Die hinreichend gute Mutter

Natürlich wäre ich gerne eine gute Mutter. Eine perfekte Mutter. Warmherzig, verständnisvoll, kritisch, aber nicht überkritisch, verlässlich, aber nicht zu gluckig. Ich büke gerne am Wochenende, ich kochte jeden Abend gesundes, wohlschmeckendes Essen, könnte vielleicht sogar nähen, so dass ich unabhängig von der Rosahellblauindustrie den Kindern Kleidung schenken könnte. Ich wäre immer geduldig, nie laut, nie genervt, ein gutes Vorbild.
Nie würde ich vergessen ins Elternheft zu schauen, in den Ferien würde ich immer an die Brotdosen denken. Ich sähe auch nie zerknautscht aus, faltenfrei auch an der Hose, so dass ich jederzeit vorzeigbar wäre.
Peinliche Dinge sagte und täte ich nie, noch nie hätte ich gehört „Du bist die gemeinste Mama der Welt!“ noch nie „Ich mag dich nicht, du bist *******!!!“.

Doch – ach – ich bin all das nicht. Zumindest nicht immer.
Oft bin ich erschöpft, ungeduldig, manchmal vielleicht auch einfach faul. Ich schaffe es nicht meine Bedürfnisse immer hinten an zu stellen. Am Ende, ach, ach, bin ich ein Mensch.

Wie gerne habe ich deswegen das Interview mit Élisabeth Badinter in der Zeit Online gelesen.

Élisabeth Badinter sagt unter anderem:

Alle Mütter sind nur mittelmäßige Mütter. Weil sie Frauen, also Menschen sind.

Meine Therapeutin sagt mir das auch immer wieder: Mehr als eine hinreichend gute Mutter können sie nicht sein.

Am Anfang war ich empört. Das ist ja schön faul. Die perfekte Ausrede. Ich bin eben so. Was kann ich dafür?

So ist mein Anspruch an mich selbst nicht. In keinem Bereich. Nicht im Muttersein, nicht im Partnerin sein, nicht als Freundin, nicht im Arbeitskontext.

Mit der Zeit habe ich aber verstanden, dass diese Erkenntnis nicht ausschließt, dass man es nicht trotzdem versucht. Dass man nicht trotzdem jeden Tag versucht es besser zu machen.

An manchen Tagen gehe ich abends eben ins Bett und bin gescheitert. War ungeduldig, habe Dinge vergessen, war zu erschöpft, um aufmerksam zu sein, hab mich falsch verhalten.

Aber dann kommt eben ein neuer Tag und ich kann es wieder versuchen – nur eben nicht auf dem völlig überzogenen, nie zu erreichenden Ideal-Niveau – sondern mit der Erlaubnis zu scheitern und somit auch weichherzig für das Scheitern der anderen zu werden.

Den Perfektionismus in eine Ausstellungsvitrine zu stecken und ihn abzulegen, hat mich weich gemacht. Das tut unglaublich gut.

Der Perfektionismus davor hat mich nämlich streng und hart gemacht. Mit mir und auch mit den anderen, die es sich einfach gestatten zu scheitern, die mit 80% zufrieden sind. Die nicht abends todmüde noch durch die Wohnung kriechen und sie aufräumen. Die morgens nicht noch früher aufstehen, um alles geregelt zu bekommen.

Was fällt denen ein? Sie setzen sich mit einem Glas Wein in das unaufgeräumte Wohnzimmer und essen nach 18 Uhr Kohlenhydrate??!

Für manche ist es vielleicht nicht nachvollziehbar, aber für mich war es lange Zeit eine Qual nicht all dem nachzugehen, was ich dachte, was ich zu erfüllen hätte, von dem ich dachte, ich müsse es tun, weil „man“ es eben so macht.

Es ist ein ewiges Kämpfen gegen Windmühlen, mit zusammengebissenen Zähnen, den eigenen Schmerz, die eigene Erschöpfung, die eigenen Gefühle ignorieren.

Jetzt laufe ich dauerhaft auf 60 – manchmal auf 80%. Nie aber auf 100 und v.a. es tut mir nur noch selten weh, dass ich an den 100% so kläglich scheitere.

Am Ende kann ich jetzt nur hoffen, dass ich zwanzig Jahren nicht doch denke, ach hätte ich mich nur besser zusammengerissen, ach wäre ich disziplinierter gewesen.

Viel lieber wäre mir natürlich, dass ich mit meinen Kindern in meiner mittelgut aufgeräumten Wohnung säße, wir uns lachend unterhielten, während wir mittelgute Pizza, selbstbelegt, aber aus ausrollbarem Hefeteig äßen und uns alle einig wären, dass das schon OK so war.

Doch zurück zum Muttersein. Ich beobachte in meinem Umfeld interessiert die Mutter-Kind-Beziehungen der erwachsenen Freunde. Tatsächlich gibt es unter all meinen Freundinnen und Freunden genau drei Mütter, die für mich vorbildhaft sind was das Verhältnis zu ihren Kindern angeht. Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sind bedingungslos da für ihre Kinder wenn sie gebraucht werden und ansonsten – lassen sie ihren Kindern einfach alle Freiheiten.

Auch hierzu findet sich im Interview ein Satz zum Thema „Was macht eine gute Mutter aus?“

Die richtige Distanz. Eine gute Mutter ist eine, die es schafft, die richtige Distanz zu ihrem Kind zu halten. Und von denen gibt es sehr wenige. Ich würde sagen, sie sind so selten wie die Mozarts in der Musik.

