[Anzeige] Let’s talk – Interview mit Berlinmittemom

Zusammen mit SCHAU HIN! Let’s talk S02E05 mit Anna Luz de León (Berlinmittemom)

Im Zentrum meiner Serie Let’s talk stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, soll es jetzt konkreter werden. Wie sieht Medienalltag in Familien wirklich aus? Deswegen befrage ich in der 2. Staffel Eltern, wie sie in ihren Familien mit digitalen Medien umgehen: Ich freue mich im fünften Teil etwas über den Umgang mit digitalen Medien in der Familie von Anna Luz de León zu  erfahren.

Berlinmittemom
Anna Luz de León und ihre drei Kinder//Fotocredit: Cristopher Santos (Klick auf das Bild, um Dir die Seite von C. Santos anzusehen)

Anna möge mir das verzeihen, aber ich erinnere mich nicht, wie wir uns kennengelernt haben. An was ich mich erinnere, ist, dass wir irgendwann mal über meine Liebe zu Auberginen gesprochen haben, bei gleichzeitiger Faulheit diese zuzubereiten. Anna hat mich dann großzügig zu sich eingeladen und für mich gekocht <3. Das ist ein Sinnbild für Annas Art in meinen Augen: Großzügig, offen und (das meine ich sehr positiv) mütterlich.

Im Netz ist mir Anna aufgefallen, weil sie einige der wenigen Elternbloggerinnen ist, die bereits ältere Kinder hat. Das war für mich für meinen Abgleich (meine Kinder sind ähnlich alt) interessant und wichtig. Sie hat gerade über das Thema „Frauen über 40“ geschrieben und das macht Hoffnung, dass es bei Berlinmittemom weiterhin lesenswerte Artikel über das Leben mit größeren Kindern geben wird. Ich mag ihre differenzierte und gelassene Art auf Dinge zu schauen. Von ihr haben wir die Anregung übernommen einfach mal in der Wohnung zu picknicken, wenn man abends merkt: nichts geht mehr. Das finden die Kinder großartig und alle Spannungen lösen sich in Luft auf.

Wie viele Kinder leben in Deinem Haushalt und wie alt sind sie?

Ich habe drei Kinder, 15, 11 und 9 Jahre alt.

Ab welchem Kindesalter habt ihr begonnen euch mit dem Thema Medienerziehung aktiv auseinanderzusetzen?
 Bei unserem ersten Kind, als es akut wurde. Zunächst ging es ganz „altmodisch“ um Fernsehzeit, die wir stark beschränkt haben. Bei einer Lungenentzündung im Alter von knapp 4 musste unsere Tochter 4-6 Mal am Tag mit Medikamenten inhalieren und jeweils ca. 15-20 Minuten still sitzen. Da haben wir angefangen, damals noch per DVD, in kleinen Portionen kurze Portionen von Pingu zu gestatten. Analoges Fernsehen gab es allerdings in den frühen Jahren bei uns nie, bei keinem unserer Kinder. Da ist bis heute die einzige Ausnahme die Übertragung eines Fußballspiels vom Lieblingsverein.
Auf einer Skala von 0 (Wir haben keinen Internetanschluss! Teufelszeug!) bis 10 (Wir möchten unsere Körper zurücklassen und unsere Gehirne ins Internet hochladen!) wo liegt ihr ungefähr?

11? Spaß beiseite. Das variiert innerhalb der Familie durchaus sehr. Sowohl mein Mann als auch ich arbeiten im und mit dem Internet, daher sind wir ganz klar sehr internetaffin. Wir unterscheiden da allerdings sehr bewusst zwischen Arbeit und Vergnügen – eine Differenzierung, die vor allem für die jüngeren Kinder, deren Online- und Bildschirmzeit wir klar regulieren und begrenzen, oft schwer nachzuvollziehen ist. Aber wir sehen das Medium durchaus kritisch bzw. leben mit Schatten- und Sonnenseiten all der Möglichkeiten und setzen uns da immer wieder auseinander.

Was sind eure Lieblingscomputerspiele, die beliebtesten Apps, beliebtesten YouTube-Kanäle, liebsten Streamingdienst-Serien und warum?

