Baden

Ich beim Baden.

Oft habe ich schreckliche Badesehnsucht. Das ist, mag man denken, da ich eine Badewanne besitze, vielleicht gar nicht so ein großes Problem. Ist es aber doch. Ich hasse es nämlich nass zu sein.

Ich warte deswegen schon seit Jahrzehnten auf die Zukunft in der man in Ermangelung von Wasser endlich Schall- oder meinetwegen auch Sandduschen kann, denn auch das tägliche Duschen ist mir eigentlich zu wider. V.a. morgens. Aufstehen und nass werden. Wer will denn sowas? Abends finde ich es noch halbwegs erträglich. Nasswerden und dann in ein warmes Bett – OK – aber morgens nass in die kalte Welt? Nein.

Am Wochenende packt mich dann plötzlich Badesehnsucht. Ich denke dann: „Nanu? Was ist los mit mir? Baden hat doch ziemlich viel mit Wasser zu tun!“ Dann gehe ich in mich, denn ich kenne den Ablauf des Badens an einem kinderfreien Tag ganz genau:

Ich gehe ins Badezimmer und heize. Dann lasse ich das Wasser ein. Sodann verspüre ich das Bedürfnis einen Badezusatz beizumischen. Da habe ich die Wahl zwischen „stinkt ekelerregend nach irgendeiner künstlichen Blüte“ (da ich kein Insekt bin, spricht mich das geruchlich nicht an) oder „riecht nach Medizinprodukt“. Meistens entscheide ich mich für letzteres. Riecht nach Medizinprodukt gibt es wiederum in drei Varianten:

Variante 1) Schaumbad. Die Beigabe des Badezusatzes produziert drei Kubikmeter Schaum. Schaum, den man hinterher sogar abduschen muss – was erneuten Wasserkontakt nach sich zieht.
Variante 2) Ölbad. Das bedeutet man hat nach einem zwanzig minütigen Bad so etwas wie ölige Höhenlinien an seinem Körper: zwei um die Knie und eine um den Oberkörper.
Variante 3) Salzkristalle. Die schüttet man in die Badewanne, aber egal wie man rührt, sie lösen sich nicht vollständig auf, man muss sich also auf mittelgroße Salzkristalle setzen, die einen die volle Länge des Bades piksen.

Alles sehr unbefriedigend, aber einfach ins Wasser legen, das geht nicht, das ist irgendwie unzivilisiert. Also entscheide ich mich durchpermutiert für eine der Varianten und gleite in das meist viel zu heiße Wasser.

Zwanzig bis dreißig Minuten soll man baden. Verständlich, die 150 Liter Wasser, die man da gerade eingefüllt hat, sollen sich schließlich lohnen. Bei einem Preis von 0,5 Cent pro Liter (Abwassergebühr und Steuern inklusive!) plus Energiekosten für die Erwärmung ist man schnell bei verschwenderischen 1,50 Euro (so viel wie 30 mal Toilette spülen oder 6.818 Eiswürfel!) pro Wanne. Da sitze ich meine Zeit ab. Obwohl es eben sehr heiß ist am Anfang. Dann fange ich an im Wasser zu schwitzen, was mir ganz und gar nicht gefällt. Die Haare werden strähnig, der Kopf rot, Schweiß rinnt mir in die Augen, das brennt, ich versuche mir mit Wasser die Augen auszuspülen, das brennt noch mehr, schließlich ist da irgendein Badezusatz im Wasser, den man nicht in die Augen reiben soll.

So laufen die ersten fünf Minuten ab. Ab Minute sechs langweile ich mich. Ich meine, ich habe schließlich seit fünf Minuten nichts gemacht (also außer mir brennende Seife in die Auge zu reiben). FÜNF MINUTEN!

Was man da alles hätte machen können! Völlig verschwendete Zeit. Ich ärgere mich also, dass ich wieder vergessen habe die Bluetooth-Lautsprecher aufzuladen, denn dann hätte ich wenigstens Podcasts hören können. Wobei – die Podcasts, die ich regelmäßig höre, habe ich meistens auf dem Weg zur Arbeit und zurück schon lange aufgebraucht. Hätte ich also die Lautsprecher aufgeladen (oder die Powerbank, um die Lautsprecher aufzuladen), dann könnte ich mir von der Sprachausgabe Blogtexte vorlesen lassen.

