Vorschläge erbeten

Mithilfe erbeten. Habt ihr einen Text in Erinnerung, den ich öffentlich lesen könnte?

Nehmen wir an, ich hätte vor, mal wieder einen meiner Texte bei einer Lesung zu präsentieren. Welchen sollte ich da wohl wählen? Mir fällt es so schwer diese Entscheidung zu treffen.

Gedanken zur Nacht aus dem Reich der digitalen Säugetiere

Wer quantitativ in der Minderheit ist, sollte umso lauter zwitschern, lehrt die (Tier-)Soziologie

Männliche Raubtiere markieren ihr einmal erobertes Revier in den meisten Fällen durch eine Mischung von Urin und Pheromonen. Artgenossen können durch Beschnuppern der Duftmarken weitaus mehr erfahren als dass das Gebiet bereits besetzt ist. Neuere Forschungen zeigen, dass die Urinmarken differenzierte Angaben zu Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand und allgemeiner Paarungsbereitschaft enthalten.

Ich finde, im Internet kann man das Kommentieren als eine moderne Variante des Duftmarkensetzens ansehen. Und weil der Mensch auch nur ein Säugetier ist, machen das v.a. Männer gerne (zumal sie bestimmt um die Nebeneffekte was Pagerank etc. angeht, wissen, wenn man mit Backlink auf die eigene Seite kommentiert. Mit Technik kennen sie sich aus). Dabei ist das „normale“ Kommentieren noch verhältnismäßig aufwändig. Immerhin muss man sich irgendeinen halbwegs passenden Inhalt ausdenken, den man unter einen Beitrag setzt. Die Convenience-Duftmarke ist der Kommentarautomat. Man gibt hier nur die URL an und nuschelt quasi was in den Bart. Schnell und effektiv in die Ecke gepinkelt und weiter geht’s.

Für mein Empfinden kommentieren Frauen weniger und auch ganz anders. Passend dazu habe ich in einem etwas älteren Beitrag von Frau Ziefle gelesen: „Ich bin mir völlig bescheuert vorgekommen, bei den Kommentarfeldern meine url anzugeben. Warum? Weil ich mich schlichtweg nicht für so wichtig gehalten habe. Der “Wert” dieses Links (Traffic auf meine Seite) war mir zuerst nicht bewusst und dann eher peinlich. Nicht, weil ich meine Texte schlecht fände oder unwichtig. Aber weil mir nicht klar war, was das bedeutet und welche Schlüsse man ziehen kann, wenn überall meine url dabeisteht.

Ich glaube tatsächlich, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Auch gibt es natürlich die Menschen, die nicht nur kommentieren, um ihre Duftmarke abzusetzen.

Jedenfalls bin ich bei Trackback auf ein wunderschönes Wort gestoßen. Es lautet „rivvern“. Rivvern wurde wie folgt beschrieben: Man wartet bis ein Beitrag bei Rivva auftaucht und dann kommentiert man dort. D.h. man beobachtet die anderen Raubtiere und wenn eines mächtig wird, pullert man vorsichtig in die Ecke um zu prüfen, ob weitere Artgenossen mal ins eigene Rivvier äh Revier schauen, um dort zu beurteilen, ob eine weitere Bedrohung für das eigene Territorium lauert.

Durch die Behauptung von Territorien wird bei Raubtieren übrigens die Obergrenze der Bevölkerungsdichte festgelegt. Wenn man sich die gefühlte Blogosphäre anschaut, finde ich auch diese Parallele sehr passend. Für mich gibt es eine Art maximale Anzahl von gefragten Bloggern – die meisten regelrechte Graurücken – und es platzieren sich nur sehr selten Neue. Vor allem neue Frauen. Weil die nämlich wenig geben auf die akustische Reviermakierung das Gebrüll.

Jedenfalls wenn man (lautet das pc eigentlich manIn?) gehört werden möchte, dann muss manIn- weil im Netz quantitativ unterrepäsentiert (man liest oft von einer 80 : 20 Verteilung) eben umso lauter zwitschern.

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Allen, die über Google mit ekeligen Keywordkombinationen, die das Wort Urin enthalten, hier gelandet sind: Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!

