Sprachloses Baby

Statistiken soll man so wenig trauen wie Hexen und Zauberen.
So besagt irgendeine erlogene Statistik, dass letztes Jahr das geburtenärmste Jahr seit Beginn der Zeitrechnung gewesen sein soll. Dem entgegen hat sich mein Bekanntenkreis einmal komplett fortgepflanzt.
Natürlich haben alle meine Freunde besonders süße und v.a. über die Maßen schlaue Babys.
Das Klügste von allen hat mein ehemaliger Mitbewohner gemacht. Das hat nämlich ganz lange gar nichts gesagt und sich dann nicht mit einfachen Wörtern zufrieden gegeben sondern eifrig sabbernd auf den richtigen Augenblick gewartet und dann in Anwesenheit von mehreren Ohrenzeugen direkt einen kompletten Satz gesagt, der lautete: „Hallo Papa, wo bist Du?“ Da war das Baby vier Monate alt.
Die nächsten Monate hat das Baby nichts mehr gesagt. Gestern beim Frühstück ereignete sich folgendes:
– Soooo Baby, ja fein! Jetzt bekommst Du Deine zerdrückte Bananeee.
– Sach ma Papa, hast du dir eigentlich schon mal im Rahmen des Sozialkonstruktivismus Gedanken darüber gemacht, dass du und Mama das nur als Banane bezeichnen, weil ihr das so gelernt habt? Als ich neulich im Kinderwagen lag, fiel mir die Beliebigkeit in der Anreihung von Phonemen auf. In der Regel gibt es keine semantische Korrelation zwischen dem Ding als solches und der Lautfolge, wenn man mal jetzt von onomatopoetischen Begriffen absieht – jedenfalls war ich verwundert, dass menschliche Kommunikation funktioniert, einfach aufgrund der vereinbarten Konventionen, an die sich immerhin rund 80% der Menschen halten.

Jeder andere Mensch wäre da erstaunt gewesen. Mein Mitbewohner nicht. Der wusste, wie schlau sein Baby war und antwortete:
– Tja, Baby, dann denk mal darüber nach, wieso die Banane krumm ist, erstelle dazu ein Modell des Sonnensystems, das systematisch die systeminhärente Abweichung der Erdumdrehungszahl (geologische Zeit) zur menschgemachten Erdenzeit als Referenz zur durchschnittlichen Krümmung der Banane herstellt. Teile das Ergebnis durch die Anzahl der von dir verspeisten Bananen, potenziert mit der durchschnittlichen Anzahl derjeniegen Öko-Bananen, die nicht von Kindern untern 3 Jahren im Jahre 1997 unter den Tisch fallen gelassen wurden. Das Ergebnis dieser Rechung kann als Vektor dargestellt werden, der wiederum die radiale Krümmung des Bananenbaums symbolisiert. Dabei ist die Theorie des Würstchenbaums einzubeziehen. Über das Ergebnis wirst du dich wirklich wundern!

Da war das Baby sprachlos.

Ja, ich gestehe, ich schwitze

Unsere tabulose Gesellschaft ist im Praxisfall meist gar nicht so abulos wie man es gerne hätte.
Z.B. finde ich es nach wie vor peinlich, Tampons einzukaufen. Zumal sich Produkthersteller grauenhafte Bezeichnungen wie extra saugstark und super plus absorb einfallen lassen, die jeden der hinter mir in der Schlange steht, wissen lassen: Hallo, ich blute wie ein abgestochenes Schwein und deswegen benutze ich diese Tampons, die ca. zwei Liter Blut halten.
Genauso gehts mir beim Kondomkauf. Beim Zahlen setzen die Verkäufer regelmäßig ein interessiertes Aha-Sie-poppen-also-mit-häufig-wechselnden-Geschlechtspartnern?-Spannend!-Gesicht auf.