Computerspiele sind hier eher selten. Die Kinder nutzen ab und zu unsere Xbox One für Fifa ’17 oder Just Dance. Vor allem das letzte lieben sie und laden gerne Freundinnen ein, mit ihnen hier die Tanzparty zu feiern. Da das allerdings immer das gesamte Wohnzimmer lahmlegt, erlauben wir das spontan eher selten und versuchen, das eher fürs Wochenende mal einzuplanen.

Aber das ist an Spielen hier schon so gut wie alles. Ballerspiele sind hier streng untersagt, auch Onlinespiele spielen die Kinder nicht.

Sehr häufig (um nicht zu sagen ständig) wird hier Spotify genutzt. Wir haben ein Familienkonto, wo jedes der 5 Familienmitglieder ein eigenes Profil hat. Da auch der Echodot hier im Haus hoch im Kurs ist, können alle selbstangelegten Playlists bequem vom Handy oder Rechner über Alexa abgespielt werden. Das funktioniert genauso gut für die Lieblingshörspiele der Kleinen wie für die liebste Musik der Großen oder neue Podcasts, die wir uns anhören. Außerdem muss man sagen: wir sind heavy Streamingdienst-User. Sowohl Netflix als auch Amazon Prime werden hier regelmäßig genutzt. Das lässt sich gut portionieren (eine Folge der Lieblingsserie nach dem Abendessen zum Beispiel) und legt außerdem nicht zwingend das ganze Wohnzimmer lahm, weil es auch auf dem iPad oder dem Laptop angeschaut werden kann. Die Kinder lieben vor allem die Netflix Serie Dragons und erstaunlicherweise die Lego-Serien Ninjago & Co. Aber wir haben auch schon oft gemeinsam Filme ausgesucht und Familienkino gemacht. Zuletzt waren wir alle sehr hingerissen von Timothy Burtons beiden „Alice im Wunderland“-Filmen.

Was Social Media und Youtube angeht: die Große nutzt das schon, die beiden Kleinen haben da nur ganz eingeschränkten Zugang, sprich: wenn sie da was sehen möchten, müssen sie fragen und wir schauen gemeinsam. Ein gemeinsamer geschlossener Musically Account der Kleinsten und ihrer Cousine wird von uns verwaltet, ansonsten ist Social Media (noch) nicht gestattet.

Du sagst, dass Deine Kinder keine Onlinespiele spielen. Was genau meinst Du mit „Onlinespiele“?
Weiter unten im Interview erwähnst Du z.B. Musically – das wäre für mich auch eine Art Onlinespiel. Oder Pokemon Go oder Apps wie Quizduell. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man Kinder ab einem gewissen Alter davon abhalten kann solche Spiele zu spielen.
Das ist wohl etwas ungenau formuliert von mir. Mit Onlinespielen meine ich Spiele, für die sie mit anderen vernetzt sein müssen, um zu spielen und die sie nicht alleine spielen können. Es gibt natürlich auch „Solo“Spiele, für die man online sein muss, um z.B. das nächste Level zu erreichen, aber wenn sie sich gegenseitig pushen und dort „treffen“, ist die Sogwirkung noch mal viel stärker. Das ist der Grund, warum wir da differenzieren: um es besser kontrollieren und auch einschränken zu können.
Was Apps wie Musically angeht: auch hier beschränken wir die Nutzung ja zeitlich. Das geht schon, erfordert aber sicher einen klaren Plan und die (für Eltern durchaus anstrengende) konsequente Durchsetzung der vereinbarten Regeln zur Nutzung.
Sehr klar bist Du in Sachen „Ballerspiele“ – auch hier: Was fällt für Dich darunter? Meinst Du Spiele wie das im Interview später erwähnte Fortnite oder zählt auch schon sowas wie Spaceinvaders dazu – also alle Spiele in denen geschossen wird?
Und warum möchtest Du nicht, dass die Kinder diese Spiele spielen?
Ballerspiele sind tatsächlich alle Spiele, in denen geschossen wird. Sogenannte Egoshooter-Spiele markieren das obere Ende der Skala, bei der wir aber auch im unteren Bereich schon die Nutzung untersagen.
Fortnite gibt es hier nicht, auch nichts Vergleichbares.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Wichtig ist uns erstens, dass Schießen und Töten nicht in einem Spiel verharmlost werden. Wir leben in einer Welt voller Kriege mit all ihren Auswirkungen, mit traumatisierten Überlebenden und unzähligen Opfern. Wenn wir unsere Kinder dafür sensibilisieren möchten, wenn wir wollen, dass ihnen das nicht gleichgültig wird, können wir nicht gleichzeitig das Schießen und Töten als Zeitvertreib gutheißen. Das ist gegen unsere Überzeugung und unsere Grundwerte, daher untersagen wir das bei uns zu Hause. Dass es woanders gespielt wird und auch unser  Kinder damit in Berührung kommen, ist uns klar. Das untersagen wir auch nicht.
Zweitens haben wir mit unseren Kindern die Erfahrung gemacht, dass sie auf solche Spiele empfindlich reagieren. Wenn beispielsweise mein Sohn sowas bei Kumpels spielt oder sieht, macht ihm das was aus. Manches ist ihm zu brutal und beschäftigt ihn dann nachhaltig (das ist bei entsprechenden Szenen aus Filmen übrigens genauso), manches heizt ihn regelrecht an und er scheint sein Aggressionspotential quasi aufzuladen durch diese Filme.
Beides sind ungute Effekte, die wir minimieren möchten.
Wie handhabt ihr das mit der Medienzeit in eurer Familie?

