Einfache Fragen, klare Antworten

Kaum ist das Kind auf der Welt, wird man Dauerbesucher beim Kinderarzt. Das Kind schnauft einmal anders als die Male zuvor und schon steht man sorgenvoll im Wartezimmer und hasst die anderen Frauen, die mit ihren rotztriefenden, röchelnden und fiebrigen Kindern die Gegend verpesten. Ist man dann endlich nach ca. drei Stunden Wartezeit an der Reihe, darf man auf keinen Fall blinzeln, denn sonst verpasst man die Untersuchung durch den Kinderarzt. Diese dauert nämlich nur Bruchteile einer Sekunde und die Diagnose wird meist in einem Schlagwort zusammengefasst. Dieses versucht man sich zu merken, während man freundlich lächelnd aus dem Untersuchungsraum geschoben wird.
Um das fremd klingende Wort nicht zu vergessen, murmelt man es den ganzen Weg nach Hause rhythmisch vor sich her. Zuhause eilt man sofort an den heimischen Rechner und tippt es in die Google-Toolbar.
Schon bald landet man in entsprechenden Frage-Antwortforen und erhält glasklare Antworten.

Frage:
Mein Sohn ist 5 1/2 Wochen alt und hat kleine Pickelchen im Gesicht und hinter den Ohren sowie eine schuppige Kopfhaut. Der Kinderarzt diagnostizierte eine seborrheische Dermatitis. Könnten Sie mir nähreres zu diesem Krankheitsbild sagen?

Antwort:
Die seborrhoische Dermatitis ist eine häufige Erscheinung bei jungen Säuglingen. Sie kann innerhalb des 2. und 3. Lebensmonats abklingen, aber durchaus auch über einen Zeitraum von 8-12 Monaten persistieren. Sie ist gekennzeichnet durch lachsfarbene Makulae mit fettigen gelben Schuppen und befällt besonders gern die intertriginösen Räume […]. Gelegentlich kann es zur Rhargadenbildung, Mazeration und zum Nässen kommen. […] Die Ursache der seborrhoischen Dermatitis ist unbekannt. Vermutet wird als auslösender Faktor eine Hefe. Milde Keratolytica eignen sich zur Behandlung im Kopfbereich. Pflegende Externa und niederpotente topische Corticoide führen schnell zur Abheilung der Hautveränderung. Topische Antimykotika haben sich bei der Behandlung der Dermatitis seborrhoika auch im Kindesalter, insbesondere wenn eine Soormykose hinzukommt, bewährt. […]

Schneller als Speedy Gonzales

Glücklicherweise habe ich ein spitzenmäßiges Reaktionsvermögen. Jedenfalls so rein zeitmäßig. Inhaltlich könnte ich noch daran arbeiten. Denke ich mir so, wenn ich mir folgende typische Situation aus meinem derzeitigen Leben durch den Kopf gehen lasse:
Das Baby hat gekackt. Ich wechsele die Windel. Kaum kommt die frische Windel in die Nähe des gerade mühsam gesäuberten Pos, öffnet sich ein gewisses Körperteil und heraus spritzt weiterer ockerfarbener Verdauungsinhalt. Blitzschnell ziehe ich die frische Windel weg, das Kind kackt mir auf die Hand, von der Hand läuft alles auf die Frotteewickelunterlage. Oh nein!
Ich lasse das Kind fast fallen, es wälzt sich in seinem Kacki. Ich freue mich. Nicht nur dass die Kommode jetzt auch voll gespritzt ist, nein das Baby ist bis zum Haareinsatz ebenfalls mit Stuhl eingerieben.
Soll einer mal sagen, ich hätte nicht spitzen Reaktionen! Die 13-Cent-Windel ist immerhin blitzsauber. Ich benutze sie mangels anderer Möglichkeiten, um mir die Brille zu reinigen, damit ich beim Weiterwindeln etwas sehen kann.