Viel, viel schlimmer ist aber meine jüngste Erfahrung. Ich hörte nämlich im Radio, es gäbe eine Art Antischweißpads für die Innenseiten der Achselhölen. Das erschien mir v.a. für den Sommer eine höchst nützliche Errfindung. Die meisten Frauenjackets liegen recht eng am Arm an und so kann man sie maximal zwei Mal anziehen bevor man sie wieder in die Reinigung schleppen muss, was nicht nur zeitaufwändig sondern auch teuer ist.
Ich ging also in die Apotheke und fragte freundlich nach Antischweißpads und erwartete professionelle Hilfe. Schließlich kauft man in der Apotheke Produkte, die weit schlimmeres offenbaren als den Umstand, dass man schwitzt. Hämoridenmittelchen, Antidurchfalltabletten, Antigeschlechtsteilpilzcremes etc. Da sagt doch auch keiner was.
Doch in diesem Fall glotze mich der Apotheker entsetzt an und fragte:

– Wieso? Schwitzen sie so viel?
– Nein, ähm nicht direkt, schon eher normal, aber ich finde die eben praktisch.
– Wofür denn?
– Ähhh, wenn ich im Sommer Seminare gebe und meinen Blazer anbehalte, da wäre es doch schön, wenn ich nun ähhh nicht jeden Blazer gleich so einschweiße?
– Sie schwitzen also doch übermäßig?
– Ahhh, neee, aber … nu sagen sie, haben sie sowas eigentlich?
– Sie können ruhig darüber sprechen! Es gibt viele Menschen die an übermäßiger Schweißproduktion leiden.
– Äh? Aber ich nicht, ich wollte doch nur …
– Man kann sich auch die Schweißdrüsen entfernen lassen …
– Ich will aber nicht meine Schweißdrüsen entfernen lassen.
– Das ist gar nicht schmerzhaft!
– Ich, … ich will eigentlich nur diese Antischweißdinger.
– Unbehandelt kann die übermäßige Schweißproduktion zu einem seelischen Problem werden
– Hmpf
– Von Hyperhidrose sind rund fünf Prozent der Gesamtbevölkerung betroffen.
– Äh?
– In ihrem Fall wahrscheinlich axilläre Osmodrosis
– ?
– Vielleicht wollen Sie eine Tinktur aus Eichenrinde? Die Gerbstoffe der Eichenrinde hemmen nämlich übermäßige Schweißproduktion …
– ICh SCHWITZE NICHT ÜBERMÄßIG
– He, kein Grund pampig zu werden, junge Frau …
Ich breche in Tränen aus und kaufe alle Produkte, die mir bei meinem Problem helfen. Nur Schweißpads habe ich nicht bekommen. Die helfen mir nämlich nicht bei meinem eigentlichen Problem, sagt der Mann.

Die große Schuppenverschwörung

Ix schrieb kürzlich er benutze Head & Shoulders. Damit ist bewiesen, alle Menschen, die ich kenne, mich eingeschlossen, waschen sich ihr Haar mit diesem Produkt. Da stellt sich doch die Frage, ob wir nicht einem selbstinduzierten Schuppenkomplott aufsitzen!

Ich habe gestern Abend besagtes Produkt in meinem Heimlabor gründlich mikroskopiert, zentrifugiert, pipettiert, extrahiert, dialysiert, umkristallisiert und festgestellt: In einer herkömmlichen Flasche des sog. Anti-Schuppenprdukts sind sieben Gramm Schuppen enthalten.

Quod erat demonstrandum.


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Rauchfrei = 98% glücklich

Im Januar vor einem Jahr habe ich das Rauchen nach rund zehn Jahren Dauerqualmerei eingestellt.
Die meiste Zeit bin ich sehr froh darüber, weil ich mich besser fühle, weniger stinke, andere nicht mehr belästige und wahnsinnig viel Geld spare.
Es gibt nur wenige Augenblicke, in denen ich Zigaretten sehnsüchtig hinterher schmachte.

Das ist ein ganz seltsames Gefühl. So wie man manchmal einen kurzen Moment an einen Ex-Freund denkt, der im Grunde ein ganz knorker Kerl war. Frei nach dem Peters-Prinzip erinnert man erst nur die schönen Dinge. Alles, was Alltag war, hat man aufgrund der mangelnden Gewichtung ohnehin schon vor Jahren komplett vergessen. Die Engramme sind bereits anderweitig vergeben. Doch dann plötzlich erinnert man sich, was man alles nervig und ätzend fand und es ist einem schlagartig wieder klar, wieso man es nicht mehr miteinander ausgehalten hat und man ist wahnsinnig froh, dass man sich damals nach Jahren der Gewohnheit zu einer Trennung durchringen konnte.

Ganz genauso ist das mit dem Nichtrauchen.

Nachtrag: Wenn ich das lese, weiß ich wieder wie glücklich ich wirklich bin. Es ist wirklich seltsam, wie blind Sucht macht. Ich kann gut nachvollziehen, dass ich das vor zwei Jahren auch noch so gesehen hätte. Jetzt kommt es mir bemitleidenswert vor.