Vitali Klitschko, Wladimir Klitschko und nuf

Eine ausführliche Recherche hat ergeben: Ich bin morgen Ukrainefan.

Fangesang: Kalinitschenko! Kalinitschenko! Kalinitschenko!
Alternativen: Shevchenko! Shevchenko! Shevchenko!

Fachsimpelei: Die großartigen Freistoß- und Eckballvorlagen von Kalinitschenko werden die Ukraine in das Achtelfinale bringen. Schon ein Unetscheiden genügt zum Weiterkommen. Im Angriff bilden Shevchenko, Vorobey und Voronin eine äußerst gefährliche Dreierspitze.
Auswendiglernen: Nesmachny (Abwehr), Iatsenko (Abwehr), Rusol (Abwehr), Chygrynskiy (Abwehr), Vashchuk (Abwehr), Sviderskiy (Abwehr), Tymoshyuk (Mittelfeld), Shelayev (Mittelfeld), Gusev (Mittelfeld), Rebrov (Mittelfeld), Gusin (Mittelfeld), Nazarenko (Mittelfeld), Kalinichenko (Mittelfeld), Rotan (Mitteldfeld), Shevchenko (Stürmer), Voronin (Stürmer), Milevskiy (Stürmer), Vorobay (Stürmer), Belik (Stürmer), Yezerski (Verteidigung)

Popgruppe:
SängerGitarristBassSchlagzeug

Farben: Gelb/Blau

Weitere Tipps für mein erstes Fußballspiel im Olympiastadion?

Wie findet man sich dort? Ok, dann um 15.15 Uhr vorm Haupteingang!

15.15 Uhr:
Übersichtliche Menschenmenge

Was die Beziehungswelt zusammen hält

Es gibt die unterschiedlichsten Arten von Beziehungskit. Für die meisten ist es Liebe, so hört man in Umfragen. Das Problem an der Liebe ist, sie ist vergänglich. Als eher sicherheitsorientierter Mensch würde ich meine Beziehung nie auf solch wackelige Beine stellen.
Da setze ich lieber auf Leiden. Man könnte dieses Phänomen unter dem Begriff Kreuzritter-Effekt zusammenfassen. Man lernt einen Partner kennen, findet sich sympathisch und eines Tages beschließt man gemeinsam den heiligen Gral zu suchen. Man macht sich auf den Weg und überwindet Hindernis nach Hindernis, hilft sich gegenseitig und bringt so manchen Ungläubigen zur Strecke. Nach mehreren Jahren der erfolglosen Suche, ahnt man zwar, dass man den Gral nicht finden wird, lässt sich aber nicht davon abhalten tapfer weiteren Abenteuern entgegen zu reiten. Dabei schwelgt man nicht andauernd in Harmonie, nein, es müssen auch Ritterkämpfe überstanden werden.
So einen Kampf hatten wir gestern Abend, als wir vom Keller der Nachbarin einen Crosstrainer in unsere Wohnung befördern wollten. Gut 90 Kilo wiegt das Gerät – was an sich nicht so schlimm wäre – nur leider ist es ungefähr so handlich wie ein Klavier.
Da steht man zu zweit noch vor Eintritt ins eigene Treppenhaus verkantet zwischen Wand und Treppe und spürt, wie sich der rechte Griff der Sportmaschine tief in das eigene Gedärm drückt, während der Partner munter von der anderen Seite mit aller Kraft weiter schiebt.
In jenen Momenten, in denen zusätzlich das Kreuz schmerzt und man glaubt einen Hexenschuss zu bekommen, schreit man den unterdrückten Frust der letzten Wochen durch das Treppenhaus und auch der Partner nutzt die Gunst der Stunde und fährt den in der Zwischenzeit hochgewuchteten Crosstrainer punktgenau über die falsch platzierten Füße. Er brüllt „Entschuldigung“ doch in seinen Augen sieht man, das war kein Versehen.
Treppe um Treppe schleppt man sich den Wuttränen nahe der eigenen Entkräftung entgegen, während man vielleicht in einer Zwischenetage die sich bietende Chance nutzt und den Partner auf der eigenen Schweißpfütze zum Staucheln bringt.
Wie eine gigantische Bohrschraube, die ihren Weg durch das Gestein Meter um Meter auf dem Weg nach einem Erdölfund bahnt, bewegt man sich durchs Treppenhaus. Den Crosstrainer hassend, sich hassend, den Partner hassend.
Kommt in der 6. Etage dann endlich die eigene Wohnungstür in Sicht, so weicht die Aggression, Glückshormone werden über den Hypothalamus freigesetzt, man blickt den Partner mit den blutunterlaufenen Augen an und fällt ihm weinend in die Arme. Es ist geschafft! Wir haben es geschafft! Gemeinsam! Man schwört sich schlangenzüngig ewige Liebe und meint damit, dass niemand von beiden den sperrigen Klotz jemals wieder runter schleppen will.

