Ich bin auf dem Land [1] großgeworden. Bis ich ca. 13 Jahre alt war, durfte ich einfach so draußen rumstreunen. Ich bin nach der Schule los und habe die Gegend erkundet. Entlang an einem Bach, an dem ich Staudämme gebaut habe, durch Wälder, wo ich eine Fischart entdeckt habe, der nach einigen Tagen Beine wuchsen (!), die Taschen voller Schnecken, die Knie stets blutig. Oft hatte ich unseren Hund dabei, bin über Felder gelaufen, habe Kornblumen gepflückt, interessehalber an Stromzäune gefasst, habe auf Grashalmen gepfiffen und meine Mückenstiche mit Spucke eingerieben. An Straßenübergängen, die mit versetzten Stangen gesichert waren, habe ich mich hochgestützt und einen Umschwung gemacht. Ich bin auf Bäume geklettert – den besten Kletterbaum gab es nahe der Kläranlage, wo es furchtbar stank – und es gab eine sehr hohe Mauer, die bin ich nur runtergesprungen, wenn ich meinen Lieblingsrock anhatte, der sich beim Springen wie ein Fallschirm aufplusterte und mich abbremste.
Kategorie: Computerspiele
[Anzeige] Let’s talk – ein Computerspiel selbst bauen
„Let’s talk“ S04E04 zusammen mit SCHAU HIN!
Im Zentrum meiner Serie „Let’s talk“ stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, wurde es in der Folgerunde konkreter und Eltern berichteten mir von ihrem Familienalltag mit digitalen Medien. Im Anschluss kamen Jugendliche selbst zu Wort. In der 4. Staffel soll es um konkrete Erfahrungen gehen, die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern sammeln können. Das gemeinsame Erleben sorgt für einen konkreten Anlass Erfahrungen zu sammeln und zu den einzelnen Themen ins Gespräch zu kommen.
Gerade habe ich wieder eine Waldorfpädagogik-Zeitschrift gelesen, die an die Eltern appelliert: Haltet alles Digitale von Kindern bis 12 Jahren fern! Digitale Geräte lassen Menschen vereinsamen, sie verlieren ihre Empathiefähigkeit, sie werden süchtig und v.a. verlieren sie ihre Kreativität. Ein beliebter Narrativ. Auf der einen Seite steht das echte Leben, voll von Kreativität und guten Erfahrungen, auf der anderen Seite das apathisch machende Internet. Dabei repräsentieren beide Welten gar keine Gegensätze. Nicht mal eine Trennung zwischen Konsumieren und Erschaffen ist aufgrund von Digitalität eigentlich möglich. Die Grenzen sind oft fließend. So ist z.B. YouTube voll von Tutorials, was zwar bedeutet, dass man sich auf YouTube erstmal Dinge ansieht, sie dann aber tatsächlich umsetzt. So werden in unserem Haushalt Fondant-Kunstwerke geschaffen, Kuchen gebacken, Loom-Gummis verarbeitet, Infos über Länderfahnen gesammelt und dann in selbst gemachten Heften verarbeitet oder Schleim hergestellt. Die Grenze zwischen Konsumieren und Erschaffen verwischt. Das apathisch, passiv dreinblickende Kind der Kulturpessimisten rennt nach zehn Minuten Video in die Küche und nimmt alles im besten Waldorfsinne auseinander, knetet, fühlt, klebt, knibbelt, rührt.
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[Anzeige] Let’s talk – Stop Motion Filme erstellen und hochladen
„Let’s talk“ S04E02 zusammen mit SCHAU HIN! Jetzt wird gebastelt
Im Zentrum meiner Serie „Let’s talk“ stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, wurde es in der Folgerunde konkreter und Eltern berichteten mir von ihrem Familienalltag mit digitalen Medien. Im Anschluss kamen Jugendliche selbst zu Wort. In der 4. Staffel wird gebastelt. Das gemeinsame Basteln sorgt für einen konkreten Anlass Erfahrungen zu sammeln und zu den einzelnen Themen ins Gespräch zu kommen. Der Gedanke „Basteln“ ist hier etwas weiter gefasst.
Viele Kinder begeistern sich für YouTube – genauer gesagt, für einzelne YouTuber/innen. Einige träumen davon selbst YouTuber zu werden. Den meisten Kindern ist nicht klar, dass damit ein enormer Aufwand und auch nicht unerhebliche Kosten verbunden sind. Sie haben das Gefühl, dass die Videos etwas sind, was die YouTuber alleine „mal schnell eben“ drehen und online stellen.
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Let’s Plays
Let’s Plays? Was ist denn das schon wieder?
Let’s Plays zeigen Personen, die Computerspiele spielen und dieses dabei kommentieren. Das passiert live (z.B. auf twitch.tv) oder aufgezeichnet (z.B. auf YouTube). Let’s Plays gibt es schon seit über zehn Jahren. Auf YouTube erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Im deutschsprachigen Raum sind die meist abonnierten Let’s Player Gronkh (mit fast 5 Mio Abonnenten) und Paluten (ca. 3,3 Mio Abonnenten).
Warum Let’s Plays schauen?