Total Recall

Total Recall – Das Festival des nacherzählten Films sucht noch Nacherzähler

Jedes Jahr findet u.a. in Berlin das Festival des nacherzählten Films statt. Wie zu verschiedenen Anlässen bereits gesagt: Ich liebe dieses Festival.

Leider steht das Festival Jahr für Jahr auf wackeligen Beinen. Zuschauer gibt es ausreichend. Jedes Jahr ist die Veranstaltung an beiden Tagen ausverkauft. Es mangelt leider an Nacherzählern.

Die Stimmung ist hervorragend und es ist noch nie eine Nacherzählung ausgebuht oder sonstwie negativ kommentiert worden. Ich überlege deswegen seit 2005, ob ich mich nicht einfach auch mal auf die Bühne stelle – allerdings habe ich mich noch nie überwinden können – ich empfinde mich selbst bei Vorträgen und ähnlichem als – sagen wir – optimierungsfähig.

Nach einer Lesung hat mal einer zu mir gesagt: „Du warst sowas von lustig! Ohne jede Emotion hast Du wie ein Roboter, der gleich einschläft, alles runtergeleiert. Das war echt der Hammer!“

Dem Weiterleben des Festivals  zuliebe würde ich dieses Jahr allerdings mitmachen – vorausgesetzt es finden sich fünf weitere Personen die sich verbindlich mitanmelden.

Es gibt doch durchaus Menschen, die gerne im Rampenlicht stehen oder die so wunderbar erzählen können, dass es einem ganz warm ums Herz wird. Vielleicht wäre es auch mal Zeit für einen Beitrag von und für Gehörlose?

Hier der offizielle Aufruf:

Berlin
25./26. Nov. 2011 im Hebbel Am Ufer / HAU1
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Total Recall das int. Festival des nacherzählten Films sucht FilmnacherzählerInnen und Filmnacherzähler.

Jeder hat es schon einmal getan, jedem ist es schon einmal passiert. Das Nacherzählen von Filmen ist eine weit verbreitete Kunst, die im Verborgenen blüht.
Doch das wird jetzt anders: Das internationale Festival des nacherzählten Films bietet jedem, ob Filmfreak, Soap-Fan, Gelegenheitskinogänger oder ausgewiesenem Cineasten, die Chance, im öffentlich ausgetragenen Wettkampf einen Film
zu erzählen.

Das Publikum ist die Jury und entscheidet, wer die «Silberne Linde» gewinnt. Wir suchen Sie als Nacherzähler/ in. Sie haben 10 Minuten Zeit, von Ihrem (Lieblings-)film zu erzählen, ohne Benutzung von Hilfsmitteln.

Wer sich als Erzähler/in anmeldet erhält an beiden Tagen für sich und eine Begleitperson freien Eintritt.

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung unter info (klingeling) total-recall.org

Lady Helmchen

Ab jetzt kann man Helm tragen – auch wenn man eitel ist.

Letzte Woche ist Kind 1.0 fast im Schritttempo vom Fahrrad gestürzt und hat sich eine ziemlich böse Platzwunde am Kinn zugezogen. Glücklicherweise trug es einen Helm. Der Helm ist an der vorderen oberen Seite total zerschrammt. Man kann sich leicht ausmalen, dass Kind 1.0 ohne den Helm eine weitere – viel schlimmere Platzwunde am oberen Kopf gehabt hätte.

In letzter Zeit hatten wir öfter Diskussionen, weil Kind 1.0 den Helm gelegentlich mit dem Argument „Ich fahre nur langsam“ nicht tragen wollte. Mein Mann und die anderen beiden Kinder tragen immer Helm. Ich nicht. Ich gestehe, ich war lange zu eitel. Mit Helm sieht man einfach total doof aus. Ein ziemlich dämliches Argument – das schwante mir in letzter Zeit immer öfter – v.a. auf dem Weg zur Arbeit über die Alexanderstraße. Wenn ich da beobachte wie sich manche Autofahrer (und auch Fahrradfahrer) verhalten, dann wundere ich mich, dass im Straßenverkehr nicht viel, viel mehr passiert.