Und für die, die es weiterhin Liebe nennen wollen: Liebe ist eine Fehlinterpretation physiologischer Erregung!

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Die Tücken der fremden Sprache

Als mein englischer Cousin uns letztes Jahr besuchen kam, wär er beinahe an Deutschland vorbei gefahren. Auf der ganzen Autobahnstrecke ließ sich nämlich kein Ausgang-Schild finden. Er hatte sich von einem früheren Aufenthalt, bei dem er uns jedoch mit dem Flugzeug besuchte,  gemerkt, dass exit Ausgang heißt. Er fuhr also los und suchte relativ lange und verzweifelt nach dem Autobahnschild „Ausgang Berlin“.

Diesmal hat er es zwar in die Stadt geschafft, leider konnte er dann aber sein Leihauto nicht mehr finden. 

Der rote Ballon

Kürzlich ist mir aufgefallen, dass alle Misanthropen hässlich sind. Dabei verhält es sich ein bisschen wie die Sache, die Max Goldt mit den Röhrenjeans beobachtet hat. Man wird nie wissen, ob die Drogenabhängigen am Bahnhof gerne Röhrenjeans tragen oder ob sie erst Röhrenjeans tragen und dann mit den Drogen anfangen, weil sie die Schmerzen, welche die viel zu engen Hosen verursachen, sonst nicht aushalten können.
Es stellt sich also die Frage, ob Misanthropen erst hässlich sind und aus diesem Frust heraus beginnen, die anderen Menschen zu hassen oder ob sie erst die Menschen hassen und vor lauter Hass hässlich werden.
Zumindest etymologisch hängt das zusammen. Hässlich kommt von hetlik und bedeutet „Hass erregend“ Erst in frühneuhochdeutscher Zeit wandelt sich das Wort hässlich zu dem Gegensatz von schön.
Jedenfalls gehen mir die freilaufenden Misanthropen besonders zur Sommerzeit auf die Nerven. Je besser man selbst gelaunt ist, desto eher zieht man einen dieser Gewitterwolken vor sich hertreibenden Menschen an.
So kam ich heute zum Beispiel mit dem Kind fahrradfahrend vom Spielplatz. Wir fuhren die Karl-Marx-Allee entlang, deren Fußgängerweg ca. 15 Meter breit ist. Schließlich mussten dort alle Bürger der DDR hinpassen, wenn man mit den Panzern auf der Straße Parade fuhr, um dem Westen säbelrasselnd zu zeigen, wer man war.
Wir fuhren Schlangenlinien. Große gegenläufige Schlangenlinien, die wir akustisch mit AhhhhaaaaaaaaaaahhhAAAAAAAAHHHHHHHaaaahhhhhAAAAAAAAHHHHHH untermalten.
Da kam eine Kolossfrau stampfend auf mich zugerannt und zog mich, ich schwöre!, vom Fahrrad und brüllte mich an, das Fahren auf dem Gehweg sei verboten. Ich entgegnete ihr zunächst freundlich, dass es v.a. mit einem Kind, das jünger als acht Jahre ist, nicht verboten sei. Doch, doch das sei es, röhrte sie, dass mir Spuckefäden ins Gesicht flogen. Nein, nein, teilte ich ihr nun auch ein wenig aufgebrachter mit. Von mir aus möge sie doch gleich die Polizei rufen, da könne sie sich eine Lektion in Verkehrsrecht abholen.
Die Walküre packte mich am Arm und rief: Na und? Aber Schlangenlinien sind sie gefahren! Das dürfen sie nicht!
–    Warum nicht? Ich störe doch niemanden. Weit und breit ist niemand, dem ich auch nur näher als drei Meter gekommen wäre!
–    Unverantwortlich ist das, dem Kind so was beizubringen.
–    Das muss das Kind lernen, damit es Hindernissen ausweichen kann
–    Der Gehsteig ist für die Fußgänger!
–    Der Gehsteig ist für alle solange sie sich nicht schaden!
–    Verhaften sollte man sie! Unverantwortlich sind sie!
Während das Weib so zeterte, fiel mir ein, dass ich dem Kind schon lange mal erklären wollte, was ein Misanthrop ist.
– Schau liebes Kind, das ist ein Misanthrop sprach ich. Ein Misanthrop ist im Gegensatz zum Philanthrop jemand, der die Menschen nicht leiden kann.
–    Ja aber warum kann er keine Menschen leiden?
–    Das weiß niemand, nicht mal der Misanthrop selbst.
–    Komisch
Ja sehr komisch, stimmte ich zu und wandte mich von der Hexe ab. Wir fuhren in Schlangenlinien davon, während der Misanthrop sich immer mehr aufregte, rot wurde, sich aufblähte und gen Himmel fuhr.
Aus der Ferne betrachtet, sah er aus wie ein Luftballon. Ein roter Luftballon, der ruhig in den blauen Himmel schwebte. So mag ich ihn viel lieber, dachte ich und brauste mit dem Kind davon.