Fernsehzeit ist für die Kleinen klar geregelt: unter der Woche dürfen die Kinder am Abend eine Folge ihrer Lieblingsserie schauen, das sind in der Regel 25 Minuten. Am Wochenende gibt es je nach Gelegenheit und Wetter auch mal einen Film, in der Regel als Familienfilm, den mindestens ich, die Große, wenn sie da ist und oft auch mein Mann mitschauen. Grundsätzlich gilt: Leben 1.0 und Familienzeit hat vor allem am Wochenende immer Vorrang.

Handyzeit ist ebenfalls begrenzt, zumindest für die Kinder, die bereits ein Handy haben. Die Kleinste hat noch keins, der Mittlere seit kurzem. Er hat 30 Minuten Handyzeit am Tag, was wir mit der App Screen Time regulieren. Danach kann er mit dem Handy nur noch telefonieren, Nachrichten schicken, die Kamera nutzen und Musik über sein Spotifykonto hören. Alles andere ist nach Ablauf von 30 Minuten nicht mehr verfügbar. Die Große hat da mehr Freiheiten, aber auch hier achten wir darauf, dass sie nicht in ihren diversen Anwendungen „versinkt“.

Wie kommt ihr zu Regeln, was die Mediennutzung angeht?

Wir haben einiges ausprobiert und dann unsere Regeln aus diesen Erfahrungswerten abgeleitet. Wir sehen, dass unter der Woche die Zeit für mehr als 20-25 Minuten Serie schauen fehlt bzw. für anderes benötigt wird wie zusammen am Tisch essen, reden, lesen, einfach gemeinsam Zeit verbringen. Und wir sehen, dass wesentlich mehr unbegleitetes Schauen (oder Handyspiele) die Kinder verrückt macht, im Sinne von: sie sind aufgedreht, reizbarer, manchmal auch aggressiv. Daraus haben wir die Portionen abgeleitet. Wir haben das mit den Kindern besprochen und passen bestimmte Dinge auch immer wieder an, wenn sich Gegebenheiten ändern. Wir diskutieren auch immer mal wieder und erklären den Kindern, warum wir welche Regeln aufstellen. Sie finden sie natürlich fast alle „voll unfair“.

Die meisten Eltern kennen das bestimmt: Es gibt Dinge, welche die Kinder total begeistern und man selbst möchte sich die Augen auskratzen. Fallen Dir da Beispiele ein? Wie gehst Du damit um?

Joah, da gibt es einiges. Angefangen von schauderhaften Lieblingsserien bis hin zu unsäglichen Instagram- oder Youtube-Accounts, denen die Große folgt. Ich lasse die Kinder im Rahmen der festgelegten Regeln machen, verschone sie aber auch nicht mit meiner Meinung. Zum Beispiel Pokémon, die Serie, gemeinsame Liebe der beiden Kleinen. Ich könnte ausrasten, wenn ich das Geschrei nur höre! Aber bitte, es gibt wahrlich schlimmeres. Sie schauen ihre 25 Minuten und dann machen wir aus und lesen zusammen ein schönes Buch. Und morgen finden sie etwas anderes gut. Es ist eben doch alles relativ. Eigentlich ist es nämlich wie mit allen Dingen beim Elternsein: meistens hilft Gelassenheit. Und Atmen.