Sie wird gefragt, ob sie denn selbst eine gute Mutter ist und sagt:

Nein, ich bin eine schlechte Mutter. Das sage ich immer, damit bin ich fein raus. Tatsächlich kann man das nie wissen. Häufig fällt man Entscheidungen, von denen man Jahre später denkt, das war totaler Blödsinn. Man weiß erst im Alter, ob man nicht alles falsch gemacht hat, nämlich dann, wenn die Kinder immer noch freiwillig zu Besuch kommen.

Jedenfalls, lest das Interview selbst. Es steht viel Gutes darin. Sie redet auch über die sich verändernden Väter, über die Väter, die bessere Väter (im Sinne von engerer Bindung zu den Kindern) werden, weil sie von ihren Partnerinnen getrennt sind, sie redet über Gleichberechtigung, über kulturell geprägte Rollenbilder und über die Rückrollbewegung zur „natürlichen Mutterschaft“.

Kann ich nicht alles unterschreiben, aber 80% und das ist für mich gut genug.

Wenn der Damm reißt, ist jede Frau froh, wenn die Füße wenigstens pedikürt sind

Gehört in jede Krankenhaustasche - ein paar Make-up-Pinselchen
Gehört in jede Krankenhaustasche – ein paar Make-up-Pinselchen

Magisch sei es ein Kind zu gebären. Mein Frausein erblühe endgültig! Ein Kind aus den Lenden zu pressen: wen könnte das nicht verzücken?

Und weil das alles so besonders ist und man ja auch Fotos macht, welche Frau denkt da nicht an pedikürte Füße, an eine Intimrasur und ein leichtes Make-up?

Hmmm?

Naaa?

Ob ich betrunken bin? Also weil ich das da oben schreibe?

Neee, ich habe auf den Seiten von dm Österreich gelesen.

Welche Mama hat sich beim Packen der Kliniktasche keine Gedanken über Kleidung, Aussehen, Kosmetikartikel gemacht?

und

Ein Friseurbesuch eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin, einmal Fußpflege, Maniküre samt Handmassage oder eine kleine Gesichtsbehandlung – das tut einfach gut. […]

Mit dem tollen Nebeneffekt, dass man danach auch noch besser aussieht.

Bitte lesen Sie unbedingt den verlinkten Artikel, ich habe es mehrere Male getan, weil ich es wirklich nicht fassen kann, weil ich wirklich nicht glauben WILL, dass es Frauen gibt, die sich selbst während einer Geburt Gedanken machen, ob sie schön genug sind und z.B. die Hebamme nicht mit dem Anblick unrasierter Beine beschämen.

Persönlich habe ich mir eher Gedanken gemacht, ob es mir unangenehm sein könnte, dass ich beim Pressen auf das Bett kacke.

Wohlfühlen sei das oberste Gebot, so der Artikel.

Ich kann einfach dieses Bild nicht los werden, wie eine Frau im Bad steht, alle 5 Minuten eine Wehe. Sie trägt mit schmerzverzerrtem Gesicht ein wenig Concealer auf, dann eine dünne Schicht Tagesmakeup, ein wenig Rouge (macht ja eine freshe Optik, nä?), ein Nude-Lippenstift, ein zaAAHAHHHH AHhhh ah ah ah rter Lidstrich…

Dann zwanzig Minuten später im Kreißsaal die ständige Sorge: Uhhh. Hoffentlich verwischt RROOOOAAAAARRR ahh ah ah jetzt nichts!

Ich stelle mir dann all die Schmerzen, den Schweiß, das Blut vor, die Angst, ob alles gut geht, alle gesund bleiben, ob man das übersteht und eine Frau, deren Gedanken sich auch noch darum drehen müssen, ob sie bitte, bitte auf dem Foto, wenn das Kind endlich rausgepresst ist, GUT aussieht.

Also OK. Ich hab in der letzten Weisheit behauptet, ich hab nicht so oft Gefühle – jetzt hab ich eins: HASS

Bardinnen und Hoppelhasen

img_9865Ein ungefähr 1,80 m großer, sehr kräftiger Mann in einem grellblauen engen Ganzkörperhasenanzug springt auf die Bühne.

Da wusste ich sofort: Hier bin ich richtig.

Es ist 20.30 Uhr und ich stehe im Huxley’s und weiß gar nicht was mich erwartet. Was ich weiß: Ich kann Konzerte nicht leiden. Die Anzahl der Konzerte, die mir wirklich gefallen haben, kann ich an einer Hand abzählen.

Meistens gibt es mir nichts eine:n Künstler:in live zu sehen. Das liegt daran, dass man entweder Unmengen Geld ausgibt um eine professionelle, aber seelenlose Unterhaltungsmaschinerie zu beobachten (Robbie Williams, Peter Gabriel…) oder aber ich erkenne die Lieder kaum wieder vor lauter Reminx und Soundteppich (Smashing Pumpkins, Seeed…). Alternativ ist alles nur grausam kakophon (Beasty Boys, Erasure…).

Konzerte und ich: nö

Aber ich will ja nicht immer so viel nein sagen und überkritisch sein. (Man kommt übrigens an sehr interessante Stellen im Leben, wenn man einfach mal freimütig „ja“ sagt – aber das ist ein ganz eigenes Thema).

Jedenfalls: Mein Freund fragte neulich: „Kennst du Amanda Palmer?“. Ich „Nö“. „Willst du mit zum Konzert?“ JETZT! JETZT HÄTTE ICH JA SAGEN MÜSSEN! Ich zögere aber … „Könnte wirklich was für dich sein…“ „Hmmm… na gut.“

Gestern also Amanda Palmer. Nie gehört.

megahasi
Foto Marcus Richter (nicht im Anzug sondern als Fotograf!)