Mein Mann, der vor keiner Herausforderrung zurück scheut, hat meine Twitteraufgabe angenommen und ein erstaunliches Ergebnis geliefert.

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U.a. bei Weltrad.de (Bild von dort) kann man die schicken Helme bestellen. Das Beste daran, man kann unterschiedliche Cover nachbestellen, so dass der Helm auch immer zum Outfit passt.

Yakkay-Helm bei Weltrad.de

Als großer Freund von farblich passenden Accessoires finde ich das natürlich super.

Wunderschön sieht man natürlich immer noch nicht aus – aber ein bisschen besser als mit den gewöhnlichen Helmen. Das reicht.

Jedenfalls: Kauft Euch Helme und tragt sie und bitte, bitte packt Eure Babys nicht in Tragetücher oder Ergo Carrier und fahrt mit Ihnen durch die Gegend. Da wird mir echt schlecht.

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Schick findet man die Helme an anderer Stelle auch.

Mein Name tut nichts zur Sache – eben doch!

Warum es manchmal doch ganz schön wäre statt der Wagen- oder Dienstnummer einen echten Namen zu erfahren.

Das Thema Klarname beschäftigt mich seit ich 2004 meinen ersten Blogeintrag verfasst habe. Damals wollte ich auf keinen Fall, dass jemand herausfindet wie ich heiße. Sieben Jahre später ist es mir ziemlich egal. Leider nur ziemlich denn eine Restangst bleibt. Ich denke nicht, dass ich mir mit dem, was ich schreibe, schade. Weder beruflich noch in irgendeiner anderen Hinsicht. Zumal ich selten tatsächliche Begebenheiten aus meinem Leben schildere. Gefühlte 90% meiner Blogeinträge sind frei erfundene Geschichten, die maximal ihre Inspiration aus einem persönlichen Erlebnis beziehen. Nicht selten sind es nicht mal meine eigenen Erlebnisse sondern reine Alltagsbeobachtungen oder die Geschichten beziehen sich auf etwas, das mir ein anderer erzählt hat. Hinzu kommt, dass die Geschichten in der Regel stark überzeichnet sind (Ja, sorry, ich bin nicht halb so bekloppt, wie es anmutet).

Ich stelle immer wieder fest, dass einige Leser damit Probleme haben – also mit dem Erkennen bzw. Trennen von wahrer Begebenheit und unterhaltender Geschichte. Daran kann ich aber nichts ändern – schon gar nicht mit der Geheimhaltung meines Namens.
Die Leute verstehen was sie wollen und fertig.

Warum trotzdem nicht mein Klarname unter jedem Eintrag steht, hat eher etwas damit zu tun, dass ich meine Familie schützen möchte. Meine Kinder sollen von den Fehlinterpretationen einiger Leser und Kommentatoren keinen Schaden davon tragen. Deswegen lege ich Wert darauf, nicht jedes Detail meines Privatlebens preis zu geben.
Mein Kollege, Felix Schwenzel und auch andere Blogger bzw. Freunde, die unter ihren Klarnamen im Netz unterwegs sind, haben mich in der Vergangenheit immer wieder ermuntert einfach mal auszuprobieren was passiert, wenn ich meinen echten Namen benutze.
Irgendwann (vor 4 Jahren?) habe ich es gewagt. Zunächst hätte man meinen Namen nur über DENIC erfahren können, später schrieb ich ihn ins Impressum und seit einiger Zeit stehen sogar meine direkten Kontaktdaten auf meinen Seiten.

Es passierte: nichts.
Selbst wenn eine Zeitung oder irgendwer Kontakt zu mir aufnehmen möchte, geschieht das durch eine freundliche Mail. Ich habe lediglich das Gefühl, dass die Menschen lieber „Hallo Patricia“ als „Hallo der die das Nuf“ schreiben.

