Kinder, Kinder

Vor Jahren habe ich mal ein Wiki mit Freunden gestartet. Mir war aufgefallen, dass es zwar duzende Berlin-mit-Kind-Führer gab, dass mir aber oft entscheidende Informationen fehlten. In den Beschreibungstexten stehen Dinge wie „bezaubernde Bedienung“ oder „das Waffelsortiment lässt keine Wünsche offen“ oder unspezifisch „Das Schwimmbad hat ein Nichtschwimmerbecken“.

Was mich aber interessiert hätte: Für welches Alter ist das Schwimmbad besonders geeignet? Beginnt das Nichtschwimmerbecken direkt bei 1 Meter Wassertiefe (doof für Babys) oder geht es langläufig von 0 auf 1,40 Meter? Gibt es Wickelkommoden in der Umkleide? Gibt es einen Abstellplatz für den Kinderwagen draußen? Gibt es Laufställe oder ähnliches, in die man die Kinder ganz kurz reinsetzen oder stellen kann, wenn man sich selbst duschen möchte?

Das selbe bei Spielplätzen: Können Zweijährige alleine die Rutsche erklimmen oder müssen die Eltern immer dabei stehen? Ist das Spielplatzareal umzäunt? Lässt sich das Tor ordentlich schließen? Gibt es in der Nähe eine Möglichkeit für die Eltern sich einen Kaffee zu holen? Gibt es eine Wasserpumpe (toll im Hochsommer – total nervig, wenn sie an kalten Apriltagen schon angestellt ist…)? Wie sieht es aus mit Schatten? Bietet das Gelände irgendwas, das auch noch Zehnjährige aus dem Kinderzimmer locken könnte?

Ich schrieb also über unsere Ausflüge Berichte und machte ein Paar Fotos und stellte sie in das Wiki. Brav kategorisierte ich nach Alter und Wetterlage.

Der Erfolg des Wikis war atemberaubend. Drei der dreißig Eltern, die ich eingeladen hatte, loggten sich einmal ein. Keiner schrieb oder ergänzte jemals einen Eintrag. Nach ein Paar Monaten verlor ich die Motivation meine Einträge selbst zu verfassen (ich bin ja FFRR-abhängig und das kann ich mir nicht selbst geben).

Jahre später stehe ich wieder vor dem gleichen Problem. Meine Schwester kommt nach Berlin und ich würde ihr gerne unsere Kinderhighlights beschreiben – nur leider sind meine Eintrage zum Teil veraltet oder ich hab sie noch gar nicht geschrieben, weil zwischen Wikitod und Schwesterbesuch fünf Jahre liegen.

Ein anderer Aspekt ist übrigens das Geld. Mir geht es total auf den Geist, wenn Unternehmungen mit Kindern ständig (viel) Geld kosten sollen. Gar nicht mal so sehr wegen des Geldes – sondern vor allem wegen der Erwartungshaltung, welche die Kinder mit der Zeit bekommen. Wäh? Nur Spielplatz? Ihhh! Schon wieder nur Park?! Kotz!

Meiner persönlichen Erfahrung nach gibt es wirklich sehr viele Angebote für Kinder, die großartig und kostenlos sind. Angefangen bei den zum Teil sensationellen Spielplätzen (Hasenheide!) über die großartigen Bibliotheken (inkl. kostenlosem WLAN ) über die großen Planschen im Berliner Osten (z.B. die im Plänterwald/Dammweg) bis zu den Angeboten einiger Schwimmbäder wie dem Prinzenbad, dass Kinder in der letzten Stunde der Öffnungszeiten für das eifrige Müllsammeln im Areal des Schwimmbads eine Eintrittskarte für den nächsten Tag bekommen können.

Was Spielplätze angeht, gibt es beispielsweise diese Seite, die nicht nur zahlreiche Bilder von jedem Spielplatz in Berlin bietet, sondern auch eine ortsabhängige Suche. (Unbedingt klicken, die Seite ist sensationell, da steckt irre viel Arbeit drin, weil man 757 bebilderte Spielplätze anschauen und bewerten kann)

Vielleicht kennt ihr andere Angebote oder habt Tipps, die ich hier nach und nach teilen kann. Es gibt z.B. Blogs wie BerlinFreckles, die ausführlich Eltern-Kind-Cafés getestet haben – aber wie gesagt – richtig begeistern würden mich Tipps, die kostenlos sind und von denen man ableiten kann, ob man da wirklich hin möchte. Auch gibt es günstige Angebote für Tagesausflüge in der Nähe von Berlin – so wie der Familiengarten in Eberswalde (3 Euro pro Erwachsenen und 1,5 für Kinder zwischen 3 – 16 – dafür aber mit kostenlosem unterirdischen Tretbootfahren und Tretautoparcours) oder auch den Dinopark Germendorf (4 Euro pro Erwachsenen und 1 Euro für Kinder), die nicht zu vergleichen sind mit den utopischen Preisen des im Lichte des Legolands (regulär für 5 Personen 80 Euro) oder SEA Life (72,50 Euro regulär für uns) noch günstig erscheinenden Zoos (35 Euro für das große Familienticket).