Meine Skepsis, wie gesagt, war beim Anblick des Manbunnys sofort verpufft.

Als nächstes kommt eine Frau mit Ukulele und rosa Haaren auf die Bühne und singt ein Lied in dem sie beschreibt warum und wie sie eine professional time waster ist.

Dann tanzt nochmal der Hase, diesmal mit Paradeklöppeln*, die er durch die Luft wirbelt und dreht.

Dann kommt Amanda FUCKING (das wird geschrien wie in einer Boxarena) Palmer auf die Bühne, auf der sonst nur ein Flügel steht. Frau Palmer wirft eine Art Militärmantel von sich und tritt an den Flügel.

Selbiges bearbeitet sie dann den gesamten Abend über mit einer unglaublichen Kraft und Energie. Ich finde es toll wie ihr ganzer Körper in Aktion ist, ihr Gesicht eine Grimasse wird, man die Anstrengung und Mühe sieht.

Der Abend ist eine Mischung aus durchaus radiotauglichen Musikstücken und gesungenen Anekdoten. Vor allem letzte bereiten mir große Freude. Sie erzählt die Hintergrundgeschichten zu den Songs und dann singt sie. Ich fühle mich ganz nah an einem Gefühl meiner Kindheit. Ich erinnere mich, dass ich oft dasaß und mir vorgesungen habe, was ich mache oder was ich mag oder was den Tag über passiert war.

Amanda Palmer macht das in der Erwachsenenversion. Man begleitet sie durch einzelne Episoden ihres Lebens. Das ist so dicht und teilweise so intensiv, dass man vom Lachen ins Weinen kippt.

War auch ein bisschen klar, dass mich ausgerechnet das Lied „At least the baby didn’t die“ gepackt hat.

Amanda Palmer stellt ihre Show ad hoc zusammen. Sie fragt die Leute im Publikum, was sie singen soll und kritzelt sich die Liedwünsche auf den Unterarm.

Manche Lieder fängt sie an, vergisst den Text, nuschelt sich bis zum Refrain und hört dann auf. Das Publikum johlt und freut sich. Echtheit kann man einfach nur schätzen.

Interessant finde ich, dass Amanda Palmer immer wieder davon berichtet wie frei sie künstlerisch arbeiten kann seit es Patreon gibt. Es ist ihr offenbar gelungen sich von kontrollierenden Rekord-Labeln zu lösen und ganz ihr eigenes Ding zu machen.

Sie fragt auch das Publikum wer schon Unterstützer:in ist und bittet um weiteren Support. Zu meiner Überraschung melden sich gefühlt 3/4 aller Anwesenden. Ich staune. Wer in meinem Umfeld kennt denn bitte Patreon? Und wer ist dort aktiver Supporter? Irre!

Aber Amanda Palmer hat es drauf: Es gibt auch einen TED Talk zum Thema um Hilfe bitten und um die besondere Beziehung die sie als Künstlerin zu ihrem Publikum aufbaut.

Drei Stunden singt und spricht sie. Mir tut alles weh. Der Rücken, die Füße, ich bin durstig, es müffelt, es ist heiß. Aber ich würde es immer wieder tun.

Ich werde Amanda Palmer im Auge halten. Sie bloggt und twittert übrigens und wenn ich höre, dass auch sie über ihre Social Media Kanäle ekelige Hasswellen ertragen musste, dann will ich sie mit Liebe überschütten und mich wieder daran erinnern, wie wichtig es generell ist, sich gegenseitig zu supporten, zu sagen, dass man sich gut findet, gerne liest, was andere schreiben und schätzt, was andere tun. Liebe organisieren!

Einen schönen Einblick geben ihre Periscope-Mitschnitte zum Beispiel zum Thema Weltrettung durch Ukulele-Spiel:

Danke Amanda Palmer!

Und P.S. für den Freund: Yoah. Könnte was für mich sein diese Frau.

Und P.P.S. Kann irgendwer bitte Frau Palmer zu John Grant ins Berghain mitnehmen? Sie ist Fan und sie sollten Glacier im Duett singen:

 

*Wie lautet hier der offizielle Fachausdruck?

Neue Traditionen

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Pixabay @Hans

Ich komme aus Köln. Es war eine Frage der Zeit bis alle Feste, die irgendwie mit Verkleiden und Fröhlichkeit zu tun haben, meine Lieblingsfeste würden. Kein Wunder also, dass ich in der Zwischenzeit Halloween sehr gerne mag.

2007 habe ich mich noch versucht misanthropisch zu wehren. 2013 entnehme ich meinem Blog-Archiv, war mein Widerstand bereits vollständig gebrochen.

Tatsächlich aber ist mir dieses Türgeklingel zuwider. Es ist so aufdringlich. So intimsphärisch. Also selbige aufbrechend.

Ich habe mich also verweigert und den Kindern alternativ angeboten, dass wir uns der kiezseitig organisierten Gruppe süßigkeitensammelnder Kinder anschließen.

Punkt 18 Uhr sollte es los gehen. (Wobei ich gestehen muss: ich dachte ACHTZEHN UHR, das ist das autonome Friedrichshain, auf die Uhrzeit achtet hier niemand. Bestimmt gehen die nie pünktlich los. Also holte ich die Kinder erst nach dem Sport ab, schminkte sie gemächlich und wir nähten uns noch in aller Ruhe ein paar Kostüme bevor wie dann losschlenderten.)