Die Medienmomente sollen sich ja auf den wirklich gelebten Alltag beziehen. Mal ehrlich, macht ihr Ausnahmen oder gibt es Zeiten in denen alles entgleitet? Wenn ja, wie sieht das aus und warum gibt es solche Situationen?

Es gibt natürlich Situationen, in denen wir die Regeln fahren lassen. Krankheiten sind so ein Fall. Wenn ich ausfalle und zum Beispiel mit einem akuten Migräneanfall im Bett liege, ist es mir auch mal Wumpe, ob die Kinder drei Folgen hintereinander schauen. Oder drei Disneyfilme in Folge. Manchmal ist das so. Dasselbe gilt, wenn ein Kind krank zu Hause ist und ich trotzdem wie immer von zu Hause arbeiten muss. Dann erlaube ich Hörspiele in Dauerschleife und auch mal einen Spielfilm mitten am Tag. Und ich glaube, das ist vollkommen okay so.

In welchen Bereichen stellt ihr manchmal fest, dass eure Kinder schon Experten sind und ihr hinterherhängt?
Hmm, da muss ich nachdenken. Es ist immer die Frage, ab wann man jemanden als Experten oder Expertin bezeichnet, oder?
Es gibt bestimmte Trends und Memes, die ich nicht mitkriege, meine Große aber sehr wohl. Auch die Kleinen schnappen allerhand auf, obwohl sie selbst keinen Zugang zu Youtube & Co haben – Freunde mit Smartphones ohne Beschränkung schließen da ganz automatisch die Informationslücke und sie kriegen alles mögliche mit. Darüber mache ich mir auch keinerlei Illusionen. Auch hier denke ich, in jeder Kindheit gibt es Bereiche, in die Eltern nicht vordringen, sondern die sie ganz alleine erschließen und da ihre Erfahrungen sammeln. Das war immer so und unsere Kinder sind da keine Ausnahme. Insofern kann ich zwar die Regel aufstellen: „keine Ballerspiele in meinem Haus, weil ich das verabscheuungswürdig finde und kategorisch ablehne“, werde aber nicht verhindern, dass andere Eltern andere (oder keine) Regelungen treffen und meine Kinder bei Freundinnen und Kumpels dennoch damit in Berührung kommen können.

Hänge ich dann hinterher, weil ich zum Beispiel nicht weiß, was Fortnite-Tänze sind? Damit kann ich gut leben.

Was ist durch die digitalen Medien im Leben von Familien besser geworden?

Ich mag die Unabhängigkeit in der Nutzung von Spotify und auch Netflix, die die einzelnen Familienmitglieder bekommen. Meine kleine Tochter möchte Bibi & Tina hören, ich aber nicht? Kein Problem mit ihrem eigenen Profil im Familienaccount, Kopfhörern und einem Tablet. Das gleiche gilt fürs Fernsehprogramm. Wie gesagt, Echtzeitfernsehen mit festen Programmzeiten kennen meine Kinder eigentlich gar nicht. Keiner würde beim Spielen draußen alles fallen lassen, nur weil es 19h ist und irgend etwas im Fernsehen kommt, das er unbedingt sehen möchte. Ich finde das wesentlich entspannter.

Ich mag auch Messengerdienste, die mich mit meinen Kindern unkompliziert vernetzen. Die Kleine hat beispielsweise einen iPod und kann mir damit eine Nachricht schicken. Wir können Fotos und Videos austauschen und die Kinder nutzen das auch, um mit ihren Großeltern selbständig in Kontakt zu sein. Sie brauchen nicht mehr mich zwangsläufig dazu.

Welche Aspekte von digitalen Medien machen das Leben manchmal anstrengender als früher und warum?

Die permanente Verfügbarkeit. Alles ist jederzeit und (fast) überall da, das führt manchmal zu einer gewissen Dauerspannung – ein besseres Wort fällt mir nicht ein. Daher finde ich auch für uns Eltern die Regeln wichtig wie „no phones at the table“ und „Familienzeit und offline Leben hat Vorfahrt“. Das hilft uns oft, bewusster abzuschalten und da mit unseren Kindern gemeinsam zu üben, all die schönen Vorteile ebenfalls bewusst und nicht als stete Untermalung des Lebens zu nutze.

Welche Frage habe ich vergessen? Was wolltest du im Kontext digitale Medien und Kinder gerne noch loswerden?

