Es ist so: seit einigen Jahren habe ich einen Partner, mit dem läuft es echt gut. Nicht nur, dass ich in Sachen Haushalt- und Carearbeit versuche meine 50% überhaupt einzubringen, nein, er ist auch sonst wirklich ganz zauberhaft. Kurz gesagt – ich will jetzt nicht überenthusiastisch klingen, aber ich hätte durchaus noch ein bisschen mehr Zeit mit ihm verbringen wollen.
Jetzt ist es leider so, dass er in diesem Alter ist. Dieses Alter, sie wissen schon, das ist das Alter, in dem sich manche Männer die ergrauten Haare so seltsam blauschwarz färben oder sie interessieren sich plötzlich für Weine und diskutieren deren Geschmacksrichtungen in bizarr-blumigen Worten und das niemals ohne den Tanningehalt einzuordnen. „Wir hatten eine gute Beziehung, aber jetzt hat er eine Kaffeemaschine“ weiterlesen
Eines meiner Kinder musste neulich ein Lied für die Schule auswendig lernen. Es wiederholte und sang und sang und so hörte ich tagelang v.a. den Refrain. Das Lied geht so:
1.
Ein Rekorder ohne Kabel – kommt auf den Müll.
Eine Kanne ohne Schnabel – kommt auf den Müll.
Eine ausgetrunk(e)ne Flasche – kommt auf den Müll
Eine unmoderne Tasche – kommt auf den Müll.
Refrain:
Wenn irgendeiner irgendetwas nicht mehr will, wirft er’s auf den Müll, wirft er’s auf den Müll.
Disclosure: Ich habe für den folgenden Artikel kein Geld bekommen und auch keine kostenlosen Mitgliedschaften oder sonstiges. Nicht mal kostenlosen Pferdemist, mit dem ich düngen könnte.
„Bringt mich zum Beton Leg mich auf den Asphalt Dem Boden von dem ich komm Bettet mich in grauen Staub“
Liedtext: Zurück zum Beton, Band: Broilers
Ich habe seit einer Woche einen Garten. Wer mich kennt, weiß, ich bin kein Naturfan. Es ist nicht so, dass ich Natur gar nicht mag. Ich finde z.B. Fotos, die Natur zeigen, sehr schön. Ich kann mir sogar vorstellen eine Fototapete mit einem Bergmotiv im Keller zu haben. Mein Wohnzimmer zieren auch Pflanzenimitationen, einmal im Jahr dusche ich den Staub ab und dann ist wieder alles schön grün. Grün ist sogar meine Lieblingsfarbe.
Hier zeige ich mal exemplarisch, wie man sich in 25 min ein Bild zu Fortnite Battle Royale machen kann, ohne selbst Computer zu spielen oder überhaupt irgendwas über Computerspiele zu wissen.
Wohoooo! Einige Eltern sind in heller Aufruhr – es gibt (schon wieder) ein Spiel, das alle Kinder spielen wollen: Fortnite Battle Royale und nicht wenige Ratgeberseiten warnen vor dem „brutalen Ballerspiel“. Die offizielle Altersempfehlung für Deutschland lautet für das Ursprungsspiel 12 Jahre* – tatsächlich interessieren sich aber auch schon jüngere Kinder für das Spiel, v.a. seit es die oben genannte mobile Erweiterung Battle Royale gibt. 125 Millionen spielen das Spiel bereits weltweit – von daher ist es vermutlich schwer ganz an dem Thema vorbei zu kommen.
Neulich hat jemand den denkwürdigen Satz gesagt: „Was ist ein Preis wert, wenn man ihn nicht essen kann?“ und hat im Grunde natürlich recht – denn essen ist immer eine gute Sache.
Tatsächlich sind physisch vorhandene Preise überhaupt eine gute Sache. Ich habe in der Vergangenheit ein paar virtuelle Preise gewonnen und mich riesig gefreut. Die prototypische Reaktion der Kinder: *gähn*
Dann 2015 habe ich das erste Mal den Goldenen Blogger in kann-man-ins-Regal-stellen gewonnen und alle so: „WOOOOOOHOOO! Darf ich mal anfassen! KRASS!!!1!“ (Ja, es wurden sogar Selfies vor meinem Regel gemacht und der Besuch gab vor, selbst Preisträger zu sein!)