Das mache ich manchmal. Allerdings hat das den seltsamen Effekt, dass mir die Verfasserinnen und Verfasser von Texten, an denen eigentlich nichts zu bemängeln ist, sehr unsympathisch erscheinen. Schließlich liest die Sprachausgabe sehr monoton und emotionslos, was eben zu den meisten Texten ganz und gar nicht passt. Also lasse ich das auch lieber und langweile mich weiter.

Immerhin schon sieben Minuten vergangen. Den Rest der Zeit kann ich der Frage auf den Grund gehen, wieso sich das Badebedürfnis überhaupt regelmäßig regt.

Ich glaube, es hat irgendwas mit dem Wunsch nach ultimativer Entspannung zu tun. Theoretisch kann sich schließlich der Körper in der Wärme und der Geist im Nichtstun entspannen. Theoretisch. Praktisch kann ich mich seit 12 Jahren nicht mehr entspannen. Da habe ich nämlich aufgehört zu rauchen. Die zehn Jahre davor habe ich mir hart antrainiert beim Rauchen zu entspannen. Das hat hervorragend geklappt. Leider hat sich da ein stabiles Engramm in meinem Gehirn gebildet, das offenbar nie wieder überschrieben werden kann. Also funkt nur entkoppelt das Bedürfnis: „Hallo! Du könntest mal wieder entspannen!“ und findet keine Erfüllung. Nie mehr.

Stattdessen bin ich nur nass und mir ist zu heiß und ich frage mich wie viel Kilo Kirschkerne man brauchte um eine Badewanne damit zu füllen und wie ich es schaffen könnte, all diese Kirschkerne gleichzeitig zu erwärmen, so dass es angenehm sein könnte in ihnen zu baden.

Ich muss einfach eine Lösung finden. Effizient funktionierende Schallduschen werden erst 2270 erfunden. Selbst Astronauten begnügen sich derzeit mit Wasser. Vielleicht fange ich auch einfach wieder das Rauchen an, dann muss ich nicht baden wollen.

Putz doch mal

So sieht es auf meinen Arbeitsflächen nie aus! Ich hasse Krümel auf Arbeitsflächen!

Die Mär der unterschiedlichen Sauberkeitsstandards ist vielleicht gar keine Mär, habe ich mir neulich beim Nichtputzen überlegt. Für meinen Teil ertrage ich z.B. Krümel und anderen groben Dreck auf dem Boden außergewöhnlich gut. Ich laufe meist ohne Hausschuhe durch die Wohnung und kann ihn deswegen ganz gut fühlen. Schnell hat man sich Maiswaffelreste oder eine vom Wind verwehte Knoblauchschale eingetreten. An pedantischen Tagen pule ich sie von der Fußsohle und werfe sie in den Müll. An entspannten Tagen schnipse sich sie einfach in die Weiten des Raumes, in dem ich mich gerade befinde.

Eine Freundin von mir, deren Wohnung ich jetzt auch nicht für instagramtauglich halten würde, kann Krümel nicht ertragen. Nach jedem Essen kommt sie mit einem besenartigen Gebilde, das vorne eine Art Schwamm angeschnallt hat und fegt. Aus den Fenstern kann man kaum schauen, die Kacheln im Bad haben bei genauem Hinsehen kleine Kalk-Stalaktiten. Auf dem Boden kann man jedoch zweifelsohne Operationen durchführen.

So scheint jede/r Dreck zu haben, der entweder wahnsinnig oder überhaupt nicht stört. Für meinen Teil liebe ich blitzeblanke Arbeitsflächen (weswegen ich sehr gerne von dort auf den Boden fege). Das finde ich sehr hygienisch.

Manchmal wenn ich sinnierend in meiner Küche sitze und Kaffee trinke schaue ich auf den Dreck und denke: „Wie glücklich ich mich schätzen kann, dass mein Partner diesen Dreck so gut ignorieren kann.“ Hui! Da erschrecke ich mich vor meinen Gedanken selbst. Denn eigentlich sagt das gar nicht mein Kopf sondern die Stimme meiner Mutter, die lobt, dass mein Partner so tolerant mit meiner Unordentlichkeit umgeht.

Tatsächlich glaube ich, dass es meinem Partner herzlich egal ist, wie es bei mir aussieht. Ich traue ihm sogar zu, dass er, sofern er sich gestört fühlte, selbst einen Staubsauger in die Hand nehmen könnte.