D.h. alles, was schon hunderte Male beschrieben ist und Unmengen an Geld kostet: Zoo, Aquarium, Legoland etc. interessiert mich eher weniger. Sollte ich jemals mein Passwort zum Wiki wieder finden, werde ich nach und nach meine bereits geschriebenen Einträge veröffentlichen.

Puh! Fast vergessen: Gratis in Berlin – Kategorie Kinder & Jugendliche. Da stehen auch Flashmobs (Kissenschlacht-Flashmob war großartig) und Events wie die Brückenschlacht Kreuzberg und Friedrichshain drin.

Ergänzung: Kinderbauernhof Pinke Panke

Das naturdegenerierte Kind

Über die außerordentlich zu empfehlenden Linkempfehlungen des Herrn Buddenbohm bin ich auf ein Interview mit Salman Ansari in der ZEIT online gestoßen. Darin wird „Das Haus der kleinen Forscher“ im Rahmen übertriebener Frühförderung genannt.

Zitat: „Ansari: In allen Stiftungen und Projekten, die sich auf die naturwissenschaftliche Frühförderung spezialisiert haben – egal ob das Haus der kleinen Forscher in Berlin oder das Science Lab in München –, wird versucht, die Welt aus akademischer Perspektive zu erklären. Mit dem kindlichen Denken hat das oft nichts zu tun.“

Ich weiß nicht, wie Herr Ansari zu dieser Aussage kommt. Jedenfalls ist der Kindergarten, den unsere Kinder besuchen, ein Kindergarten, der oft mit dem Haus der kleinen Forscher zusammenarbeitet und in diesem Rahmen eine Forscherplakette bekommen hat. Ich halte diese Stiftung für eine außerordentlich gute Sache.

Sie gibt lediglich Hilfestellungen für den Kitaalltag und präsentiert Beispiele besonders gelungener Forschungsarbeiten. Unser Kindergarten ist zB mit einem Regenwurmprojekt vertreten. Das Projekt kam zustande weil eines der Kinder einen Regenwurm aus der Hosentasche zog, was zu großer Begeisterung bei allen anderen Kindern führte. Die Erzieherinnen haben diese Begeisterung aufgegriffen und den Regenwurm zum Forschungsprojekt gemacht. Das Ganze begann mit dem Zusammentragen von Informationen und als die Kinder z.B. hörten, dass der Regenwurm auf lateinisch Lumbricidae heißt, wurde er liebevoll Lumbri genannt. Die Kinder trugen zusammen, was Regenwürmer so essen, man baute ihm ein artgerechtes Häuschen, beschäftigte sich mit Verwesungsprozessen (von Blättern und ähnlichem), Fressfeinden, stellte zusammen wie Regenwürmer leben, was sie „leisten“ etc.

Es wurde nichts gefragt, was die Kinder nicht selbst wissen wollten. Das ist eine tolle Regel im Kindergarten und übrigens auch zuhause gut anzuwenden. (Wenn die Kinder im zarten Alter von drei fragen, wo die Babys herkommen, genügt es meist völlig zu sagen: Aus der Gebärmutter. Für 98% aller Kinder ist die Frage damit geklärt. Auf alle weiteren Details kann man vorerst verzichten).

Das Projekt wurde von den Erzieherinnen mit Bildern festgehalten und mit Zitaten und Forschungsergebnissen illustriert. Ein wunderbares Projekt.

Die kleinen Forscher haben sich genau das zum Ziel gemacht „Die alltägliche Begegnung der Kinder mit der Naturwissenschaft und Technik in allen Kitas zu verankern“. Klingt vielleicht hochtrabend, hat aber rein gar nichts mit Frontalunterricht und Überforderung zu tun. Die Erwähnung der Stiftung im Kontext der übertriebenen Frühforderung ist in meinen Augen wirklich nicht gerechtfertigt.

Der ganze Artikel hat in mir ein Trauma wachgerufen und jetzt kommt das Tolle, wenn ich nachfolgend ablästere, werden die betroffenen Eltern das nie erfahren. Es handelt sich nämlich um die Gruppe der Lasst-die-Kinder-doch-natürlich-aufwachsen-Eltern. Diese sind naturgemäß gegen alles unnatürliche wie Technik und Naturwissenschaft. Obwohl unsere VertreterInnen einige Jahre jünger als ich sind, benutzen sie Teufelszeug wie das Internet und nicht. Sie werden diesen Artikel also niemals lesen.

Was sie aber machen, ist Elternabend für Elternabend fordern, dass die Erzieherinnen doch bitte mit den Kindern drei bis vier Mal die Woche in den Wald gehen – Unser Kindergarten geht bereits regelmäßig mit den Kindern in den Wald muss man dazu sagen. Mindestens pro Jahreszeit einmal und auch sonst wird sehr viel draußen gemacht. Draußen ist aber eben die Stadtnatur. Das kann der Hof sein, die Baumscheibe, das Spielplatzareal, der kleine Park um die Ecke – was auch immer den Kindern eben begegnet. Sei es Pflanze oder Tier (siehe Regenwurm).