Die Verleihung findet kommenden Montag, am 29.1. ab 19 Uhr statt. Entschieden wird per Jury, Online-Voting oder Publikums-Voting (welche Kategorie wie gewählt wird, wird erst noch bekannt gegeben).
Wer mich unterstützen möchte, kann z.B. auf Twitter dem Hashtag #goldeneBlogger folgen und meinen Text dann wählen, wenn meine Kategorie dran ist.
Da ich, obwohl ich schon als Tellerwäscherin gearbeitet habe, immer noch nicht Millionärin bin, freue ich mich über essbare und nicht essbare Preise aller Art. Platz im Regal hätte ich noch.
Computerspiele und ich, wir haben uns aufgrund unseres Lebenswandels etwas auseinander gelebt.
Angefangen hat unsere Beziehung noch bevor es das Internet gab. Wir haben uns kennengelent und wurden schnell unzertrennlich – für viele Jahre.
Nach der Schule habe ich Hausaufgaben gemacht und dann gespielt.
An manche Spiele habe ich lebhafte Erinnerungen. Wir haben versucht unsere Joysticks irgendwie stabiler zu machen, um sie nicht bei den Summer Games und später bei den Winter Games kaputt zu rütteln.
Und dann gab es diese Ego-Shooter, bei denen man Ende der 80er von keinem Gegner überrascht werden konnte, weil brr brrrr brrrrrt der Computer erstmal nachladen musste. Erinnert ihr euch?
Unvergessen auch die Nächte, die ich vor LucasArts Spielen verbracht habe, weil ich einfach nicht weiter gekommen bin und es eben kein fucking Internet gab, wo man das hätte nachschauen können.
NEEEIN! Damals musste ich warten bis die Freunde wach waren und man dort ANRUFEN konnte, hoffnungsvoll, dass sie am Abend weiter gekommen waren als man selbst!
Das war schön damals.
Bis zum Nintendo 64 hab ich es noch geschafft, aber dann musste ich Diplom machen, mir einen Job suchen und Kinder bekommen und plötzlich hatte ich keine Zeit mehr zum Spielen.
Eine intensive Affäre hatte ich schließlich mit der wii. War sie doch immer für zwischendurch mal zu haben.
Für eine bestimmte Art Spiel hatte und habe ich allerdings keine Zeit mehr.
Spiele, die sich über Tage und Wochen erstrecken z.B. oder Spiele deren Steuerung so kompliziert ist, dass man erstmal zwei Wochen spielen muss, um die einzelnen Funktionen des Controllers so automatisiert zu haben, dass man nicht mehr hinschauen muss.
Im Grunde bin ich ohnehin eher Typ Mühle als Typ Schach. Geduld ist und war nie meins.
Ich brauche also Spiele, die
leicht zu bedienen sind
so kurze Runden haben, dass es sich lohnt mal einem Abend zu spielen
man im Idealfall mit anderen spielt.
Wie ich schon an anderer Stelle schrieb: Tricky Towers ist für mich Musterbeispiel.
Das Spielprinzip ist leicht verständlich, die Bedienung ist in fünf Minuten gelernt und verinnerlicht, man kann das Spiel mit mehreren Spielern spielen.
Ähnlich toll fand ich auf der Switch die 1-2-Switch Serie und vorgestern durchgespielt: die Snipperclips.
Bestimmt gibts irgendeinen Genre-Namen, den ich nicht kenne. Eigentlich zählt alles, was auf der wii erschienen ist, zu dieser Art Spiele, die ich meine. Allein was die Rayman Raving Rabbids Spaß gemacht haben!
Weil ich wirklich gerne wieder mehr Spielen würde (Serien sind aus), brauche ich eure Tipps. Wie lauten eure Empfehlungen?
(Und bitte nichts kompliziertes! Wenn Eure Oma das spielen könnte, ist es die richtige Empfehlung. Wenn es sowas wie Helldivers* ist: ist es falsch.)
Nochmal die Kriterien:
leicht verständliches Spielprinzip
leicht erlernbare Bedienung
im Idealfall an einem Abend fertig spielbar oder so in Runden unterteilt, dass ich auch nach drei Wochen Pause gleich wieder ins Spiel finde
gerne für zwei oder mehr SpielerInnen
kein Autorennen – ich liebe Kartfahren – aber Autorennen am Computer – please NOOOOOOO!