Hier ist vielleicht Platz für meine Grundhaltung zur Mediennutzung mit Kindern: wir sind als Eltern in der Verantwortung, unsere Kinder zu begleiten. Nicht sie zu beschneiden in ihrer persönlichen Entwicklung, ihnen nichts abzunehmen oder sie bewusst von aktuellen technischen Entwicklungen fernzuhalten, sondern das, was es gibt und was kindgerecht ist (und das ist meiner Meinung nach sehr individuell je Kind) gemeinsam mit den Kindern einzuüben. Wir kommen meiner Meinung nach nicht umhin, uns damit zu befassen, welche Apps/Dienste/Spiele etc. unsere Kinder nutzen, wohin sie (virtuell) gehen, sprich: welche Orte im Netz sie besuchen und auf was oder wen sie dort treffen. Sie brauchen zumindest für den Anfang Begleitung und die Sicherheit von elterlicher Anwesenheit in irgendeiner Form. Und dann irgendwann brauchen sie – unser Vertrauen. Vertrauen darein, dass wir ihnen das Richtige mit auf den Weg gegeben haben, die richtigen Werte, die klugen Fragen, den kritischen Blick auf die Dinge. Und Vertrauen in unsere Kinder, dass sie all das entsprechend anwenden und gute Entscheidungen für sich selbst treffen können.

Und wieder: da unterscheidet sich dieser Bereich in nichts von allen anderen Bereichen im Leben oder Themen mit Kindern, die auf uns als Eltern zukommen und vor denen wir nicht die Augen verschließen können.

Welche Frage sollte ich den anderen Interviewpartnern unbedingt stellen, weil Du Dich da gerne mal abgleichen würdest?

Ich finde die Frage spannend, an was sich andere Eltern orientieren, wenn sie Regeln zur Mediennutzung mit ihren Kindern formulieren.

Hast Du über das Thema digitale Medien selbst schon geschrieben? Wenn ja, welche Artikel aus deinem Blog sollte ich unbedingt gelesen haben?

Da gibt es bei mir einiges, von der Frage zur Bildschirmzeit über die Instagram-Regeln für Teenies bis hin zu meinem Plädoyer für verantwortlichen Zugang zu digitalen Medien für Kinder. Schau mal hier:

Wenn ein Kind einen neuen Raum, eine neue Umgebung erstmalig erkundet, ist es vor allem in den frühen Jahren selbstverständlich, dass zunächst die Eltern begleitend dabei sind. […] Nichts anderes sollte für uns als Eltern gelten, wenn unsere Kinder ins „Internetalter“ kommen. Auch hier brauchen sie unsere Begleitung. Und vielleicht wichtiger als die Frage, was und wie, wo und in welchem Umfang unsere Kinder online sind, ist jetzt unsere Kompetenz als Eltern. Wissen wir, wo sie sich im Internet bewegen? Kenne wir die Räume, die sie dort betreten? Und haben wir eine Ahnung davon, wem sie dort möglicherweise begegnen?

Vielen Dank, liebe Anna, man sieht an Deinen Antworten und Artikeln sehr gut, dass man sich mit fortschreitendem Alter der Kinder doch ziemlich intensiv mit dem Thema befassen muss.  


Liebe Leserinnen und Leser, Anna würde gerne von euch wissen:

An was orientiert ihr euch, wenn ihr Regeln zur Mediennutzung mit euren Kindern formuliert?

Kommentiert einfach hier, teilt eure Medienmomente auf Instagram, bloggt selbst darüber, twittert oder schreibt auf Facebook. Wenn ihr eure Beiträge mit dem Hashtag #medienmomente markiert, können sie später unabhängig von der Plattform, wo ihr sie veröffentlicht im Social Hub von SCHAU HIN! eingesammelt und geteilt werden.