Ich finde diese Eltern total lächerlich. Sie verlangen, dass die Kinder unabhängig von der Jahreszeit mindestens alle zwei Tage eine mindestens 40minütige Anreise in den Wald (wir wohnen nunmal mitten in Berlin) auf sich nehmen, um mit der Natur zu leben. Sie selbst aber kommen zu gar nichts und auch am Wochenende ist immer alles so stressig, dass sie es leider nicht schaffen, mit den Kindern raus zu gehen. Genau deswegen soll das doch bitte die Kita machen. Die Kinder haben das doch verdient! Und das ist ja wohl das Mindeste, was man von den Kindergärtnerinnen verlangen kann! Ich möchte dann immer aufstehen und schreien: DANN ZIEH DOCH IN DEN WALD WENNS DA SO SCHÖN IST.

Mache ich natürlich nicht. Bin ja kultiviert. Aber was ich sagen will: Warum ist es so schwer einen Mittelweg zu finden? Warum gibt es nur die Extreme Kinder total zu überfördern mit fünf verschiedenen Lernangeboten und der Gegenseite mit zerschlissenen Kleidung Wurzelkauend im Wald zu leben?

Es gibt verschiedene Lebenswelten und es gibt bei Kindern verschiedene Interessen. Warum ist ein Interesse an politischer Zeitgeschichte schlechter als das Interesse an Frühjahrsblühern. Warum ist es cool, wenn ein Kind zwanzig verschiedene Baumarten kennt und umgekehrt ist es ein Fall fürs Jugendamt wenn ein anderes Kind zwanzig verschiedene Automarken identifizieren kann?

Kind 2.0 interessiert sich zum Beispiel sehr für die Geschichte der Teilung Deutschlands. Warum? Es lebt in einem ehemaligen Ostbezirk von Berlin – einer ehemals geteilten Stadt. Es hat Wessieltern und OssielternfreundInnen. Es kennt den „Tag der deutschen Einheit“, es kennt die Reste der Berliner Mauer. Das gehört alles zu seiner direkten Lebenswelt. Wenn es Fragen stellt, warum sollen diese nicht beantwortet werden? Was wäre denn angemessen? Zu sagen „Sorry, Du bist erst fünf, du lernst jetzt erstmal was über die Natur und da bitte auch nicht zu komplex.“ Es ist doch eine Frage der Lebenswelt. Ich kenne Kinder von Hirnforschern, die kennen mit sechs schon alle wesentlichen Gehirnareale. Na und? Die Eltern reden eben beim Abendessen über die Hypophyse und die Medulla Oblongata und haben ein schickes 3D-Gehirnpuzzle zuhause.

Verächter der frühkindlichen Förderung, geht doch in den Wald und lebt da ganz natürlich. Meine Kinder dürfen sich interessieren für was sie wollen. Pah!

Theorie und Praxis Internet

 

Als Elter hat man es nicht leicht. Jedes Jahr muss man neue Dinge lernen. Es fängt direkt nach der Geburt an und ich fürchte, es hört nie auf. Selbst bei den Themen, in denen man sich vermeintlich auskennt: dem Internet beispielsweise.
Jetzt bin ich ja wirklich alles andere als technologiefeindlich eingestellt, aber seit das älteste Kind aktiv das Internet mitgestaltet, möchte ich einfach alles verbieten. Jedenfalls bis wir ALLES einmal durchgesprochen haben.
Das dürfte ungefähr mit Vollendung des 18. Lebensjahres der Fall sein.

Wie bei vielen fing es mit YouTube an. Wie ich bei Netzgemüse gelesen habe, kein unüblicher Weg. Zunächst schauen sich die Kinder um. Da fängts schon an. Was dürfen sie gucken – und was nicht? Warum sollen sie etwas nicht dürfen und wie kann ich verhindern, dass das Kind in meiner Abwesenheit verstörende Videos anschaut? Plus – wenn es jüngere Geschwisterkinder gibt: Wie halte ich sie davon ab, Dinge zu sehen, die das ältere Kind sehen darf. Allein das ist schon ein riesen Problem. Denn einerseits möchte ich auf gar keinen Fall, dass das „große“ Kind (das noch altersmäßig deutlich unter der Grenze liegt, in der es z.B. offiziell Facebook benutzen darf) alleine im eigenen Zimmer Internet konsumiert. In den anderen Zimmern können aber die jüngeren Geschwister sein. Also diese ins zweite Kinderzimmer und mit dem großen Kind gemeinsam den Rundgang durchs Internet machen?
Wie viel Privatsphäre hat ein minderjähriges Kind? Darf oder muss ich den Browserverlauf anschauen? Darf ich mir die Aktivitäten anschauen, wenn es ein eigenes Profil angelegt hat? Frage ich es nach dem Profil und riskiere eine Änderung des Verhaltens – ein Zweitprofil?
Welche Filter konfiguriere ich bevor das Kind überhaupt ins Internet geht?

