Gestern saß ich bei einer Schulveranstaltung mit ca 12 Eltern zusammen und war die einzige, die es problematisch fand, regelmäßig und anlasslos die Chats der Kinder (ab 5. Klasse) und Jugendlichen zu kontrollieren.
Meine Entgeisterung fand ihren Höhepunkt als ich neulich passend die Folge „Spying or Parenting – Do We Need to Respect Our Kids‘ Digital Privacy?“ des Podcasts Their own Devices gehört habe. Darin unterhalten sich vier US-amerikanische Eltern darüber, dass sie natürlich die Passworte ihrer Kinder zu allen Social-Media-Accounts haben; es sei ihnen sonst viel zu unsicher mit diesem Internet. Ich war entsetzt. Vor allem über die Einigkeit der vier Erwachsenen. Selbstredend haben Kinder kein Recht auf Privatsphäre! Es sei gar elterliche Pflicht, alles zu überwachen, was die Kinder online machen.
Im Zentrum meiner Serie „Let’s talk“ stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, wurde es in der Folgerunde konkreter und Eltern berichteten mir von ihrem Familienalltag mit digitalen Medien. Im Anschluss kamen Jugendliche selbst zu Wort. In der 4. Staffel soll es um konkrete Erfahrungen gehen, die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern sammeln können. Das gemeinsame Erleben sorgt für einen konkreten Anlass Erfahrungen zu sammeln und zu den einzelnen Themen ins Gespräch zu kommen.
Für das „Kinder und digitale Medien“-Buch, das ich gerade schreibe, habe ich viele andere Bücher gelesen. U.a. natürlich auch Bücher, die behaupten Belege zu haben, dass das Digitale vom Teufel ist und Kinder dumm, unempathisch und einsam macht. Das war sehr inspirierend, denn so bin ich auf die Idee gekommen, ich könnte doch a) mal was für jüngere Kinder (und deren Eltern) bloggen und b) erklären wie man sich ganz analog in der Kohlenstoffwelt den digitalen Themen nähern kann. Denn ein wesentliches Argument in der Debatte um Kinder und Medienkompetenz seitens der Kulturpessimisten ist ja, die Kinder hätten zwar Wischkompetenz (können also mit Tablett und Co.) umgehen, würden aber keine Zusammenhänge verstehen.
Im Zentrum meiner Serie „Let’s talk“ stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, wurde es in der Folgerunde konkreter und Eltern berichteten mir von ihrem Familienalltag mit digitalen Medien. Im Anschluss kamen Jugendliche selbst zu Wort. In der 4. Staffel soll es um konkrete Erfahrungen gehen, die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern sammeln können. Das gemeinsame Erleben sorgt für einen konkreten Anlass Erfahrungen zu sammeln und zu den einzelnen Themen ins Gespräch zu kommen.
Gerade habe ich wieder eine Waldorfpädagogik-Zeitschrift gelesen, die an die Eltern appelliert: Haltet alles Digitale von Kindern bis 12 Jahren fern! Digitale Geräte lassen Menschen vereinsamen, sie verlieren ihre Empathiefähigkeit, sie werden süchtig und v.a. verlieren sie ihre Kreativität. Ein beliebter Narrativ. Auf der einen Seite steht das echte Leben, voll von Kreativität und guten Erfahrungen, auf der anderen Seite das apathisch machende Internet. Dabei repräsentieren beide Welten gar keine Gegensätze. Nicht mal eine Trennung zwischen Konsumieren und Erschaffen ist aufgrund von Digitalität eigentlich möglich. Die Grenzen sind oft fließend. So ist z.B. YouTube voll von Tutorials, was zwar bedeutet, dass man sich auf YouTube erstmal Dinge ansieht, sie dann aber tatsächlich umsetzt. So werden in unserem Haushalt Fondant-Kunstwerke geschaffen, Kuchen gebacken, Loom-Gummis verarbeitet, Infos über Länderfahnen gesammelt und dann in selbst gemachten Heften verarbeitet oder Schleim hergestellt. Die Grenze zwischen Konsumieren und Erschaffen verwischt. Das apathisch, passiv dreinblickende Kind der Kulturpessimisten rennt nach zehn Minuten Video in die Küche und nimmt alles im besten Waldorfsinne auseinander, knetet, fühlt, klebt, knibbelt, rührt.
Im Zentrum meiner Serie „Let’s talk“ stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, wurde es in der Folgerunde konkreter und Eltern berichteten mir von ihrem Familienalltag mit digitalen Medien. Im Anschluss kamen Jugendliche selbst zu Wort. In der 4. Staffel soll es um konkrete Erfahrungen gehen, die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern sammeln können. Das gemeinsame Erleben sorgt für einen konkreten Anlass Erfahrungen zu sammeln und zu den einzelnen Themen ins Gespräch zu kommen.