Die Gruppe kam uns jedenfalls um 17.57 Uhr bereits entgegen. Gut hundert Kinder obwohl es regnete. Alles straff organisiert. Vorneweg die Polizei – der Gruselumzug durfte mitten auf der Straße laufen. Für die Gruppe wurden sechs Repräsentant:innen ausgewählt, welche drei Tonnen mit Tragegriffen transportieren durften.

Diese durften eine vorher festgelegte Strecke ablaufen und einige Geschäfte abklappern, die sich im Vorfeld spendenbereit gemeldet hatten.

Zwischendrin Trommelmusik und Dudelsackgetröte und laute „BONBONREGEN! BONBONREGEN! BONBONREGEN!“ Rufe.

Der Umzug der Schaudergestalten kam immer wieder zum Halt und wenn ausreichend laut die Parole geschrieen wurde, traten Menschen auf die umliegenden Balkone und warfen mehr oder weniger engagiert Süßigkeiten von den Balustraden.

Manche schlapp, andere ganze Packungen entleerend, wieder andere schoben ihren Nachwuchs vor, der gewissenhaft Bonbon für Bonbon hinunterwarf.

Halloween
BONBONREGEN!

Die Kinder sammelten eifrig die bunten Süßigkeiten aus den Regenpfützen und Hundehaufen und warfen sie solidarisch in die Gruppentonnen.

Nach 1,5 Stunden kehrte man ein, verteilte alle Kamellen gerecht auf die 100 Kinder und verbrannte geschwind als Höhepunkt des Abends noch ein Holzpferd.

Halloween

So entstehen neue Traditionen. Ich glaube nämlich, dass die meisten Anwohner:innen gar nicht wussten, dass sie heute Bonbons von ihren Balkonen werfen sollen. Ich wette daher, dass sie nächstes Jahr gewappnet sein werden und dass wir dann die Regenschirme umdrehen werden und Tonnen an Bonbons sammeln werden.

So wie am Rosenmontag in Köln. Das ist wunderbar! und gefällt mir viel besser als dieses Türgeklingel.

Berlin! Ich muss dich einfach lieben.

Halloween
Schnelle Verkleidung: Der Schminkunfall

Black Mirror – I love to hate you

dunkelheit
pixabay @konteks

Über die ersten beiden Staffeln Black Mirror schrieb ich bereits. Seit dem 21. Oktober kann man auf Netflix nun die dritte Staffel anschauen.

Mein Gesamturteil bleibt (um mich selbst zu zitieren): „Diese Serie ist das Beste, was ich an Dystopien je gesehen habe.“

Korrekter beschreibt es eine Kommentatorin auf IMDb:

This is NOT anti-utopian, it is an actual mirror of a utopian idea gone terribly wrong.

Auf IMDb erhält die Serie 8,8 von 10 Punkten. Völlig zu Recht.

Es spielen überproportional viele Frauen die Hauptrollen und – was man sonst auch nicht so oft sieht – es spielen auch auffällig viele People of Colour mit. Genau genommen spielt das Geschlecht für den Seriencharakter tatsächlich keine Rolle und die toughe Soldatin von Folge Men against Fire ist eben das: eine Killerin und Jägerin. Sie hat eine blutverschmierte Nase wenn sie geschlagen wird, eine kampftaugliche Frisur unter ihrem Schutzhelm und trägt keine überflüssige Schminke. Sie schleppt kein Weiblichkeitsklischee mit in die Rolle und verliert dadurch nichts von ihrem Frausein. Das finde ich wirklich erstaunlich gut inszeniert und hab das (bewusst) so auch noch nicht gesehen.

Mich ermüden mittlerweile Filme und Serien, die sich hauptsächlich aus einem männlichen Cast zusammensetzen, in denen Frauen kaum sprechen dürfen und meistens schönes Beiwerk sind.

Aus diesem Einheitsbrei tritt Black Mirror angenehm durch eine gute Verteilung der Geschlechter hervor. (Frauen dürfen sogar Falten und Tränensäcke haben!)

Es scheint mir so, als ob sich die dritte Staffel übergreifend v.a. mit Fragen der Unterscheidbarkeit von Virtueller Realität und „echter Welt“ beschäftigt.

Jede Folge gab mir einen unangenehmen Gedanken mit auf den Weg. Besonders unangenehm deswegen, weil ich doch so gerne fortschrittsgläubig sein möchte. Mich langweilen die Zukunftsdarstellungen a la Terminator oder Battle Star Galactica in der die KI am Ende immer böse wird und die Menschheit mit allen Mitteln auslöschen will.

Ich möchte lieber die Zukunft in der mich freundliche Androiden im Alter begleiten. Die Zukunft in der die flauschige Roboterkatze mir auf meinem Schoß Gesellschaft leistet und Wärme spendet. Die Zukunft in der uns Implantate verbessern, klüger und gesünder machen.

Black Mirror berichtet von einzelnen Themen in denen die jeweiligen Aspekte entgleiten. Und zwar alle. Jede Folge.

Bemerkenswert finde ich deswegen, dass ich auf diversen Seiten gelesen habe (z.B. Serienfuchs), die Folge „San Junipero“ hebe sich von den ansonsten düsteren Teilen von Black Mirror ab.

SPOILER!

Für mich war das eine der schlimmsten Gedankenexperimente. Im Wesentlichen geht es ja darum, dass man seine Seele (wie auch immer) digitalisieren und dann in eine Art Virtual Reality – San Junipero eben – hochladen lassen kann. Dort sind alle Menschen jung, gesund, das Wetter ist schön, man kann für immer Party machen.