Noch schwieriger wird es wenn das Kind selbst aktiv wird. Wenn es Videos gestaltet und hochlädt. Ein Gebiet, das ich aktiv gar nicht kenne. Was filmt es? V.a. wen filmt es? Wie geht es dabei mit Privatsphäre um? Wenn es gar nichts filmt und selbst Videos bastelt: Welches Material nimmt es? Wie steht es um die Bildrechte? Wie um die Hintergrundmusik? Wie wahrscheinlich ist es, dass es gegen irgendwelche Urheberrechte verstösst? Es sind unendlich viele Gespräche zu führen. Gespräche über Themen, in denen ich vielleicht gar nicht kompetent bin. (Zum Beispiel Bildrechte: Ich mache es mir da nämlich ganz einfach und benutze immer nur eigene Bilder, weil es mir viel zu kompliziert ist war mich in die Thematik einzuarbeiten.)

Was ist besser? Wenn das Kind anonym unterwegs ist? Wenn es nicht namentlich unterwegs ist? Soll es etwas dürfen weil es andere dürfen? Wie verhindere ich, wenn ich mich entscheide, bestimmte Dinge nicht zu erlauben, dass das Kind sie nicht trotzdem tut?

Das Internet ist jetzt da und es geht auch nicht mehr weg und das weiß ich.
Aber gerade habe ich das Gefühl, dass man auch gut kündigen könnte, um ausreichend Zeit zu haben all die Details mit dem internetfähigen Kind zu besprechen. Doch: wer hütet so lange die anderen Kinder?

Lieblingskinderbücher – Die Auswahl von Kind 2.0

Percanta, die neulich im Fünf Bücher Blog war, hatte die tolle Idee ihren Sohn nach seinen fünf Lieblingsbüchern zu befragen. Der Herr Buddenbohm diese Anregung aufgegriffen und ich mache das ungefragt nach. Also habe ich auch eines der Kinder befragt.

Da aufgrund des Leistungsschutzrechts ohnehin nicht mehr auf  die Angebote von Presseverlagen verlinkt werden darf, ist es genau der richtige Tag, um klassische Stöckchen aufzugreifen – so wie damals in den frühen Zweitausendern. Ich werfe das Stöckchen also weiter zu JournelleHeiko, Pia, Fakeblog und Mama Arbeitet. Alle anderen mit sprechfähigen Kindern sind natürlich auch eingeladen.

Die Auswahl von Kind 2.0

5Kind 2.0 ist eigentlich der klassische Wiederholungsleser. Abend für Abend schleppt es die selben Conni Bücher an und möchte diese vorgelesen bekommen. Auf die Frage nach den Lieblingsbüchern antwortet es erstaunlicherweise nicht erwartungsgemäß: „Nur weil ich das immer hören will, müssen das nicht meine Lieblingsbücher sein. Die sind nur für besondere Anlässe.“

Mein großes Wimmel- und Wörterbuch, Band 5: Ritter und Burgen
„Das gefällt mir, weil man da drin was über das Mittelalter wissen kann. Meine zwei Lieblingsseiten sind die, wo man sieht wie das Schlafgemach des Burgherren ausgesehen hat und die, wo man sehen kann wie man mittelalterliche Filme nachmachen kann.
Es ist wichtig, dass es solche Bücher gibt. Sonst wüsste man gar nichts mehr über das Mittelalter, es ist schließlich ein Paar Jahre her. Komisch ist, dass die alles so bunt machen. Ich glaube, das war gar nicht so. Papa sagt immer, es hat da keine Kartoffeln gegeben, alle haben gestunken und sind an verfaulten Zähnen gestorben.„

Grimms Märchen. Vollständige Ausgabe
„Da sind viele Märchen drin, die ich noch gar nicht kenne. Geschichten lesen ist eins meiner Lieblingshobbys und da bietet sich so ein Buch an. Besonders gefällt mir, dass die Märchen immer gut ausgehen. Außer die, die für Erwachsene sind. Die gehen nicht gut aus. Erwachsene mögen das irgendwie lieber. Das verstehe ich nicht, aber wahrscheinlich kommt das, wenn ich älter bin. Das Buch hat mir meine Oma geschenkt. Sie hat einen sehr guten Geschmack, deswegen kann ich das empfehlen.“

Benny Blu – Edelsteine
„Ich interessiere mich für die verschiedenen Edelsteinsorten und darüber mehr zu erfahren finde ich schön. Ich kann mich dann immer noch entscheiden, ob ich Edelsteinsucherin werden will. Man kann da sehr reich werden – aber nur wenn man sich auskennt. So wie die afrikanischen Jungen, die vor 250 Jahren den großen Diamanten gefunden haben. Die dachten ja, das sei ein großer Stein. Wenn ich so einen Diamanten finden würde, wüsste ich jetzt gleich mit was ich es zu tun habe und würde ihn nicht einfach wegwerfen. Ich schätze aber, dass ich dann nach Kimberly ziehen müsste. Im Buch steht nichts von Edelsteinfunden in Berlin. Im Moment ist mir Kimberly noch zu weit weg. Außerdem ist das mit dem Big Hole bestimmt ganz schön gefährlich.“

Ritter Rost Musicalbuch, Band 11: Ritter Rost und die Zauberfee
„Hier gefällt mir die Fee besonders gut. Bei anderen Ritter Rost Büchern habe ich bislang noch keine Fee bemerkt. Ich finde das auch witzig, weil die Fee einschläft und wieder aufwacht und dann alles zurück zaubert. Darüber muss ich lachen.