Prolog
„Interesse zeigen“
Computerspiele sind für viele Eltern nach wie vor bestenfalls sinnlose Zeitfresser. Schlimmstenfalls werden sie unter Teufelszeug subsumiert [1]. Damit tut sich eine Schlucht zwischen den Generationen auf, denn laut bitkom-Studie spielen 89 Prozent der 10- bis 18-Jährigen gerne Computer- und Videospiele in ihrer Freizeit, was oft zu Dauerdiskussionen führt.
Abgesehen von einem völlig undifferenzierten „Nichts in Bezug auf Regeln klappt“, sehe ich in manchen Haushalten einige Themen als zentral für die ständigen Spannungen.
Zu allererst scheitert es an dem Tipp „Interesse zeigen“. Es wird immer wieder empfohlen, dass man für die Hobbys der Kinder Interesse zeigen soll. Auch ich finde das wichtig, beobachte aber, dass das Interesse entweder gar nicht da ist oder eben viel zu spät kommt. Wenn die Kinder 13 und älter sind, muss man sich nicht plötzlich interessiert hinter das Kind am Computer setzen und fragen: „Was machst du da eigentlich und was fasziniert dich dabei?“ bzw. kann man natürlich machen, man muss sich dann aber nicht wundern, wenn das Kind nicht begeistert berichtet, denn meistens geht eine lange Phase des elterlichen Desinteresse voraus aus dem die Kinder bereits gelernt haben. Wenn Kinder fünf – vielleicht sechs Jahre alt sind, sind die in Vergleich zur späteren Pubertät noch sehr redselig und mitteilungsbedürftig – so sehr, dass die Nacherzählungen von Filmen, Videoclips und Erlebnissen rund um Computerspiele manchmal länger dauern als die Aktivität selbst (hört z.B. mal Folge 4 des Briefcasts von Journelle & Stoewhase: Was mit Medien & Kids). Ich habe in den letzten Jahren so viele Elternabende erlebt und Gespräche mit Kindern geführt, dass ich in der Zwischenzeit zu der Ansicht gekommen bin, dass viele Eltern in Sachen Medien/Computerspiele einfach viel zu spät aufwachen und aktiv werden – was schlußendlich dazu führt, dass „Interesse zeigen“ tatsächlich ein Tipp ist, der zum Scheitern verurteilt ist. Auch spüren die Kinder, wenn das Interesse nicht echt ist und ständig abwertend kommentiert wird.
„Let’s talk“ S04E02 zusammen mit SCHAU HIN! Jetzt wird gebastelt
Im Zentrum meiner Serie „Let’s talk“ stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, wurde es in der Folgerunde konkreter und Eltern berichteten mir von ihrem Familienalltag mit digitalen Medien. Im Anschluss kamen Jugendliche selbst zu Wort. In der 4. Staffel wird gebastelt. Das gemeinsame Basteln sorgt für einen konkreten Anlass Erfahrungen zu sammeln und zu den einzelnen Themen ins Gespräch zu kommen. Der Gedanke „Basteln“ ist hier etwas weiter gefasst.
Viele Kinder begeistern sich für YouTube – genauer gesagt, für einzelne YouTuber/innen. Einige träumen davon selbst YouTuber zu werden. Den meisten Kindern ist nicht klar, dass damit ein enormer Aufwand und auch nicht unerhebliche Kosten verbunden sind. Sie haben das Gefühl, dass die Videos etwas sind, was die YouTuber alleine „mal schnell eben“ drehen und online stellen.
Let’s Plays zeigen Personen, die Computerspiele spielen und dieses dabei kommentieren. Das passiert live (z.B. auf twitch.tv) oder aufgezeichnet (z.B. auf YouTube). Let’s Plays gibt es schon seit über zehn Jahren. Auf YouTube erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Im deutschsprachigen Raum sind die meist abonnierten Let’s Player Gronkh (mit fast 5 Mio Abonnenten) und Paluten (ca. 3,3 Mio Abonnenten).
Warum Let’s Plays schauen?
„Mein Mann liebt Let’s Plays und ich würde es ihm gerne abgewöhnen“
Habe ich neulich so als Kommentar gelesen. Ob nun der Mann oder die Kinder gerne Let’s Plays schauen – in bestimmten Kreisen stößt diese Leidenschaft auf wenig Verständnis oder wirft zumindest Fragen auf, denn die meisten schauen Let’s Plays eben nicht, um die Lösung zu einem bestimmten Problem in einem Computerspiel zu erfahren.