Jeder Mensch der Welt kann frei entscheiden, ob er sich kurz vor seinem Ableben (in einem gewissen Alter eben oder bei schwerer Krankheit) hochladen und dann den eigentlichen Körper sterben lässt.

Es sei denn man stirbt unvorhergesehen. In einem Unfall beispielsweise. Dann ist man leider einfach tot.

Eine der beiden Hauptpersonen erlebt nun dieses Dilemma. Der eigene Mann hat sich nach 47 Jahren Ehe gegen San Junipero entschieden und ist einfach so gestorben. Das Ehepaar hatte nämlich eine Tochter, die mit 39 bei einem Autounfall starb. Der Vater entscheidet sich deswegen gegen das ewige Leben in der San Junipero Cloud.

Am Ende ihres eigenen Lebens angekommen, muss sich nun die Mutter Kelly entscheiden: Ab ins ewige Leben oder normal sterben in der Hoffnung Mann und Tochter in einem wie auch immer gearteten Leben nach dem Tod zu begegnen.

Das ist nur ein winziger Aspekt der Folge, der mich aber durch und durch erschaudern lässt. Tatsächlich ist das was jede Folge Black Mirror mit mir macht: Mir einen grauenhaften Gedanken mit auf den Weg geben.

Manche Folgen haben mir mit ihren Ideen richtig körperliche Schmerzen gemacht. Ungefähr so wie wenn einem jemand von einer Augen-OP erzählt, die er ohne Betäubung erlebt hat (Danke Malik für diese unvergesslichen Erinnerungen, ich spüre das Unbehagen noch im Steiß).

Am schwächsten fand ich Shut Up and Dance. Der Serienhauptcharakter Kenny ist ein Außenseiter und von unbekannten Hackern erpresst, weil diese ihn beim Masturbieren mit seiner Webcam filmen. Er wird gezwungen seine Handynummer rauszugeben, andernfalls würde das Filmmaterial geleakt. Von da an erhält er Aufträge, die immer heftiger werden. Er quält sich, doch am Ende tut er alles, was man von ihm will.

Ganz am Ende gibt es einen Hint warum er so handelt. Für mich war sein Handeln im Laufe der gesamten Folge ab einem gewissen Punkt überhaupt nicht mehr nachvollziehbar.

Alles was ich von dieser Folge mitnehme ist: Klebt immer schön die Webcam ab, benutzt VPN Verbindungen und verschlüsselt eure Kommunikation.

Der Rest der Folgen: wwwäähhhh üüüääähhhhh bäh. Vielleicht lege ich mein Telefon doch mal öfter aus der Hand.

Aufmerksamkeitsökonomie und technische Hürden

Superväter bekommen Aufmerksamkeit
Papa hat eine Windel gewechselt und jetzt spricht die ganze Welt darüber?

Heute Morgen habe ich im Halbesachen-Blog einen Artikel gelesen, der sich mit der Frage beschäftigt, ob es so etwas wie eine geschlechtsspezifische Verteilung von Aufmerksamkeit gibt.

Die tldr Zusammenfassung lautet: Ja – und das sogar bei klassischen „Mütterthemen“ wie Erziehung und Familie.

(Was ich mit den Anführungszeichen sagen will: Selbst da, wo v.a. Frauen – rein statistisch ausgezählt – einen Großteil der Arbeit übernehmen und dort auch die entsprechende Erfahrung haben, werden Männer besser gehört.)

Konkret geht es um den Artikel zum Kinderkrankenschein von Papa Pelz im Vergleich zu dem Artikel von Petra, die ebenfalls dazu schreibt und das Ganze aus der Sicht einer Alleinerziehenden beleuchtet.

Aufmerksamkeit kann sichtbar gemacht werden

Auf den Artikel von Petra gibt es derzeit 9 Reaktionen. Auf den von Papa Pelz 414.

Ich schreibe jetzt mal bewusst Reaktionen statt Kommentare auch wenn das im Template dort anders steht. Denn es handelt sich eben nicht um Kommentare sondern um Reaktionen, die meiner Auffassung nach von einem Indieweb-Plugin zusammengetragen werden.

D.h. es werden hier alle Reaktionen referenziert und nicht nur die Kommentare, die jemand im Blog verfasst. In die 414 zählen rein: Twitter Shares, Twitter-Quotes, Retweets, facebook-Shares, facebook-Kommentare und facebook-Likes.

Ich habe dieses Plugin auch, weswegen man unter jedem Artikel in der Regel einige Duzend Reaktionen sieht. Allein meine Reichweite von über 10.000 Followern auf Twitter bewirkt, dass meine Artikel eine gewisse (durchschnittliche) Aufmerksamkeit bekommen.

Zudem, so meine magische Hypothese: Gibt es erstmal sichtbare Reaktionen, so ist es viel wahrscheinlicher, dass andere auch kommentieren. Wenn kein Kommentar zu sehen ist, scheint es sowas wie eine blank page panic zu geben.

Technische Hürden aus dem Weg schaffen

Jedenfalls was ich sagen will: Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass das Sichvernetzen und das Gehörtwerden im Internet auch etwas mit dem Senken technischer Hürden zu tun hat.

Schon 2013 habe ich das Thema mal angerissen: Blogs leben durch männliche Seilschaften.

Woran liegt das?