Die Musik gefällt mir auch. Wobei ich Ritter Rost und die Hexe Verstexe von der Musik her besser gefällt. Da kann ich besser mitsingen. Ich mag auch Burgfräulein Bö weil sie stark ist und alles gerecht ist. Das kann man von Ritter Rost nicht sagen.“

Mumins lange Reise von Tove Jansson
„Das habe ich in Schweden kennen gelernt. Das ist eine sehr schöne Zuhörgeschichte. Das gibt es auch als Hörspiel und ich finde die Geschichte sehr spannend. Die Reise ist sehr beschwerlich, aber es lohnt sich weil sie am Ende den Mumins Papa finden.
Als ich noch ein kleines Kind war, fand ich die Schlange ein bisschen gruselig, aber jetzt kann ich das aushalten. Mir gefällt der Junge mit dem Feuerhaar. Vielleicht treffe ich ihn auch mal.“

Mama Sheldon

In der Schule war ich, was man klassisch eine Streberin bezeichnen würde. Neben meinen Klausuren der Oberstunde stand: „Sehr schön, allerdings haben wir ca. 20% der Themen noch gar nicht dran genommen. Gäbe es mehr als 15 Punkte, ich würde sie dir geben.“

Die guten Noten waren die eine Seite der Medaille. Die andere war meine Unbeliebtheit. Ein klassisches Henne-Ei-Problem. Ich konnte nie rausfinden, ob ich erst unbeliebt war und dann gute Noten bekam, weil ich z.B. las und lernte, statt mich mit den nicht vorhandenen Freundinnen zu treffen oder aber, ob ich erst gut in der Schule war und dann keine Freundinnen mehr hatte.

Sei es drum. Irgendwann zählte nur der Perfektionismus. Wenn ich schlechter als 14 Punkte war, musste ich die Tränen unterdrücken und wenn es MitschülerInnen gab, die besser waren als ich, hätte ich ihnen gerne die Augen ausgekratzt.

Die Krönung waren Lehrersätze wie: „Patricia hat das doch auch gewusst. Ihr könnt mir nicht erzählen, dass wir das nicht durchgenommen haben.“ Da klatschte ich mir innerlich Applaus. Schon lange war es mir völlig egal wie unsympathisch ich wirken mochte. Ich war Sheldon bevor Sheldon erfunden war. Es zählte einfach das fehlerfreie Ergebnis.

Einmal im Fluss des Perfektionismus mitgeschwommen, gibt es kein Zurück mehr. Im Diplom-Zeugnis habe ich eine zwei. Leider gab es keinen Weg die Prüfung zu wiederholen. Auch keinen einklagbaren. So muss ich mit diesem Hohn (eine zwei!!!) leben. Wie ein Makel verunstaltet die zwei meine Bewerbungsunterlagen. Zitternd warte ich im Bewerbungsgespräch auf die Frage, was da eigentlich mit mir los gewesen sei. Eine echte Erklärung habe ich nicht. Ich habe einfach versagt.

So war mein Leben viele Jahre. Perfekt. Alles. Meine Arbeitsergebnisse, meine Wohnung, meine Einsamkeit, mein Singleleben – selbst ich war perfekt. Jeden Morgen frisch geduscht, gestylt, die Ohrringe passend zum Oberteil, die Bluse gebügelt, die Schuhe auf die Handtasche abgestimmt ALLES WAR WUNDERBAR.

Dann passierte etwas.

Vermutlich entführten mich Aliens.

Heute bin ich von Perfektionismus so weit weg wie ein Pinguin vom Nordpol. Ich selbst würde das vermutlich gar nicht merken. Ich merke es ausschließlich an den kleinen, traurigen Gesichtern meiner Kinder. Wenn ich sie z.B. vom Kindergarten abhole und mit ihnen zum Spielplatz gehe und sie dann ohne Schippchen, Trinken und Essen rumstehen. Manchmal auch frierend, weil ich vergessen habe, ihnen Mützen anzuziehen.

Sie blicken dann sehnsüchtig zu den anderen Müttern. Denen, die perfekt geschminkt, in gewaschenen Kleidern, mit Blumen im Haar ihren Kindern die frisch zusammengestellte Bento-Box kredenzen. Ihnen eine kleine Getränkeauswahl anbieten und den Korb mit den Sandsachen auspacken. Sie gehen dann mit ihren Kindern schaukeln. Dreißig – vierzig Minuten schubsen sie ihre Kinder unermüdlich an bevor sie zur Seilbahn wechseln und die Kinder eine weitere halbe Stunde anschieben.

Im Sommer haben sie Sonnencreme und Hüte dabei, sie haben immer Wechselsachen parat, Feuchttücher ohnehin, Handtücher wenn nötig. Im Winter Handschuhe und kleine Thermositzkissen. Sie haben immer Bargeld einstecken, um ein Eis zu kaufen, geschnittenes Obst für Zwischendurch und wenn ein Kind herzhaft niest, ein duftendes Taschentuch, um die Nase zu putzen.