Sicherlich gibt es immer wieder mal eine Mail, ein Reply oder einen Kommentar über den ich mich ziemlich aufrege – aber das passiert im Leben außerhalb des Netzes ebenfalls und auch hier – ob jemand weiß wie ich wirklich heiße oder nicht – es ändert nichts an meinem Ärgergefühl. Glücklicherweise habe ich bislang nur eine Erfahrung gemacht, die sich ein bisschen spooky anfühlte und ansonsten habe ich mir noch keine Troll an Land gezogen (toitoitoi!).

Warum ich das alles schreibe?
In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass Menschen anscheinend eine Art Phobie entwickelt haben, dass der Gesprächspartner ein Psychopath sein könnte. (Ich beziehe mich explizit nicht auf die Fälle, die im Moment von Google+-Sperrungen betroffen sind und auch nicht auf die Fälle, bei denen ein Pseudonym ein echter Schutz ihrer Person darstellt!). Was ich meine ist folgendes:

Gestern ließ mich ein Tramfahrer mit Kinderwagen nicht in den vorderen Teil seiner leeren Tram einsteigen. Er verwies mich in den hintersten Wagenteil. Ich musste die ganze Tram mit Kinderwagen und einem weiteren Kind an der Hand entlang rennen und mich dann – nachdem der Tramfahrer tatsächlich die Türen schloss OBWOHL er mich ja nach hinten geschickt hatte – in die in der Zwischenzeit total überfüllte Tram quetschen, um dort auch noch den Unmut anderer Fahrgäste auf mich zu ziehen.
Ich bin daraufhin bis zur Endstation mitgefahren und habe den Tramfahrer gefragt, was das solle. Er hat mir sehr unsachlich erläutert, dass Menschen mit Kinderwagen grundsätzlich nicht vorne einsteigen dürften, weil es schließlich sein könnte, dass auf der Strecke ein Rollstuhlfahrer einsteigen könnte. Der hypothetische Rollstuhlfahrer und ich würden dann seinen Fluchtweg im Falle eines Brandes versperren und ich sei dann an seinem Tod schuld.
Nach einigem hin- und her, habe ich ihn nach seinem Namen gefragt, um mich mit Bezug auf seine Aussagen bei der BVG zu beschweren. Zu meinem Erstaunen wollte er ihn mir nicht nennen. Der sei irrelevant. Ich könne mich auch so bei der BVG rückversichern, dass er sich richtig verhalte und alle anderen Fahrer, die es Menschen mit Kinderwagen gestatten vorne einzusteigen, sich falsch verhielten.
Zu meiner bereits vorhandenen Wut und dem Gefühl als Frau mit Kinderwagen diskriminiert zu werden, hat mich seine Unwilligkeit seinen Namen zu sagen und damit zu dem zu stehen was er mir erzählte, sehr verärgert.

Für mich ist dies eine Art seiner Verantwortung zu entgehen. Sich aufführen wie sonst was und dann sagen: Ja Pech, ich hab aber recht und jetzt können sie abziehen und selbst wenn sie sich an offizieller Stelle beschweren, es gibt keine Beweise, dass sie sich mit mir rumgeärgert haben.

Mich entsetzt diese Haltung. Zumal das nicht das erste Mal ist. Auch auf Ämtern, auf der Straße mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes, am Telefon mit Call-Centern (etc.) passiert es mir immer wieder, dass mir Menschen nicht ihren Namen sagen wollen.
Für mich ist die Situation zudem unsymmetrisch, denn meistens wissen die Leute im umgekehrten Fall (wg. Kundennummer und ähnlichem) ganz genau wie ich heiße und wo ich wohne. Was also motiviert die Menschen nicht mehr ihren Namen sagen zu wollen?
Denken sie wirklich, dass ich, sobald ich den Namen weiß mich in eine Wahnsinnige verwandle und sie über den Sachkonflikt hinaus im Privatleben behellige? Falls ja, ist das eine sehr bedauerliche Entwicklung, denn ich finde es wichtig, dass man zu dem was man sagt und was man fordert, steht. Zumal ich denke, dass mir so manche Frechheit erspart geblieben wäre, wenn die Menschen kurz inne halten und überlegen, ob sie das jetzt wirklich in dieser Form sagen wollen – einfach nur weil sie es mit ihrem echten Namen quasi unterschreiben.