Im Dienste der Wissenschaft

Ich habs! Ich werde Kotzeforscher. Mit positiver Lebenshaltung kam mir irgendwann während ich über der Kloschüssel hing, dass das alles doch einen Sinn haben müsste. Rein evolutionstechnisch zum Beispiel schützt mich meine neuerdings enge Bindung an Toiletten vor all dem Bösen, das sich außerhalb dieser befindet. Säbelzahntiger, Wölfe, Utahraptoren etc.
Im 21. Jhd. vermag mich dieser Gedanke jedoch nur wenig aufzubauen. So habe ich mich entschieden, Protokoll über mein Erbrochenes zu führen und siehe da, der Forschungsgeist wird belohnt.
Z.B. bin ich sicherlich der erste Mensch, der herausgefunden hat, dass man getrennt kotzt. Von wegen im Magen vermischt sich das alles. Eine glatte Lüge ist das! Wenn das Frühstück wie folgt aussah: Hörnchen, Kakao, Brötchen so dreht sich das Ganze einfach um. Zuerst sehe ich das Brötchen (Halloooo!), dann den Kakao und zu guter letzt das breiige Hörnchen.
Faszinierend!

Männerverschwörung

Irgendein Arsch hat mal gesagt: Schwangerschaft ist keine Krankheit. Ehrlich gesagt, frage ich mich, warum eigentlich nicht. Sechs Wochen lang Dauerkotzen, das fühlt sich zumindest nicht gesund an. Jeden Tag fühle ich mich, als hätte ich den Abend zuvor drei Flaschen Wein, sieben Bier und drei Gin Tonic getrunken. Das einzig Gute ist, dass ich plötzlich wieder mein Wunschgewicht habe. Vier Kilo abnehmen in vier Wochen. Großartig! Allerdings ist diese Art der Gewichtsreduktion nur bedingt zu empfehlen. Der Jojo-Effekt ist beachtlich. Sechs Kilo runter vierzehn Kilo rauf.
Der dumme Spruch bezogen auf den Normalitätszustand der Schwangerschaft wurde bestimmt von bösartigen Männern erfunden und verbreitet, so dass sich das arme Weibchen nicht gehen lässt und brav weiter arbeitet, bügelt und auch sonst für alle Annehmlichkeiten im zwischengeschlechtlichen Zusammenleben sorgt.

Never touch a running system auch nicht die Frauenärztin

Meine neue Frauenärztin ist 100 Jahre alt, hasst Kinder und führt die Untersuchungen mit Messer und Gabel durch. Meine Exfrauenärztin ist dagegen eine freundliche Elfe. Leider hat sie ihre Praxis am anderen Ende der Stadt. Ich bin jetzt also bei einer dünnlippigen Kubuskuh, die jeden Funken Enthusiasmus oder Freude im Keim erstickt. Sie weiß auf jede Frage eine aufmunternde Antwort.
– Was sagt denn die Statistik zum Thema Fehlgeburt in den ersten 12 Wochen?
– Hoch, aber sie können das Ding auch noch in der 20. Woche verlieren oder es stirbt bei der Geburt.
Erfreulicherweise redet sie grundsätzlich nicht ungefragt. Man muss sie immer fragen. Jedes Mal wenn ich da bin, streckt sie mir eine Broschüre zum Thema Ernährung entgegen. Vielleicht erhält sie für das Verteilen dieser Broschüren Treuepunkte und wenn sie erst mal hundert verteilt hat, so erhält sie kostenlose Einmachgläser.

Reinkarnation einer Führungskraft

Babys zu bekommen, macht aus vielerlei Gründen gläubig. Z.b. glaube ich, nach längerer, ausführlicher Betrachtung des Säuglings, an Reinkarnation.
In meinem Baby steckt ein an einem Herzinfarkt verstorbener, 40jähriger, kaltblütiger Top-Manager, der mit voller Erinnerung in den kleinen Körper eines weiblichen Kleinstkindes geboren wurde und nun ob seiner Boshaftigkeit und Kälte sein Dasein als kleines Mädchen fristen muss. Nichts anderes kann der Gesichtsausdruck bedeuten, den das Kind gelegentlich macht.
„Ja“, denkt sich die ehemalige Führungskraft, „ach wäre ich doch humaner gewesen …. muss saugen … ahhhh … dann wäre ich jetzt …. ahhh eine riesige Brust, muss saugen …. nicht in dieser misslichen Lage“ und wünscht sich nichts sehendlicher als die Gabe zu besitzen, die Arme und Hände zu koordinieren, um sich die Ohren zuzuhalten, während Mama mit heller Stimme den cremigen Windelinhalt oder das feine Bäuerchen lobt.
Als Führungskraft eines Konzerns lohnt es sich eben doch menschlicheren Grundsätzen zu folgen.