Das schlimmste daran: Sie sind auch noch gutherzig. Wenn meine Kinder sehnsüchtig mit leicht tränengefüllten Augen in ihre Richtung schauen, bekommen sie immer etwas ab. Das ist im Grunde das allerallerschlimmste. Wenn dann am Abend noch eines meiner Kinder sagt: „Mama, Du hast noch viel Zeit zu leben und deswegen wirst du es bestimmt mal schaffen uns etwas zu trinken mitzubringen, da bin ich zuversichtlich“ und mir auf die hängenden Schultern klopft, da wünschte ich, ich hätte meine Lebensration Perfektionismus nicht bereits komplett verschleudert.

Erzieherisches Henne-Ei-Problem

Auf Erziehungsfragen gibt es oft keine einfache Antwort. Nicht mal bei den einfachen.

Die Pubertät beginnt wenn die Hypophyse einen bestimmten Botenstoff sendet, welcher die Produktion von Geschlechtshormonen initiiert. Diese wiederum führen zu bestimmten allerseits bekannten körperlichen Veränderungen (Im Wikipediaeintrag übrigens sehenswert das Schaubild „Testosteron führt zu Gesichtsbehaarung“).

Es ändert sich jedoch nicht nur das Erscheinungsbild. Veränderungen im Verhalten scheinen ebenfalls unausweichlich. Aus dem fröhlichen Kind, das einst alles tat, um den Eltern zu gefallen, wird nicht selten ein überllauniges Wesen, das nur noch selten aus dem Kinderzimmer tritt und dann auch nur, um den Erziehungsberechtigten zu erläutern wie mental eingeschränkt und unwissend sie sind.

Oft kommt hinzu dass die Kinder gerne genau das Gegenteil von dem machen, was die Eltern erzieherisch initiieren wollten. Dementsprechend rechne ich fest damit, dass sich meine Kinder freiwillig bei der Bundeswehr melden, daraufhin das Ingenieurswesen studieren, um später neue Atomkraftwerke für Deutschland zu erbauen oder sie werden BuchautorInnen, die vor den Gefahren des Internet warnen.

Nicht weniger schwierig sind jedoch die Kleinigkeiten im Alltag, die das gemeinsame Leben erschweren können. Ich habe beispielswiese einen sehr eingefahrenen und unflexiblen Musikgeschmack und  mich würde es sehr stören, wenn ich ganztägig mit der falschen Musik beschallt würde – was in einer Stadtwohnung kaum zu vermeiden ist.

Es stellt sich nun die Frage, wie ich mit meinem Wissen um die Pubertät planerisch umgehe. Ob ich beispielsweise jetzt jahrelang höre, was mir gefällt und damit erreiche dass meine Kinder später ausschließlich Schlager und Chartpop hören oder ob ich nun selbst beginne, diese Abscheulichkeiten zu hören und darauf hoffe, dass die Kinder in naher Zukunft sich für erträgliche Musikrichtungen entscheiden.

Wenn ich wüßte, wann die Kinder ausziehen, könnte ich das rechnerisch lösen, weil ich dann wüßte, welche Zeitspanne die kürzere ist – also die von der Geburt bis zur Pubertät oder aber von der Pubertät bis zum Auszug. Da ich meine Kinder im Grunde aber so lieb habe, dass ich es gerne sähe, wenn sie bis zum vollendeten 35. Lebensjahr bei Mutti wohnen, werde ich wohl ab heute nur noch Radiosender hören, welche die meisten und besten Hits der 90er und 2000der spielen und zwar nonstop!

ArtPod „Imaginäre Reisen“

ArtPod – zeitgenössische Kunst für Kinder mit der Ausstellung „Imaginäre Reisen“ hat uns schwer begeistert. Bis zum 16.12.2012 kann man sie noch im Amerika Haus bestaunen.

Mindestens einmal in der Woche schreit Kind 2.0 auf dem Weg in die Kita: „Maaamaaaa, schau mal daaaaa KUNST!!!“ Wir begutachten dann das referenzierte Objekt und wägen gemeinsam ab, ob der Wind Müll nur exotisch angeordnet hat oder ob es wirklich einen menschlichen Erschaffer gibt. Eindeutig bestimmen lässt sich das nicht immer.

Auf Kunst im  Lebensraum ist Kind 2.0 durch Werke der Straßenkünstlergruppe bosso fataka aufmerksam geworden. Für sehr kurze Zeit konnten wir z.B. einen Stuhl bewundern, der an einer der Säulen am Frankfurter Tor befestigt war.