Plattform übrigens egal. Wir haben alles.
*„Hey! Lass uns Helldivers spielen! Ich koche heute und du spielst das Tutorial durch. Wir essen und danach spielen wir zusammen.“, sagte der Freund.
Top Plan! Ich setze mich also an die PlayStation, schaue den Controller an und starte das Tutorial.
Eine dreiviertel Stunde später ist der Freund fertig mit dem Kochen und ich mit den Nerven.
Ich habe ca. 15% des Tutorials geschafft, bin sehr, sehr oft gestorben und kann mir immer noch nicht merken, was die Tasten X, Kreis, Dreieck, Viereck, R1, R2 sowie L1 und L2 bedeuten.
Am Sonntag bin ich mal wieder einem meiner Lieblingshobbys nachgegangen: dem Schlangestehen
Vier Stunden stand ich damals für die MoMa Ausstellung (und hatte Glück – denn nie wieder war die Wartezeit so kurz während der gesamten Ausstellungsdauer!), fast eine Stunde für den Photography Playground, anderthalb Stunden für Frida Kahlo, eine Stunde für Olafur Eliasson.
Wie dem auch sei: es hat sich jedes Mal gelohnt – so auch für THE HAUS.
THE HAUS ist die fresheste* Urban Art Galerie – ever! Auf dich warten 108 überkrasse Kunsträume zum Anschauen, Fühlen, Erleben und Erinnern. Alles geschaffen von 165 Künstlern aus Berlin und der ganzen Welt. Doch sei dir bewusst, dass THE HAUS geschaffen wurde, um zerstört zu werden – Ende Mai schließt THE HAUS seine Pforten und die Abrissbirne folgt!
Also: Es handelt sich um ein altes Bankgebäude, das im Juni abgerissen werden wird. Bis dahin wurde das Gebäude 165 Künstlerinnen und Künstlern überlassen, die dort 108 Räume auf fünf Etagen gestaltet haben.
Wo? Nürnberger Str. 68 (quasi gegenüber des Aquariums)
Wann? Jetzt bis 31. Mai, Dienstag bis Sonntag 10 bis 20 Uhr
Wir standen so ein Stündchen, aber das war wirklich sehr OK, denn was man dafür bekommt, sind verhältnismäßig leere Räume, die man dann auch wirklich in Ruhe entdecken kann.
Aus der Frida Kahlo Ausstellung habe ich optisch v.a. Hinterköpfe mitgenommen. Das war im THE HAUS gar nicht so. Die 199 Leute, die rein dürfen, verteilen sich gut auf die Räume.
Was mich etwas genervt hat, war das Gebot die Handys in Tüten zu packen. Ich finde ja, man kann erwachsenen Menschen auch einfach sagen: „Leute, Handy bitte in die Tasche.“
In allen Reportagen zu THE HAUS und auch dort in der Schlange gabs immer einen kulturpessimistischen Vortrag darüber, dass Handys nerven, dass sie den Kunstgenuss kaputt machen, dass niemand mehr hinschaut, dass alle nur knipsen und dann weiterziehen.
Finde ich argumentativ total albern. Selbst wenn: Was geht das eine andere Person an, wie ich Kunst verdaue?
(Tatsächlich drucke ich immer einige Fotos aus und klebe sie in unser Familientagebuch, wo wir festhalten, wem welches Kunstwerk von wem warum am besten gefallen hat. Ich google dann die Künstlerinnen und Künstler, folge ihren Seiten oder instagram-Streams und habe dann zukünftig auf dem Schirm, wo sie wieder ausstellen.)
Was ich verstehen könnte, wäre ein Argument derart, dass fotografiert und verbreitet wird, ohne dass die Künstlerinnen und Künstler Anerkennung dafür bekommen oder dass sie auf dem Foto oft nicht genannt werden. Damit bringt es ihnen ja nichts, wenn tausende von Menschen ihre Werke liken und teilen.
Ich finde aber, sowas kann man auch anders lösen. Twittername oder Facebookseite z.B. an die Räume, Schilder mit Hashtags, die man verwenden kann etc.