„Mein Mann liebt Let’s Plays und ich würde es ihm gerne abgewöhnen“
Habe ich neulich so als Kommentar gelesen. Ob nun der Mann oder die Kinder gerne Let’s Plays schauen – in bestimmten Kreisen stößt diese Leidenschaft auf wenig Verständnis oder wirft zumindest Fragen auf, denn die meisten schauen Let’s Plays eben nicht, um die Lösung zu einem bestimmten Problem in einem Computerspiel zu erfahren.
Killerspiele
Im letzten Beitrag „Dreißig Minuten, dann ist aber Schluß!“ habe ich darüber berichtet, dass ich gerne auf Elternabende gehe, um zu hören, was Eltern in Sachen Medienkompetenz bewegt. Nach der Frage zu Mediennutzungszeiten, geht es meistens um „Killerspiele“.
Mir wurde erst neulich gesagt, man solle Killerspiele nicht sagen, korrekt sei der Begriff „Ego-Shooter“ [1]. Ich finde das Wort „Killerspiele“ niedlich. Ich muss da nämlich immer an Kind 1.0 denken, das mich als ungefähr vierjähriges Kind mal sehr interessiert fragte, wer da eigentlich gekillert würde?
Deswegen schwingt bei mir im Wort Killerspiele immer eine lustige Erinnerung an ein Kind mit, das sich für Kitzelspiele interessiert.
Endgegner Computerspiel – die Ergebnisse
Zusammen mit SCHAU HIN! habe ich gestern auf der re:publica zu einer Austauschrunde zum Thema „Kinder und Computerspiele“ eingeladen.
Die Idee entstand, weil das Thema „Kinder und Computerspiele“ mit zunehmenden Alter meiner Kinder ein Dauer(frust)thema in Elternrunden geworden ist. Wie soll man Medienzeit reglementieren? Was macht man gegen die ausdauernde Lust der Kinder Videospiele zu spielen? Im Grunde ging es in diesen Runden tatsächlich fast nur ums Reglementieren und am Ende um Verbote.
Die gängigen medienpädagogischen Tipps sind dabei bekannt: Medienzeiten vereinbaren, Interesse signalisieren, das Gespräch suchen und Alternativen bieten. Allerdings gibt es eben erhebliche Schwierigkeiten diese Tipps in der Praxis umzusetzen.
Mir kam irgendwann der Gedanke, dass diese Tipps zu allgemein sind und dass es an Konkretisierungen fehlt. Denn woher soll man denn Tipps für neue, gute Spiele haben, wenn man sich selber nicht auskennt und/oder nicht für Computerspiele begeistert? Worüber soll man denn genau ins Gespräch mit den Kindern kommen? Wie soll man denn wissen, dass man Kinder frustriert, wenn man noch vor dem nächsten Speicherpunkt sagt: „Jetzt ist Schluß, die 30 min Medienzeit sind um.“, wenn man nicht weiß was ein Speicherpunkt ist?
Deswegen hier einige Informationen und konkrete Ansätze:
„Infinity Wars is the greatest crossover of all time“ // Kind 3.0:
Kennt ihr das? Euer Kind macht etwas und ihr wollt es der ganzen Welt zeigen, weil ihr es so toll findet?
Kind 3.0 ist ein Feuerwerk an Ideen. Neulich kam es zu mir und hat verkündet, dass es jetzt Pokémon in Minecraft spielt. Wie so oft, war mein Geist zu begrenzt mir das vorzustellen. Immerhin hab ich mir schon seit einiger Zeit abgewöhnt zu sagen: „Das geht doch gar nicht.“ Denn in der Zwischenzeit habe ich gelernt, dass bei Kind 3.0 so gut wie alles geht. Wenn Kind 3.0 erstmal von einer Sache begeistert ist, gibt es kein Stoppen mehr. Also besorgte sich das Kind in einer geheimen Aktion erstmal eine Vorlage seines aktuellen Lieblingspokémons Floink. Dazu hat es andere Kinder gefragt, ob irgendwer die Karte vielleicht hat. Ein Kind, das die Karte doppelt hatte, hat ihm die Karte mitgebracht und im Klo übergeben. Pokémon-Karten sind in der Schule nämlich verboten (sehen Sie mich an dieser Stelle genervt die Augen verdrehen).
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Noch mehr weltfremde Scheißtipps
Ich habe den Text „Jungs und Computerspiele: Wenn Mütter von Vorschlaghämmern träumen“ gelesen und eine Weile darüber nachgedacht, wie man Bezug auf den Text nehmen kann, ohne dass es besserwisserisch klingt. Tatsächlich vermute ich, dass es mir nicht gelingen wird, auch wenn das gar nicht meine Intention ist. Der Text hat mich aber bewegt und deswegen möchte ich mich darauf beziehen.
Die Autorin schreibt:
Wenn es um „Kinder und Computer“ geht, müssen sich Eltern immer wieder die gleichen weltfremden Scheißtipps anhören. „Medienzeit vereinbaren“, „Medienkonsum konsequent begrenzen”, „Interesse signalisieren”, „Alternativen anbieten”: Alle Eltern in meinem Umfeld haben versucht, diese Tipps zu befolgen. Alle sind damit gescheitert, manche früher, manche später. Zumindest wenn sie einen Sohn haben.
Tatsächlich sitze ich auch regelmäßig in Elternrunden und höre ähnliches. Man habe ja versucht die Medienzeit zu begrenzen, aber am Ende habe man dennoch ewige Diskussionen und alle Parteien schlechte Laune.