Ich habe von kunsttheoretischen Ansätzen keine Ahnung und kann nur schwer erklären, warum mir eine bestimmte Art von Kunst zusagt und v.a. auch warum ich sie für lebensnotwendig halte – aber den meisten Bezug habe ich zur zeitgenössischer Kunst. V.a. dann wenn sie erfahrbar und im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar ist. Zu meinen persönlichen Highlights gehört deswegen das von Hornbach gesponsorte Projekt in einem Haus in der Torstraße 166 und auch viele Ausstellungselemente unterschiedlicher Ausstellungen im Hygienemuseum Dresden (z.B. „Gehirn und Denken“ oder „Glück – Welches Glück„)

In meiner Elternzeit hatte ich jeweils eine Museumsjahreskarte und habe die Kinder schon im Babyalter munter mitgeschleppt. Zu einer meiner schönsten Erinnerungen gehört eine Szene mit meinem damals 4 jährigen Patenkind, mit dem ich eine Ausstellung anschaute. Es fragte mich bei jeder Skulptur und bei jedem Bild: „Wie heißt die Kunst?“ und „Warum hat der/die KünstlerIn das gemacht?“.

Ich weiß, dass v.a. letztere Frage nach der Intention, das typische Was-will-uns-der-Kunstschaffende-sagen, v.a. den Kunstschaffenden selbst auf die Nerven geht. Aber mir gefällt die Frage. Ich weiß es nämlich ebenso wenig wie das Kind, das fragt. Also unterhalten wir uns und stellen Hypothesen auf und ich finde, die kindlichen Ansätze sind völlig gleichberechtigt zu meinen Interpretationen und manchmal lenken sie meine Aufmerksamkeit zu ungesehenen und unbedachten Aspekten.

Wie für mich gemacht ist deswegen die Galerie ArtPod im Amerika Haus, die am 03.11.2012 ihre erste Ausstellung namens „Imaginäre Reisen“ eröffnet hat:

ArtPod stellt in wechselnden Ausstellungen Arbeiten von international agierenden Künstlern aus, die sich auf das Experiment freuen, ihre künstlerische Neugier mit Kindern zu teilen. Die ausgewählten Werke zeichnen sich aus durch ihre Kraft, die Phantasie der Ausstellungsbesucher in Schwingung zu versetzen, Freude und Staunen hervorzurufen.

Die Ausstellung ist unfassbar großartig. Das ganze Konzept ist toll. Am Eingang können die Kinder sich einen Stempel aussuchen. Kinder und Stempel ist schon ein Mysterium für sich. Ich habe gesehen, wie ein ca. 13 jähriger Junge nach uns reinkam und sich richtig freute, dass er einen Eingangsstempel aussuchen durfte. Dann bekommen die Kinder erklärt, dass es Exponate gibt, die man anfassen darf (grüne Hand) und welche, die nur zum Anschauen bestimmt (rote durchgestrichene Hand) sind. Ich würde schätzen, dass das Verhältnis grün zu rot ca. 80 zu 20 ist.

Während der ganzen Ausstellung gibt es außerdem ReisebegleiterInnen. Ich vermute KunststudentInnen – ähnlich wie damals die MOMAnizer. Sie passen auf, dass im Enthusiasmus nicht gleich das ganze Kunstwerk zerlegt wird und ermuntern die Kinder (und Erwachsenen) andererseits die Ausstellungsstücke zu erfahren. Sie stellen Fragen oder lenken die Aufmerksamkeit auf ungesehene Details. Sie schlendern durch die Räume und Gänge und unterhalten sich mit den Kindern. Beispielsweise gibt es ein großes Holzschiff, das man herumschieben kann. Es sieht aus wie aus Papier gefaltet. Kind 2.0 saß darin und ruderte und ruderte. Einer der Ausstellungsbegleiter kam zu ihm und hat gefragt, wohin die Reise ginge. Man tauschte sich kurz aus und eine halbe Stunde später, als Kind 2.0 erneut im Boot saß, hielt man wieder Smaltalk. Wie sei es in Indien gewesen, was hätte Kind 2.0 erlebt – es entstand ein erstaunliches Gespräch.

Kind 3.0 stand im wesentlichen vor Begeisterung kreischend in einem Raum, der komplett zu einer Half-pipe verbaut war. Die Half-pipe war mit Hunderten von Pingpongbällen befüllt und diese wurden durch ein Gebläse im Kreis geschleudert. Die Kinder durften Bälle aus dem Kreislauf entnehmen und an unterschiedlichen Stellen wieder reinwerfen.

Das waren nur zwei von über 20 Objekten (22 Künstler in 12 Räumen). Die Kinder konnten sich frei bewegen und haben sich teilweise sehr lange an einzelnen Ausstellungsstücken erfreut. Als Erwachsene würde ich normalerweise nie 20 Minuten bei einem Objekt verbringen – aber ich fand das wunderbar, denn tatsächlich gibt es selbst an einem schnöden Holzstück viel zu entdecken.

Wir verbrachten gut drei Stunden in der Ausstellung. Ich schätze, ohne die Kinder hätten wir insgesamt zwanzig Minuten gebraucht. Aber genau das finde ich großartig. Ich bin regelrecht beseelt nach Hause gegangen. Ich weiß nach wie vor nicht, was mir so gut daran tut, aber es ist selten, dass ich so zufrieden bin wie am Ende dieses Nachmittags.

Deswegen: Wenn ihr Kinder habt oder mögt (es müssen ja gar nicht die eigenen sein) und wenn ihr Geduld und etwas für Kunst übrig habt, plant die Ausstellung bis zum 16.12.2012 ein.

Amerika Haus am Bahnhof Zoo
Hardenbergstr. 22-24, 10623 Berlin

 

03. November – 16. Dezember 2012
Öffnungszeiten: Mi, Do, Fr 14:00 – 17:00 (vormittags offen für Schulklassen
nach Anmeldung Tel: 0173-6079796 oder info@artpod.org), Sa – So 11:00 – 17:00

KünstlerInnen: Dominik Lejman (PL), Ellen Harvey (UK), Wolfgang Karl May (DE), Max Frey (AT), Egill Saebjornsson (IS), Ethan Hayes-Chute (US), Kirstine Roepstorff (DK), Michael Johansson (SE), Nina Braun (DE), Katharina Lackner (AT), Rebecca Raue (DE), Konrad Mühe (DE), Olafur Eliasson (DK), Stefan Saffer (DE), Andy Graydon (US), Thilo Frank (DE), Sophie Erlund (DK), Franz Hoefner und Harry Sachs (DE), Sebastian Hempel (DE), Hollie Chastain (US), Guy Ben-Ner (IL), Eduardo Basualdo (AR), Gaby Taplick (DE), Dustin Schenk (DE), David Krippendorff (DE)

Vielen Dank an Caroletta von Kinderzimmerkunst, die mich mit Ihrem Artikel zu dieser Ausstellung gebracht hat!

Die grausame Mutter

Halloween hätte ich beinahe schon wieder ein Pony gekauft weil eines der Kinder weinen musste.

Meine Kinder haben – zumindest nach meiner Einschätzung – ein unbeschwertes Leben und bislang war das Leben zu uns insgesamt sehr freundlich und so gab es noch nichts zu bewältigen. Lediglich Kleinigkeiten.

Beispielsweise freuen sich die Kinder ganzjährig auf den jährlichen Karnevalsumzug. Sie planen monatelang ihre Kostüme und sie erzählen sich Abends im Bett wie viel Süßigkeiten sie wohl fangen werden und planen dann wie sie die Unmengen verteilen werden. Dieses Jahr hatte ich bei der Planung eines Kurzurlaubs den Termin des Karnevalumzugs nicht berücksichtigt und als es mir auffiel, war die Bahnfahrt schon lange gebucht und bezahlt. Ich harderte mit mir, den Kindern vorher zu sagen, dass Karneval ausfallen würde oder ob ich hoffen würde, dass es ihnen nicht auffallen würde, dass wir dieses Jahr gar nicht am Umzug teilgenommen hätten. Letzteres war natürlich völliger Unsinn und so beichtete ich meinen Fehler. Die Kinder brachen erwartungsgemäß in Tränen aus. V.a. Kind 2.0 konnte sich nicht beruhigen. Es fiel mir in die Arme und weinte lauthals „Ich weiß, dass du das nicht absichtlich gemacht hast, aber ich bin trotzdem so traurig.“ Das war wirklich schrecklich. Ich musste auch weinen.

Zum zweiten Verkleidungsfest – Halloween – passierte mir das selbe Missgeschick. Ich legte einen Fuß-OP-Termin auf den 31. Oktober. Auch an diesem Abend weinte Kind 2.0 herzerweichend.

Ich kann meine Kinder (wenn sie wirklich traurig sind) nicht weinen sehen. Ich erleide dabei Höllenqualen und ich fürchte mich vor der Zeit in denen Freundschaften wichtiger werden und die Kinder gar eines Tages Liebeskummer haben werden. Ich hatte zwischen 13 und 28 quasi durchgängig Liebeskummer und erinnere mich noch gut daran.

Wenn es mir schon das Herz bricht, das Kind weinen zu sehen, weil es Halloween nicht mitfeiern kann – wie wird das werden?

Sobald die ersten Tränen laufen, habe ich das Gefühl das Leid (das subjektiv empfunden in dem Fall wirklich groß war) irgendwie ausgleichen zu müssen. Das Kind schnell vor den Fernseher setzen, ihm Kaugummis, Chips, Schokolade, Kuchen und Kekse reichen? Ihm ein Fahrrad kaufen, den Fillyturm, drei flauschige Kaninchen, vielleicht ein eigenes Pony???

Dann entscheide ich mich von all diesen Sachen gar nichts zu tun. Ich setze mich neben mein Kind, halte die Hand und sage Dinge wie „Ich verstehe, dass Du traurig bist.“ Ich komme mir dabei unsäglich grausam vor und es ist wirklich schwer für mich am Ende nicht doch ein, zwei Ponys zu besorgen.

Am liebsten würde ich alles schlechte, böse und schmerzhafte von meinen Kindern fernhalten. Aber selbst wenn ich das in der frühen Kindheit schaffen würde, irgendwann geht das einfach nicht mehr und dann denke ich mir, dann müssen die Kinder ja irgendwie gelernt haben mit negativen Gefühlen umzugehen. Das gehört auch zum Leben und ich weiß nicht, ob man Kindern einen Gefallen tut, ihnen alles zu ersparen.