich manchmal fragen muss, ob ich eine Beruhigungstablette brauche.
Gestern hat mir mein Ex-Mitbewohner mitgeteilt, dass ich Patin sein darf. Nicht im kirchlichen Sinne, das wäre auch seltsam, da ich vor Jahren aus der Kirche ausgetreten bin, aber im symbolischen Sinne eben.
Darüber bin ich sehr glücklich. Ich hoffe, das Baby eines Tages auch.

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Ach übrigens liebe Eltern, eigentlich wollte ich zum Geburtstag ein Bobbycar schenken. Aber jetzt da ich Patin bin, habe ich mich für folgendes entschieden. Schließlich lass ich mich in der Sache nicht lumpen. Wer weiss, was die Nachbarskinder haben. Da nehme ich lieber gleich das größte am Markt.

Geschenke die v.a. Eltern Freude bereiten

Die Zahnfee hatte einen Gieranfall

Anscheinend ist die Sammlung der Zahnfee sehr geschrumpft. Heute hat sie bei uns zugeschlagen und sich gleich sechs Milchzähne mitgenommen. Böses, gieriges Weib, diese Fee. Was zahlt die Zahnfee eigentlich in anderen Familien? Nur um mal Klarheit über die Marktlage zu bekommen…

Sechs auf einen Schlag

Zitat aus zahnlosen Kindermund: Der Aprikose-Arzt war sehr nett.