Die Ausstellung selbst (keine Fotos, ihr müsst selbst hingehen, das Buch zur Ausstellung, das ich sehr gerne gekauft hätte, war schon 8 Stunden nach Ausstellungseröffnung ausverkauft und kann auch nur vor Ort und nicht im Internet gekauft werden…) war wirklich sehr sehenswert.
Ein Großteil Graffiti, viel Kunst mit Klebebändern, Gips, ein Raum, der mich an den Nebelraum von Olafur Eliasson erinnert hat, Bäume, Moos, Laub und mein persönliches Highlight – eine Art Höhle mit leuchtenden Blüten und flirrenden Kiefernadeln.
Ich hab leider ein sehr schlechtes Gedächtnis und konnte mir wegen des Fotoverbots auch nicht die Namen der Künstlerinnen und Künstler „notieren“, sonst hätte ich die hier gerne verlinkt. Nach über 100 Räumen, kann ich leider auch nicht über die Homepage rekonstruieren wer wo ausgestellt hat.
Sehr schön auch die Filme, die dort gezeigt wurden. U.a. über Ad-Busting. Ad-Busting war mir bislang unbekannt und ich musste wirklich laut lachen als ich das Schredderprojekt von Farewell gesehen habe, der an diese Werbekästen, die Werbeplakate rauf- und runterfahren, einfach Cutter anbaut und sie so zu großen Schreddermaschinen umfunktioniert.
Die ganze Serie „Urban Explorers“ auf ARTE Creative kann ich sehr empfehlen!
Ein bisschen metalustig fand ich auch dem Umstand, dass bei einigen Künstlern, die ihre Kunst v.a. im öffentlichen Raum auf Züge und Gebäude sprühen, stand: Please respect the artwork
Ach, ich klinge jetzt ein wenig übellaunig wie Luise Koschinsky… dabei ist die Ausstellung wirklich absolut großartig. Geht hin.
Man kann sogar in Kunst pullern! (Die Toiletten sind auch komplett umgestaltet, aber offiziell benutzbar – was ein bisschen lustig ist, wenn man wirklich pullern muss und sich an den Kunstinteressierten vorbei quetscht und zu verstehen geben muss, dass man jetzt wirklich mal Pipi müsste)
Ich hab auch gesehen, dass Schwangere, Menschen mit Kleinkindern und sehr alte Leute netterweise aus der Schlange gezogen und vorgelassen werden.
Der Eintritt ist frei und somit ist der Kunstgenuss nicht abhängig davon, ob man sich sowas leisten kann oder nicht. Extraliebe dafür!
(Und alle, die es sich leisten können – am Ende der Ausstellung kann man spenden – was man auch tun sollte – denn Kunst kostet Material und Arbeitszeit).
Dieses Mal habe ich mich überreden lassen und im Urlaub mehr als 50 Euro pro Nacht ausgegeben. Das Resultat lässt sich sehen: Eine geräumige Ferienwohnung mit zwei Bädern.
Wer Kinder hat, weiß, dass zwei Bäder wirklich höchster Luxus sind. Man kann einfach auf Toilette gehen und wenn (wie immer) genau in diesem Moment eines der Kinder schreiend vor der Tür steht und verkündet, es müsse auch superdringend, ein Aufschub wäre auf keinen Fall möglich, die sofortige Einpullerung drohe, dann kann man ganz entspannt schreien: „NIMM DAS ANDERE BAD *********!!11!“
Im Vergleich zu den Ferienunterkünften, die wir aber bislang hatten, gibt es weitere Luxusbotschafter.
Da wäre zum einen das Feature Deko.
Die Wohnung verfügt z.B. über eine Vitrine mit Innenbeleuchtung. Am Tag des Einzugs, habe ich voller Freude ausgerufen: „Oh, schaut! Eine Vitrine!“
Die Kinder kamen interessiert angerannt und fragten: „Vi-trin-e? Was ist das?“ und Kind 3.0 betätigte dann gefühlte zweihundert Mal den Lichtschalter für die Innenbeleuchtung, während ich erklärte was eine Vitrine ist.
Da wir hier keinen Internetempfang haben, musste ich übrigens ohne googeln erklären. Meine letzte Vitrine hatte ich Anfang der 90er im Haushalt meiner Eltern gesehen. Ein schwerer Mahagonischrank, der nach Holzpolitur roch und einige, sehr bunte und sehr hässliche Bleikristallgläser und das Hochzeitsgeschirr beherbergte.