In weniger als einer Minute fallen mir eine Menge Dinge ein, die sich in meiner Beobachtung in der Filterbubble Elternblogs rein technisch bei Vätern und Müttern unterscheiden:

  • Kommentierbarkeit von Artikeln

Oft muss man sich in irgendeinem System extra anmelden, um zu kommentieren. Man hat bei Mütterblogs oft nicht die Wahl verschiedene Logins oder gar ohne festen Login zu kommentieren.

Persönlich habe ich oft keinen Bock mich anzumelden oder ein Passwort zu suchen (selbst im Schlüsselbund nicht, das sind zwei weitere Klicks).

Effekt: Weniger Kommentare, weniger Interaktion, weniger Wiederkehrer etc.

  • RSS Feeds

Viele Mütterblogs kümmern sich nicht um ihre RSS Feeds. Die sind dann nicht einfach mit einem Klick abonnierbar oder aber gekürzt.

Gekürzte RSS Feeds lesen macht keinen Spaß. Wenn ich mir die Artikel in einen Reader ziehe und z.B. offline lesen möchte – dann bedeutet das: Ich lese nicht, RSS Feed fliegt raus, ich lese das Blog nicht mehr.

(Die Beschreibung wie man das in WordPress ändert und wie man ein volles RSS Feed erzwingen kann, findet sich im oben genannten Artikel)

  • Seitensuche

Wirklich viele Mütterblogs haben keine Seitensuche.

Es passiert mir immer noch, dass ich Dinge lese, toll finde, später verlinken will und dann nicht mehr finde. Auch hier: Faulheit siegt

In Google kann man „site:http://www.blogname.de  suchbegriff“ eingeben, um eine Seitensuche zu „erzeugen“ – aber pfffft.

Bestimmt gibt es noch weitere Hürden – das sind die, die mir seit Jahren begegnen und die mir sofort einfallen.

Per se bedeutet das eine schlechtere Verteilbarkeit und damit eine schlechtere Sichtbarkeit.

(Ich selbst lasse mir auch helfen und kann das alles nicht alleine. Ich glaube, einige andere weiblichen Blogs mit großer Reichweite holen sich auch Hilfe. Es gibt sehr viel, das man zusätzlich tun kann, um besser gehört zu werden. Zum Beispiel kann man sich überlegen, wo die Menschen sind, die einen hören sollen und dann dort was anbieten. Sei es nun bei WhatsApp oder Snapchat oder facebook etc.

Es ist zB relativ einfach Infos von einer Plattform zur nächsten durchzureichen. Ich schreibe zB auf Twitter und das wird auf facebook durchgereicht… egal. Was man tun kann, um besser gehört zu werden, also rein technisch, das wäre ein eigener Artikel. SEO übrigens gehört im Sinne von Zugänglichkeit auch dazu. Auch eine bestimmte Schreibweise hilft die Leute bei der Stange zu halten [Zusammenfassungen, Zwischenüberschriften, Bulletpoints])

Jedenfalls was ich sagen will: Ich stimme Jette von Halbesachen grundsätzlich zu. Männer (Väter) bekommen mehr Aufmerksamkeit – und wollte nur ergänzen – evtl. hat das neben den gewachsenen gesellschaftlichen Gründen auch rein technische (die dann auch wieder gesellschaftlich gewachsen sind, aber das wird tautologisch). Zumindest im Netz.

(Zwischeneinschub: Ich glaube übrigens, dass ich von Anfang an meiner „Blogkarriere“ mehr Aufmerksamkeit als andere bloggende Mütter hatte, weil dasnuf als männlich wahrgenommen wurde – in den Kommentaren der ersten Blogjahre, werde ich immer wieder als Mann angesprochen.)

Leuchtturm-Väter pushen oder ignorieren?

Ganz abgesehen davon, geht es aber in dem Artikel um Jette um eine zweite Frage, die mich wirklich auch sehr beschäftigt.

Sie nennt das Phänomen „Leuchtturm-Väter“. Gemeint sind die paar Väter, die öffentlich über das Vatersein schreiben oder die etwas selbstverständliches tun und dann in den Himmel gelobt werden (über Superpapa Gabriel habe ich mich schon ausgiebig echauffiert).

Mich frustriert das auch. Ein Politiker (Gabriel) kümmert sich um sein krankes Kind: SUPERPAPA KÜMMERT SICH UM KIND. ER IST UNSER ALLER VORBILD! Eine Politikerin (Schwesig) tut das selbe: FRAU IST ÜBERFORDERT UND KANN NICHT DELEGIEREN. SOLLTE SIE IHR AMT ABGEBEN?

Das findet so nicht nur in den Medien statt, sondern auch im ganz normalen Leben.

Die Helden-Väter eben. Die neuen Väter. Die, die pro Tag eine Windel wechseln und am Wochenende nachmittags ohne Frau (!) auf den Spielplatz gehen.

ABER. War klar, dass ein aber kommt, oder?

Ich sehe auch zunehmend Männer, die ich in ihrem Vatersein ernst nehmen kann, weil sie genau das tun, was Frauen als Mütter auch tun: Sie kümmern sich um kotzende Kinder, sie schneiden Fingernägel, sie gehen zu U-Untersuchen, schauen in den Sack mit den Wechselsachen, kaufen Geschenke für Kindergeburtstage, trösten, lesen vor, gehen auf Elternabende, sie nehmen mehr als zwei Monate Elternzeit und erleben auch den Spagat der Vereinbarkeit…

Das sind meine Verbündeten. Denen möchte ich auch Aufmerksamkeit geben (können). Da möchte ich nicht zögern im Sinne von – hat eine Frau auch schon darüber geschrieben? Muss ich die verlinken? (Wenn ich es ohnehin weiß, mache ich es natürlich)

Kenne Deine Verbündeten

Was ich sagen will: Es wäre falsch, sich nicht mit Menschen, die das selbe Ziel verfolgen wie ich (Gleichberechtigung, Abschaffung systemimmanenter Benachteiligung von Menschen, die Kinder haben etc.) zu verbinden, sie zu verlinken und ihre Texte zu teilen nur weil sie eben Männer sind.