Weiterführende Links auf SCHAU HIN! zu diesem Interview:

 

Lies auch:

Teil 1 der Interviewserie mit Maximilian Buddenbohm
Teil 2 mit Rike Drust
Teil 3 mit Susanne Mierau
Teil 4 mit Heiko Bielinski

23 Gedanken zu „[Anzeige] Let’s talk – Interview mit Berlinmittemom“

  1. Ich war lange im Urlaub, daher jetzt – ziemlich verspätet – just my 2 Cents, und zwar ebenfalls zum Thema Ballerspiele:

    Ich halte es ebenfalls für absurd, Computerspiele irgendwie mit realer Gewalt in Verbindung zu bringen. Kinder haben ein wesentlich höheres Abstraktionsvermögen als man denkt. Nach Amokläufen liest man ja immer, der/die Täter*in hätte auch „gewaltverherrlichende“ Spiele gespielt. Klassischer Fall von Verwechslung Korrelation vs. Kausalität. Klar, jede/r potentielle Amokläufer*in fühlt sich von gewalttätigen Inhalten angezogen, aber man wird dadurch nicht zur/m Gewalttäter*in. Eine behutsame Annäherung an das Thema halte ich für zielführender. Insbesondere da das zumeist sehr klare Freund/Feind bzw. gut/böse Schema in Film und Spiel sehr gefährlich werden kann, wenn man es auf die Wirklichkeit überträgt. Man muss m.E. den Kindern dringend beibringen, dass im realen Leben die Unterscheidung keinesfalls so eindeutig ist. Selbst ein Ork kann vielleicht ein liebevoller (und geliebter) Familienvater sein.

    Abgesehen davon verschwindet Gewalt nicht dadurch, dass man sie totschweigt.

    Und was ist eigentlich mit Strategiespielen? Die sind oft auch mit militärischen Aspekten versehen, teilweise aber ausgesprochen anspruchsvoll (s. z.B. Civilization). Darf man dann eigentlich Monopoly spielen und seine Mitspieler*innen in den Ruin treiben? Oder Schach?

    Und keine Online – Spiele im Sinne von vernetzt spielen? Den Eltern ist hoffentlich klar, dass sie ihre Kinder damit stark ausgrenzen. Und das gemeinsam spielen/gewinnen/verlieren Teamplay und Zusammengehörigkeit fördern. Da kann man ja den Kindern auch gleich alle Mannschaftssportarten verbieten. Der Haken an der Sache: Die von Berlinmittemom offensichtlich sehr rigide betriebene Kontrolle der Mediennutzung wird dadurch erheblich erschwert.

    Off Topic: Warum ich Täter*in etc. gendere? Feministinnen wollen doch sonst auch nicht einfach nur „mitgemeint“ sein. Aber ich übe noch: Nutt*in, Weichei*in, Jammerlapp*in, Blödmann*in, Hex*in… irgendwie klappt das noch nicht so richtig.

  2. Pingback: nickel
  3. Die Einstellung zu Ballerspielen von Anna finde ich gut.

    Und es ist richtig, dass in anderen Haushalten andere Regeln gelten. Ich sehe das bspw. schon wenn das Kind übers Wochenende zu Papa geht. Und das betrifft nicht nur den Medienumgang. Kinder können das in der Regel ganz gut trennen und switchen entsprechend um.

    Das Kind hat ein Handy aber ohne sim Karte. Zu Hause gibts wlan. Spiele auf dem Handy sind von mir ausgesucht, wir nutzen die App Kids Place. Das einzige was eher unbegrenzt stattfindet ist die Nutzung von Spotify- für Musik und in letzter Zeit auch für Hörspiele.
    Fernsehen unter der Woche gibts nur wenn auch wir Erwachsene was schauen wollen was dann aber auch für Kinder ok ist. Allerdings findet das eher im Winter statt- sonst sind wir lieber draußen. Was wir im Winter eher mal geschaut haben war z.B. Das perfekte Dinner -findet mein Kind (7) toll.

  4. Hm, ich finde die Einstellung zu Ballerspielen sehr lobenswert und finde es gut, dass ihr es bei euch zuhause konsequent umsetzt. Das ist ja auch eine Frage der Haltung, die man vermittelt. Etwas ratlos macht mich jetzt allerdings die Frage, ob Super Mario Land auch unter den Ballerspielen einzuordnen ist.

    1. Ich sehe es ein wenig anders.
      Ich verstehe die Bedenken und tatsächlich muss man das individuell pro Kind ansehen, welche Spiele (gilt auch für Filme, da vielleicht sogar mehr denn die mangelnde Interaktion lässt einem ja keinen Spielraum) es emotional usw. zu sehr beschäftigen, absolut in Ordnung.