(Sie sehen schon, man kommt aus dem Erklären gar nicht mehr raus. Bleikristallgläser und Hochzeitsgeschirr…)
Ich versuchte es also mit: Eine Vitrine ist ein einsehbarer Schrank, der bestimmte Gegenstände des Haushalts, die aus irgendeinem Grund besonders sind, zur Schau stellt.
Auch sonst ist die Wohnung mit zauberhaften Details ausgeschmückt, die ganz sicherlich zu dem etwas übertriebenen Mietpreis beigetragen haben:
Kunstblumen, Vorhänge aus Kunstfasern, Klimbimbehängung an den Fenstern und aparte Skulpturen.
Die ersten Tage unseres Aufenthalts habe ich darüber nachgedacht, ob die Menschen, die diese Dinge erworben haben, tatsächlich finden, dass diese Gegenstände schön im Sinne von ästhetisch sind.
Ich gelangte dann aber zu der Einsicht, dass das unmöglich der Fall sein kann. Niemand kann diese Art Schmuck schön finden.
Was wäre aber die Alternative?
Kein Schmuck? Ok. Das ginge. Die meisten Anbieter von Ferienwohnungen, die weniger als 50 Euro pro Nacht kosten, verzichten vollständig auf Dekoration.
Nur – so schrieb ich ja schon zu Beginn – kostete diese Wohnung eben etwas mehr und der gehobene Anspruch braucht offensichtlich mehr als nur zwei Bäder.
Also schöne Deko kaufen?
Natürlich nicht. Man stelle sich die Diebstahlquote vor. Eine Ferienwohnung mit ausgesprochen ansehnlicher Deko ist ein fortwährendes Finanzrisiko.
Kaum hat man etwas schönes gekauft, zieht ein Ferienwohnungsgast ein, der nicht an sich halten kann und ein oder zwei Stücke der schönen Deko beim Auszug einsteckt und so tut als hätte es besagten Gegenstand nie gegeben.
Die Vermietenden müssten ständig nachkaufen.
Bei einer Saison von Mai bis September (5 Monate a 4 Mieterwechsel) und jeweils zwei entwendeten Gegenständen im Wert von 15 Euro beläuft sich der Schaden schon auf 600 Euro.
Würde man nun ständig die Deko nachrüsten, so schlüge sich das langfristig sicherlich auf den Mietpreis nieder, was dann aber bedeuten würde, dass man im Grunde mehr Deko kaufen muss, um den teureren Preis zu rechtfertigen und schwups befindet man sich ein einer Mietpreisspirale an der niemanden gelegen sein kann.
Also verzichtet man auf schöne Deko, kauft preisfreundliche Baumarktdeko und sorgt somit dennoch für kuschelige Ferienwohnungsatmosphäre.
Ganz einfach.
(Wie gesagt, hab ich durch anstarren der Deko in nur vier Tagen durch Nachdenken rausgefunden. Ich sag den Kindern ja immer, dass Nachdenken wirklich bei fast allen Problemen hilft. Es lohnt sich!)
Jedenfalls: Zwei Bäder und etwas Deko machen einen Mietpreis natürlich auch noch nicht fett.
Als weiteres Luxusfeautuere verfügt die Wohnung über Fernsehempfangsgeräte in jedem Zimmer. Wirklich in jedem Zimmer.
Die Kinder waren so begeistert, dass im Kinderzimmer ebenfalls ein Fernseher steht, dass sie die ersten Tage fasziniert den schwarzen Bildschirm anstarrten. Erst als die erste Woche fast vergangen war, fragten sie, ob sie das Gerät mal anschalten könnten.
Im Urlaub soll man ja alle fünfe mal gerade sein lassen und bekanntermaßen kann erfolgreiche Medienerziehung nur dann stattfinden, wenn der Umgang mit dem Medium erlernt wird. Das wiederum ist nur möglich, wenn man nicht verbietet sondern kontrolliert konsumiert.
Also an dem Tag im August an dem Bodenfrost angesagt war, sagte ich zu den Kindern: „Heute müsst ihr nicht schwimmen gehen, heute schauen wir fern!“
Erwartungsfroh schalteten wir also das Gerät an und schauten irgendwas. Ehrlich gesagt, kann ich mich wirklich nicht erinnern – denn das eigentlich interessante ist nämlich gar nicht das Programm sondern das sind – Sie ahnen es – die Werbepausen dazwischen.
Werbepausen sind ungemein faszinierend. Erstens sind sie unfassbar lang. Kind 3.0 lies sich in der ersten Werbepause (es war ja ahnungslos) wimmernd über die Bettkante fallen, es wollte doch sooo gerne weiter schauen, aber als die Geduld zu Ende war, war leider die Werbepause immer noch nicht am Ende… einfühlsam erklärte ich dass Werbepausen manchmal sehr, sehr lange gingen, dass das Kind aber tapfer durchhalten müsse, wenn es das Fernsehprogramm bis zum Ende schauen wolle.
Kind 3.0 gab sich einen Ruck, ging eine Runde im hauseigenen Schwimmbad schwimmen und kehrte pünktlich zum Ende der ersten Werbepause wieder.
Nach wenigen Stunden, also direkt am Ende des Zeichentrickfilms, den wir anschauten, schauten mich die Kinder verstört an.
„Mama, du bist alt. Warum tust du nichts dagegen? “
Kind 2.0 war bereits ins Bad geeilt und untersuchte meine Cremevorräte (also die eine Tube, die ich mitgenommen hatte).
„Keine Cremes mit Hyaluron? Nichts mit Repair-Komplex, kein Collagen-Boost? Nicht mal Skin Recovery oder Smoothing Effekt?“, stellte es mit leicht zitternder Stimme fest.
Kind 3.0 rollten schon wieder die Tränen über das Gesicht: „Aber Mama! Die sieben Zeichen der Hautalterung?“
Jetzt war ich auch alarmiert!
Trockenheit!
Große Poren!
Fältchen!
Pigmentflecken!
Schlaffheit!
Verlust an Lipiden! (OMG! WOHIN GEHEN DIE LIPIDE???)
Verlust an Collagenen (auch sie… einfach fort?)
Die Kinder kontrollierten mein Gesicht. Zumindest fünf Zeichen waren eindeutig identifizierbar. Wobei man bei den Pigmentflecken ja sagen muss, in meinem Alter weiß man eben nicht so genau, ob es sich um jugendliche Sommersprossen oder älterliche Altersflecken handelt – deswegen ist Pigmentfleck ein sehr klug gewählter Begriff. Sowas hat ganz bestimmt jede/r.
Da saßen wir bedröppelt und besorgt.
Nicht nur, dass mir bis vor einigen Tagen gar nicht klar war, wie es um mich und meine Haut steht, weil ich lieber Pokémon Go gespielt habe, als mich um meine Makel zu kümmern – nein – wir haben das alles als völlig normal hingenommen.
Ich dachte: ich bin jetzt über vierzig. Da hat man das ein oder andere Fältchen. Das Doppelkinn erschlaffft langsam, die Nasolabialfalte wird tiefer.
Ich war sozusagen einfach so im Reinen mit mir.
Ein bisschen zu viel Speck am Bauch, Falten im Gesicht, gelegentlich glanzloses Haar.
Hingenommen habe ich diese Veränderung.
Naja ICH – WIR alle haben das.
Wir dachten, es gäbe einen Unterschied zwischen Kindheit, Jugend, Adoleszenz und Alter, der sich auch in unterschiedlichem Aussehen niederschlägt.
Die Werbung hat uns aber glücklicherweise die Augen geöffnet und zwar gründlich.
Ich bin ein einziger Makel. Eine Schande. Der Archetyp von Unperfektion.
NATÜRLICH geht das nicht. NATÜRLICH kann ich nicht einfach altern und gar Übergewicht bekommen. Was hab ich mir nur dabei gedacht! Ich kann doch Eiweißshakes trinken, hungern, Bodyshapeunterwäsche tragen, ergraute Haare färben, Falten wegcremen und meinen Teint mit Makeup perfektionieren!
Ich verschwinde dann mal kurz im … Moment! Eines der Kinder ruft. Oh? Hier gibt es ein Pikachu! Oh wie toll! Boah! Mit 354 WP!