Das geht für mich in die falsche Richtung.

Jette schreibt abschließend:

Ich wünsche mir ein miteinander Einstehen für Themen. Daher werde ich auch zukünftig Artikel männlicher Autoren liken, kommentieren und teilen, wenn ich sie wichtig finde. Für das richtige Thema bin ich gern einer dieser weiten Kreise.

Sollte sich allerdings irgendein Papa öffentlich dafür feiern, dass er das Baby in aller Herrgottsfrühe zwei Stunden durch den Park geschoben hat, damit die Mama noch schlafen kann – dann klicke ich einfach stumm weiter. Und hoffe, dass es immer mehr (Frauen) mir gleich tun.

Also: Differenzierung ist wichtig. Im Zweifelsfall die Welle nutzen, die ein Verbündeter im selben Thema macht und einfach darauf surfen.

 

Die Unterschiedlichkeit der Dörfer

Berlin ist ein Dorf. In meinem Dorf sind alle tätowiert, tragen zerschlissene Jeans und schwarze Jacken.

Heute war ich im Mitte-Dorf und habe wieder gestaunt. Hochgewachsen sind alle und sehr, sehr dünn.

Es gibt dort einen Laden, da gehe ich sehr gerne einkaufen. Es gibt farbenprächtige Kleider und in meiner Größe – der L – ist selbst im Sale die komplette Kollektion erhältlich. Ich belade mich also mit so vielen Kleidern, wie ich tragen kann und schlappe in die Kabine. Ob sie sehen können, dass ich aus dem anderen Dorf bin?

Ich ziehe mir das erste Kleid über. Es sitzt ein bisschen straff. In der Kabine neben mir, ruft eine Frau mit glockenheller Stimme: „Die S ist viel zu groß! Ich brauche XS!“. Ich höre die Verkäuferin davon rauschen.

Vor dem Laden stauen sich die Menschen. Durch die meisten Straßen in Mitte kann man nur sehr langsam gehen. Einen halben Schritt langsamer als Schlendern.

Immer wieder gibt es große Menschenansammlungen. Bis auf die Straße stehen die Menschen manchmal. Zum Beispiel bei einem Vietnamesen, der tatsächlich sehr gutes Essen anbietet. Früher war ich öfter dort. Zwei Hauptgerichte gibt es zur Auswahl. Alles frisch, kein Schnickschnack. Jetzt ist es dort unfassbar voll. Zu jeder Tageszeit. Die Bedienungen sind organisiert wie Roboter. Man kommt, 10 Sekunden bis die Getränkebestellung aufgegeben werden kann, welches Essen? Keine zwei Minuten später steht das Hauptgericht samt Getränk auf dem Tisch. Kaum hat man den letzten Bissen runtergeschluckt, wird abgeräumt: „Sie wollen die Rechnung?“ (Nein, eigentlich nicht, aber die anderen warten…)

Ein Stückchen weiter die Straße Richtung Norden, wieder eine gut zwanzig Menschen lange Schlange. Ich laufe neugierig an ihr Kopfende. Er mündet in einen … Bäcker. Ich schaue um die Ecke in den Laden. Tatsächlich – es gibt hier v.a. Brot. Das Brot sieht gewöhnlich aus, große, runde Laiber, nur die Preise sind astronomisch hoch. Fränkische Sauerteigbrotbäcker würden es nicht glauben können.

Überall sind Menschen in sehr engen Hosen. So enge Hosen! Wie kommen diese Menschen in diese Hosen? Slim Fit Jeggins! Einmal angezogen kann man bestimmt eine Woche darin bleiben und dann kann man sie abwerfen wie Schlangen ihre Haut abwerfen wenn sie sich häuten.

Hier tragen die jungen Männer keine Bärte. Die Frauen aber Dutts. Sie haben alle einen. Bestimmt gibt es irgendwo Dutt-to-go-Läden von denen ich nichts weiß.

Tatsächlich gibt es hier auch Kinder. Die meisten werden gefahren. Aufs Alter kommt es gar nicht so an. Die ältesten wirken auf mich so als ob sie kurz vor der Einschulung stehen. Aber selbst laufen, das scheint hier nicht zu den üblichen Praktiken zu gehören. Die Kinderwagen werden von Vätern geschoben. Aha, da sind sie, die modernen Väter von heute! Am Wochenende schieben sie die neusten Bugaboo und Teutonia-Modelle durch die überfüllten Straßen.

Ich google die Kinderwagenmodelle und frage mich, ob man sich werbetechnisch schon auf die Väter eingestellt hat und jetzt statt mit Dessins mit technischen Details lockt. Die Werbetexte jedenfalls sind pompös:

Sein einfaches Handling und leichtgängiges Fahrwerk macht jede Citytour zu einem Spaziergang. [… ]Der geräumige Innenraum mit seiner bequemen Polsterung machen den******* zu einem komfortablem Nest für die Kleinen. Für einen hochwertigen Look sorgt der neue Schiebergriff in schwarzer Lederoptik  und schwarzer Ziernaht für eine optimale Haptik während des Schiebens.