      Grundsätzliche Verbote sehe ich allerdings als sowohl kontraproduktiv in der Sache an (forbidden-fruit Effekt und andere), als auch als unangemessen aufgrund der Begründung: Ein Spiel – selbst ein recht realistisches – sollte man nicht mit realer Gewalt gleichsetzen, schon gar nicht mit realem töten. Eine Spielerin weiss dass sie spielt. Zumindest wenn sie geistig normal entwickelt ist.
      Es ist grundsätzlich kein Widerspruch, gegen Gewalt und Krieg im realen Leben einzutreten, und gleichzeitig Spiele interessant zu finden, zu deren Inhalt schießen, Schwertkampf o.Ä. gehört.

      Zudem ist die Grenze fließend. Was ist ein Ballerspiel? Zeigt das Spiel noch andere, interessante Charakteristika, geht der Inhalt über das reine Schießen hinaus? Das sind Aspekte die man beachten sollte. Daher halte ich ein grundsätzliches Verbot von Spielen, nur weil sie auf irgendeine Weise in die Kategorie „Ballerspiele“ gehören für nicht richtig.

      Das heisst natürlich nicht, dass (Baller- aber auch andere) Spiele grundsätzlich für Kinder harmlos sind. Ein Spiel sollte geeignet sein. Und das kann man nur entscheiden wenn man sich damit über das Oberflächliche hinaus beschäftigt.
      Man sollte die Richtlinien beachten, es sind nicht umsonst Aufkleber und Aufdrucke auf den Spielen angebracht. In den meisten Fällen sind diese absolut gerechtfertigt und eine gute Richtlinie für Eltern.

      Was aber das Aggressionspotenzial angeht sind andere Spiele, insbesondere Sport- und Rennspiele, in der gleichen Größenordnung anzusiedeln wie sogenannte „Ballerspiele“. Die Forschung dazu ist noch nicht ganz schlüssig aber mehrheitlich geht es in diese Richtung.

      Letzten Endes ist es klar: Jeder entscheidet für sich und seine Familie individuell. Ich respektiere wenn jemand denkt wie Berlinmittemom, aber ich möchte dazu anregen, alles davon auch im Kontext und Einzelfall zu betrachten. Gerade wenn man merkt dass ein Interesse seitens des Kindes besteht. Die eigene Einstellung immer wieder hinterfragen und nicht Regeln über das soziale Miteinander stellen.

      Dass man die Kinder von vielen Inhalten, die man persönlich ablehnt, nicht abschotten kann wird ja auch im Interview erwähnt, das ist korrekt. Und gerade deswegen denke ich dass man lieber zu Hause (oder anderswo, wo man dabei sein kann, zB zusammen mit den Eltern der Freunde bei denen gespielt wird) darüber spricht bzw. auch einmal spielt. Denn sonst ist man außen vor, und weiss gar nichts darüber. Nach dem Motto: „Wenn ich es schon nicht verhindern kann, dann will ich wenigstens Bescheid wissen“.

      Hoffe ich konnte damit zum Thema beitragen.
      Danke für das Interview, die Serie ist ein echtes Highlight für mich hier im Blog.

      Gruß
      Aginor

      1. Ich stimme der Kritik zu, auch ich war bei der strikten Ablehnung etwas irritiert. Wenn es für die jeweilige Familie passt ist das natürlich vollkommen in Ordnung, ich würde das aber anders handhaben.

        Zum Punkt Altersangaben auf den Packungen möchte ich jedoch anmerken, dass diese meiner Erfahrung nach kein Garant sind und kein immer richtiger Indikator. Selbst bin ich shcon spielen begegnet, die aufgrund von ein wenig Haut (nicht sexuell konnotiert, das sage ich dazu) höher eingestuft wurden, als ich es für richtig empfand. Gleichzeitig habe ich Spiele gesehen, die beispielsweise FSK 12 waren, aber gewalttätig oder verstörend genug, dass selbst ich, die da recht liberal ist, das ganze nicht unter 18 freigelassen hätte. Man weiß manchmal nicht ganz genau, woran sich solche Freigaben orientieren.

    2. Tja, was genau ein Ballerspiel ist, muss dann wohl jede/r selbst entscheiden. Meine Einstellung zu dem Thema ist sowieso eine andere. Was nicht heisst, dass ich Annas Position nicht nachvollziehen kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr als 5x können Sie in einem Monat nicht kommentieren. So sorry! Ist das Gegenteil der Fall und sie möchten einen Kommentar hinterlassen, wissen aber nicht, was sie schreiben sollen, dann nutzen Sie den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken