[Anzeige] Let’s talk – Interview mit Heiko Bielinski

Zusammen mit SCHAU HIN! Let’s talk S02E04 mit Heiko Bielinski

Im Zentrum meiner Serie Let’s talk stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, soll es jetzt konkreter werden. Wie sieht Medienalltag in Familien wirklich aus? Deswegen befrage ich in der 2. Staffel Eltern, wie sie in ihren Familien mit digitalen Medien umgehen: Ich freue mich im vierten Teil etwas über den Umgang mit digitalen Medien in der Familie von Heiko Bielinski zu  erfahren.

Heiko Bielinski (rechts im Bild)

Ich habe Heiko, wenn ich mich recht erinnere, im Zusammenhang mit einer Nido-Blattkritik vor gefühlt zehn Jahren kennengelernt. Die Nido hat in ihrer damaligen Form für mich neue Maßstäbe in Sachen Elternzeitschrift gesetzt, was maßgeblich an Beteiligten wie Heiko lag. Ich vermisse bis heute die „Links der Woche“, die Heiko lange für die Nido zusammengestellt hat. Zum Glück muss man auf guten Content nicht verzichten, denn Heiko hat sowohl ein eigenes Blog chez @heibie als auch einen Newsletter, den ich aufgrund seiner Witze besonders empfehlen kann.

Wie viele Kinder leben in Deinem Haushalt und wie alt sind sie?

Unser Sohn ist zehn und unsere Tochter acht Jahre alt.

Ab welchem Kindesalter habt ihr begonnen euch mit dem Thema Medienerziehung aktiv auseinanderzusetzen?

So ab dem 1. Lebensjahr. Da haben die Kinder langsam angefangen auch mal auf dem Tablet oder Smartphone erste, kleine Spiele zu spielen. Kurz danach liefen auf YouTube die ersten Folgen Kleiner roter Traktor.

Auf einer Skala von 0 (Wir haben keinen Internetanschluss! Teufelszeug!) bis 10 (Wir möchten unsere Körper zurücklassen und unsere Gehirne ins Internet hochladen!) wo liegt ihr ungefähr?

Das ist bei jedem Familienmitglied anders. Ich würde mich momentan zwischen 7 und 8 einstufen, die Kinder schätzen sich bei 5 ein (wobei sie sagen, sie brauchen das Internet v.a. für Hörspiele), meine Frau sagt, sie liegt bei 6.

Was sind eure Lieblingscomputerspiele, die beliebtesten Apps, beliebtesten YouTube-Kanäle, liebsten Streamingdienst-Serien und warum? 

Alle Kinderhörspiele auf Spotify. Die drei ???, Die drei !!!, Fünf Freunde, Teufelskicker, TKKG … und aktuell die ganzen Star Wars Sachen. Neben The Clone Wars und Rebels kann man da auch fast alle Kinofilme als Hörspiel nachhören.

Serien schauen sie auch gerne. Die Schlümpfe, The Clone Wars, Pinguine aus Madagascar, Fraggles, Shaun, das Schaf, Gummibärenbande und natürlich ALF (ja, ok, das hab ich ihnen aufgedrückt, aber sie tun so, als fänden sie es lustig). Und dann noch alles was auf KIKA zwischen 19 und 20:10 läuft und Die Sendung mit der Maus.

Aktuelle Lieblingsspiele: Sohn und Tochter spielen Minecraft im Multiplayer. Und zusammen spielen sie auch gerne die LEGO-Videospiele (momentan haben sie mit der Star Wars Saga angefangen). Vor kurzem haben wir das Rennspiel Asphalt8 (iOS) entdeckt. Das nervt zwar auch mit zwischengeschalteter Werbung, aber die Steuerung ist sehr einsteigerfeundlich und der Frustfaktor gering. Außerdem bietet es einen lokalen WLAN-Rennmodus an. Großer Spaß, wenn hier die Kinder mit Ihren Freunden sitzen und versuchen mich von der Strecke abzudrängen (meistens natürlich erfolglos). Der Sohn findet außerdem gut: Clash Royal, Pflanzen gegen Zombies (1 und 2). Die Tochter: Goat Simulator (Danke an Herrn Buddenbohm für diese pädagogisch wertvolle Empfehlung), Pet Hotel und Die Maus App.

Wie handhabt ihr das mit der Medienzeit in eurer Familie?

Momentan gibt es keine konkreten Vorgaben für Medienzeit. Ich habe darüber schon mal ausführlich gebloggt. Ich finde es schwierig nach einer halben Stunde den Stecker zu ziehen, obwohl das Kind vielleicht grad in einer wichtigen Mission ist und noch ein bisschen länger braucht, bis es den Spielstand speichern kann. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass durch eine Reglementierung, exakte Vorgaben und einem angedockten Bonussystem („Räum Dein Zimmer auf, dann gibt es zwei extra Medieneinheiten) das Thema noch viel mehr in den Mittelpunkt rückt und zu noch mehr Diskussionen führt als sowieso schon. Der Alltag der Kinder ist mit Schule, Mittagsbetreuung, Hausaufgaben, Sportverein und Freunden schon so vollgepackt, dass effektiv gar nicht mehr so viel Zeit bleibt. Dann unternehmen wir noch zusammen Ausflüge, spielen gemeinsam Brettspiele und vorm ins Bett gehen findet regelmäßig der Leseclub statt, bei dem wir uns zusammen hinlegen und jeder noch eine halbe Stunde ein Buch oder Comic liest. Am Ende bleibt gar nicht mehr so viel Zeit für den Bildschirm. Ich finde, das ist alles in allem eine ganz gute Mischung und wenn wir mal den Eindruck haben, dass die Mischung nicht mehr stimmt, dann müssen wir das gemeinsam diskutieren und vielleicht gibt es dann auch irgendwann Medienzeiten.

Die Kinder können sich momentan auch noch sehr gut von ihren Spielen lösen. D.h. wenn wir eine Ansage machen, dass jetzt vielleicht doch mal Schluss ist, gibt es wenig Gemecker. Ich weiss, dass das bei anderen Familien anders ist und hoffe mal, es bleibt noch eine Weile so.

Wie kommt ihr zu Regeln, was die Mediennutzung angeht?

Bis jetzt gab es wenig wirklich konkret formulierte Regeln. Die Kinder haben, wenn sie am Smartphone spielen oder was schauen wollten vorher gefragt. Hörspiele hören sie schon immer nach Belieben. Wichtige Sachen, wie z.B. Hausaufgaben müssen vorher erledigt sein. Wenn sie mit ihren Freunden übers Netz Minecraft spielen wollen müssen sie mich auch vorher fragen, weil ich den Server dazu anmachen muss. Langsam fangen sie jetzt aber an, das Smartphone zur Kommunikation mit Freunden zu nutzen. Deshalb sind wir grad dabei einen Mediennutzungsvertrag gemeinsam zu erarbeiten, der dann für alle Familienmitglieder gilt. Wir doktern seit Ewigkeiten an dem Vertrag rum und keiner ist motiviert es zu Ende zu bringen. Wir lassen es einfach mal so weiter laufen und schauen, was sich so ergibt.

Ansonsten diskutieren wir, also meine Frau und ich, natürlich ständig. Wir sind da keinesfalls immer einer Meinung. Wär auch langweilig.

Die meisten Eltern kennen das bestimmt: Es gibt Dinge, welche die Kinder total begeistern und man selbst möchte sich die Augen auskratzen. Fallen Dir da Beispiele ein? Wie gehst Du damit um?

Der Sohn spielt sehr gerne Clash Royal. Ein Smartphonespiel, bei dem es darum geht sich ein kampfkräftiges Kartendeck zusammenstellen mit dem man dann gegen andere Spieler Schlachten schlägt. Das analoge Kartensammelprinzip zusätzlich angereichert um ein paar Spielmethoden, die man so auch aus der Spielhalle um die Ecke kennt („spiel noch drei Runden, dann bekommst Du eine Bonus-Truhe in der vielleicht endlich/unter Umständen/wenn du ganz viel Glück hast diese eine legendäre Karte ist!“). Ich kann verstehen warum ihm das Spiel gefällt und welche Spielmechaniken ihn bei der Stange halten, aber mich persönlich hat das Spiel nach einem Tag ziemlich genervt und gelangweilt. Da drüber rede ich dann auch mit ihm und erkläre ihm, warum ich das so sehe. Ich versuche dabei aber nicht, ihn zu verurteilen, lasse ihn weiter spielen und frag trotzdem immer wieder nach, wie es so läuft, was für neue Karten es gibt, wie die Stimmung im Clan ist etc.

Ansonsten gibt es natürlich noch nervige Hörspiele (Die drei !!!) und Musik (Johnny Däpp!!!!). Da helfen Kopfhörer (bei mir und/oder bei den Kindern).

Die Medienmomente sollen sich ja auf den wirklich gelebten Alltag beziehen. Mal ehrlich, macht ihr Ausnahmen oder gibt es Zeiten in denen alles entgleitet? Wenn ja, wie sieht das aus und warum gibt es solche Situationen?

Wenn die Kinder krank zu Hause sind oder es sind Ferien, wir müssen arbeiten und alle Freunde sind auch weg. Dann legt die Tochter gerne mal eine unkontrollierte Schlümpfe-Binge-Watch-Session ein oder verfolgt den ganzen Tag die Olympischen Winterspiele am Tablet. Das ist dann halt so. Davon geht die Welt auch nicht unter.

In welchen Bereichen stellt ihr manchmal fest, dass eure Kinder schon Experten sind und ihr hinterherhängt?

Das ist v.a. bei den Spielen so, die sie gerne spielen. Bei Minecraft wissen beide schon viel besser Bescheid über alle möglichen Craftingrezepte und bei Clash Royal habe ich im direkten Duell keine Chance mehr gegen den Sohn, weil er die Karten viel effizienter einsetzen kann.

Was ist durch die digitalen Medien im Leben von Familien besser geworden?

Das die komplette Familienorganisation durch das Smartphone tausendmal einfacher geworden ist lasse ich mal im Detail weg.

Ansonsten durch digitale Medien besser geworden? Da fällt mir gar nich so viel ein. Vielleicht das: Ich finde Streaming-Dienste super. Das hätte ich in meiner Kindheit und Jugend auch gerne gehabt. Auch wenn das viele verklären: es war nicht wirklich toll auf dem Land zu leben und für die nächste Drei ??? Kassette fünfzehn Kilometer fahren zu müssen. Und mit was für schlechter Musik wir angefangen haben, nur weil der Elektroladen, der nebenbei noch Platten verkauft hat, sich auf die Media-Control-Charts beschränkt hat.

Welche Aspekte von digitalen Medien machen das Leben manchmal anstrengender als früher™ und warum?

Die grenzenlose Vielfalt. Es ist nicht mehr so einfach wie früher (TM) den Überblick zu haben. Neue Geräte, Techniken, Inhalte kommen und gehen, sind überall und sofort verfügbar. Das ist einerseits toll, andererseits muss man sich ständig damit beschäftigen und informieren. Als Eltern und als Kind. Und dann natürlich die ständige Erreichbarkeit und auch Aufmerksamkeit, die v.a. das Smartphone einfordert. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass mich das nicht manchmal nervt, bzw. genervt hat. Aber ich versuche seit zehn Jahren (seit dem besitze ich ein Smartphone) damit umzugehen. Von ganz am Anfang (zehn verschiedene Newsapps, alle Pushbenachrichtigungen auf volle Pulle) bis heute (nur noch eine News-App, Push stark reduziert …). Mit diesen Erfahrungen hoffe ich, den Kindern einen vernünftigen und sicheren Umgang mit digitalen Medien vermitteln zu können, der dabei auch noch Spaß macht.

Welche Frage habe ich vergessen? Was wolltest du im Kontext digitale Medien und Kinder gerne noch loswerden?

Wenn es um gute digitale Medien geht, dann kommt von Eltern meistens sowas wie Lernspiele oder kreative Apps (Legofilme etc). Meine Erfahrung ist, dass das den Kindern ab und zu schon mal Spaß macht, langfristig wird aber lieber Minecraft (o.k. das ist kreativ, wenn man nicht nur willenlos Creeper haut), Clash Royal, LEGO Star Wars oder Pet Hotel gezockt.

Das gilt auch für Spiele und Genres (z.B. Adventures), die ich den Kindern immer wieder versuche nahe zu bringen, weil ich sie früher gern gespielt hab. Funktioniert alles nicht. Spielen sie vielleicht mal mir zu liebe kurz mit. Ich denke man muss da, wie in anderen Bereichen auch, akzeptieren, dass die Kinder ihren eigenen Geschmack entwickeln, sie ein bisschen dabei begleiten oder auch mal einfach in Ruhe lassen und ab und zu mal zu einem Wochenende Day of the Tentacle zwingen.

Und bei aller Begleitung und Reglementierung versuche ich den Kindern auch einfach zu vertrauen. Mit zunehmendem Alter lernen sie auch selbst ihre Grenzen einzuschätzen. Nach einer extremen Spiel-Session merkt der Sohn mittlerweile selbst, dass das jetzt vielleicht ein bisschen zu viel war und er jetzt doch etwas arg aufgeregt ist.

Welche Frage sollte ich den anderen Interviewpartnern unbedingt stellen, weil Du Dich da gerne mal abgleichen würdest?

Wie entdeckt ihr neue Spiele? Ich würde mir viel mehr persönliche Erfahrungsberichte und Spiele-Tipps, auch speziell für Eltern, die gerne zusammen mit ihren Kindern spielen wollen, wünschen. Also Spiele, die allen Altersgruppen Spaß machen, die man (lokal) zusammen oder gegeneinander spielen kann (ohne nervige Facebook/GameCenter-Registrierung) und die am besten auch auf etwas älterer Hardware laufen. Da kann ich mir noch viel mehr Erfahrungsaustausch vorstellen.

Hast Du über das Thema digitale Medien selbst schon geschrieben? Wenn ja, welche Artikel aus deinem Blog sollte ich unbedingt gelesen haben?

Für die alte Webseite von Nido.de habe ich eine Zeit lang regelmäßig Posts zu dem Thema geschrieben (die sind aber mittlerweile inhaltlich etwas veraltet) und in meinem Blog setze ich das hier fort. Zu Minecraft habe ich ein paar Fragen beantwortet und erklärt, wie man einen eigenen Server aufsetzt auf dem die Kinder mit ihren Freunden spielen können.

Vielen Dank, Heiko, ich mochte v.a. dass du sehr konkret beschrieben hast, was bei euch konsumiert wird.


Liebe Leserinnen und Leser, Heiko würde gerne mehr dazu wissen, wie ihr neue Spiele entdeckt.

Die aktuellen Spiele sind durchgespielt, die Kinder gelangweilt. Wie kommt ihr an neue Spiele? Wo sucht ihr nach Inspirationen? Was sind eure Highlights?

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Weiterführende Links auf SCHAU HIN! zu diesem Interview:

 

Lies auch: Teil 1 der Interviewserie mit Maximilian Buddenbohm und Teil 2 mit Rike Drust und Teil 3 mit Susanne Mierau

32 Gedanken zu „[Anzeige] Let’s talk – Interview mit Heiko Bielinski“

  1. Pingback: herrpaul_

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