Optimale Schiebehaptik! Was für ein Wort!

Tief beeindruckt bin ich, weil ich rund eine Viertelstunde herumstehen kann und keine einzige Frau sehe, die nicht durch und durch perfekt gestylt ist. Sie haben alle gerade Lidstriche, einen Hauch Rouge und tragen dezenten Lippenstift (der Nude Look!). An den Fingern trägt man heute einen leichten Apricotton.

Ich schaue in die Schaufenster. Die einzelnen Kleidungsstücke so teuer wie – ach lassen wir das… faszinierend ist es jedenfalls, dass die Läden voll sind und es ganz offensichtlich Menschen – ausreichend Menschen – gibt, die sich das leisten können.

Ich frage mich, sind das Menschen, die hier wohnen? Wohnen sie schon immer hier oder sind sie dazugezogen? Wenn zweiteres, wo verstecken sich die Einheimischen?

Vor mir und hinter mir tragen die Menschen große Papiertüten. In jeder Hand mehrere. Ob sie nur einmal im Jahr dazu kommen, „shoppen“ zu gehen?

Ich jedenfalls, komme sogar zweimal im Jahr hierher. Zum Staunen und auch, um mich wieder glücklich zu schätzen, dass ich in diesem anderen Dorf lebe, wo ich ungekämmt auf die Straße kann, wo die Kinder selbst laufen, das Brot schlecht aber billig ist und man in den Restaurants noch kurz sitzen darf – selbst wenn man schon aufgegessen hat.

Eigenwerbung macht schön

Es stapeln sich die Dinge, die ich endlich mal verbloggen wollte. So z.B. alles, was irgendwie auch im weiteren Sinne unter Eigenwerbung fällt.

Zum Beispiel ein Artikel in der Wirtschaftswoche online, der mich und einige andere Autor:innen befragt hat, wie man eigentlich vom Blog zum Buch kommt: „Bücher aus Blogs: Aus dem Internet aufs Papier„.

Oder den Teil im Eltern ABC Podcast, bei dem ich mitgewirkt habe: „Ich musste mich vom Perfektionismus verabschieden

Der Podcast gehört thematisch zum Buch: Überraschung – 150 Eltern packen aus: Die grössten Herausforderungen und besten Strategien, damit Elternschaft gelingt und ist geschrieben von Sara und Peter Michalik (Familientherapeutin und Paarberater aus der Schweiz), die im Alltag immer wieder festgestellt haben, dass sich die Elternnöte hinter der heilen Welt Fassade doch immer wieder sehr ähnlich sind. Allein diese Erkenntnis („Ich bin nicht alleine“) hilft vielen Eltern. Das Buch zeigt 150 konkrete Auswege. Denn meistens gibt es nicht die eine richtige Lösung.

Der Podcast ist eine Erweiterung des Buchs und gibt Eltern einen Einblick in das Familienleben anderer Eltern – ganz ähnlich wie es Elternblogs tun.

Apropos Podcast: Ich bin ich ja auch noch Teil des erratisch erscheinenden Gemeinschaftspodcasts „Der Weisheit“. Da gibt es wieder eine neue Folge: Diebstahl, Steuer und anderer Terror.

Mit Bilderbuch und Touchscreen

Ganz zum Abschluss möchte ich noch eine DVD empfehlen. Sie heisst „Mit Bilderbuch und Touchscreen“ und kostet 15 Euro. Ich durfte bei diesem Projekt mitmachen, was mich sehr gefreut hat, denn es beschäftigt sich (endlich mal) undogmatisch mit der Frage wie das digitale Leben das Familienleben beeinflusst und wie Eltern damit umgehen.

Die Beschreibung hierzu lautet:

Der Film orientiert sich an der Lebenswelt der Kinder und begleitet Familien auf ihren individuellen Wegen durch die Vielfalt analoger und digitaler Medien. In dokumentarischen Beobachtungen, Interviews und Trickfilmsequenzen werden praktische Anregungen gegeben, wie ein gesundes, am Wohl des Kindes orientiertes Aufwachsen mit Medien gelingen kann.

Der Film richtet sich in erster Linie an Eltern. Weitere Zielgruppen sind pädagogische Fachkräfte sowie Auszubildende und Studierende. Es werden Antworten unter anderem auf folgende Fragen gegeben: Welche Medien sind in welchem Alter angemessen und wieviel Medienzeit ist sinnvoll? Wo können Medien die Entwicklung unterstützen und auf welche Weise können Kinder vor Gefahren durch Medien geschützt werden? Was heißt es, Kindern Medienkompetenz zu vermitteln? Wie nutze ich selbst digitale Medien und was lebe ich damit vor?

Tatsächlich ist der Film aber eher beschreibend als belehrend. Mir hat das sehr gut gefallen, weil er auch viele Facetten darstellt.

Es gibt davon auch in Form von sieben Kurzfilmen für Fachkräfte eine Variante mit dem Titel „Aufwachsen in der Medienwelt“ – diese DVD ist in limitierter Auflage für Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegepersonal kostenfrei über die Geschäftsstelle der Deutschen Liga für das Kind erhältlich.

Ach, eine Sache fällt mir noch ein: Im nächsten Monat erscheint ein Text von mir in der emotion slow, die ich bislang noch nicht kannte. Ich habe mir zwei Magazine mal durchgelesen und fand sie sehr angenehm. Mir wurde auf keiner Seite gesagt, was ich alles machen muss um schöner, erfolgreicher und schlanker zu sein.