Um ehrlich zu sein, ich meine, ich habe noch nie einen Mann in meinem Freundeskreis getroffen, der viel Wert auf Sauberkeit gelegt hätte – im Sinne von – es soll sauber sein, aber dafür ist die Frau zuständig. Ich habe in meiner Kindheit und Jugend oft davon gehört, dass Haushalt und Sauberkeit meine Aufgabe sein würde, aber als ich dann mit 17 ausgezogen bin, ist mir kein Mann begegnet, der verlangt hätte, ich solle doch bitte mal putzen.

(Vielleicht hatte ich einfach Glück weil sie allesamt schlampiger waren als ich)

Ich muss dazu sagen, seit die Kinder geboren sind, ist es schon immer einigermaßen ordentlich bei mir. Früher war das anders. Ein Ex-Freund hat sich bei einer meiner Freundinnen im Smalltalk mal erkundigt, ob bei mir das Geschirr immer noch in der Spüle schimmele.

Tut es seit Jahren nicht mehr. Ich war mir des Problems durchaus bewußt und habe damals einfach mein Geschirr reduziert. Wer nur ein Glas hat, muss das Glas spülen bevor er es (wieder) benutzen kann. Klug bin ich ja!

Heute ist alles ordentlich, alles hat seinen Platz, die Arbeitsflächen sind poliert, die Kacheln glänzen, durch die Fenster fällt ausreichend Licht. Lediglich der Boden weist eine leichte Dauerverkrümmelung auf, wird aber ebenfalls regelmäßig gesaugt und dann meine Damen und Herren, sauge ich sogar die Fußleisten, Steckdosen und Lichtschalter ab!

Und doch spüre ich immer wieder dieses Gefühl der Dankbarkeit, dass der Partner nicht schimpft. Wie stark die Erziehung doch in die Seele eingewachsen ist.

Der Alltag, das Lesen und der Tod

PublicCo @Pixabay

Der Alltag fließt dahin und lässt mir kaum Schreibzeit. Voller Ver- und Bewunderung stelle ich dann fest, dass andere Blogs stetig und immer hochwertige Texte produzieren (so z.B. Herr Buddenbohm) und frage mich: „Wie machen die das? Wie???“

Ich hingegen sitze abends, nachdem die Kinder ins Bett gebracht sind, sehr schlapp auf meinem Sofa und scrolle mich durch die Scheinwelten von Instagram. Einen seltsamen Reiz üben die aufgeräumten, weißen Wohnungen auf mich aus. Wenn ich dann auf „Erkunden“ klicke, führt mich der Algorithmus in eine Welt voller Widersprüche. Er zeigt mir auf der einen Seite unfassbare Tortengebilde mit zentimeterhohen Frosting-Schichten, zarte Steaks und saisonale Fressgelage und auf der anderen Seite präsentiert er mir Frauen Kleidungsgröße 36, die dank diverser Kohlenhydratverzichtspraktiken gestützt durch viermal die Woche Sport endlich Size Zero tragen können. Vorher – Nachher.

Ermattet lege ich dann irgendwann mein Handy zur Seite und versuche ein Buch zu lesen, doch nach fünf Seiten fallen mir die Augen zu.

Ein Buchlesedisziplinierungscamp wäre nötig. Zehn Seiten! Weiter! Fünfzehn! Ein Drill-Instructor müsste neben mir stehen und mich jedes Mal, wenn die Augenlider schwer werden, an den Schultern packen und rütteln: EIN WACHER GEIST BRAUCHT HOCHWERTIGEN INPUT! NOCH ZEHN ZEILEN MEHR!!

Wenn er „Input“ schreit, spuckt er ein bißchen. Ich erschrecke und lese um mein Leben. Ein Jahr später merke ich, wie ich mit Leichtigkeit auch abends um 23 Uhr noch fünfzig Seiten weglese, wie ich mich an jeden Protagonisten erinnere und weiß, in welchem Verhältnis er zu wem steht. Ein Game-of-Thrones-House of irgendwas-Organigram zeichne ich fehlerlos aus dem Kopf. Die besonders geistreichen Passagen der besten Bücher kann ich auswendig zitieren. Im Schlaf und auch während jedes Business-Meetings. Es wird anerkennend genickt. Die Cammarata, das ist doch die, die abends noch Bücher liest!

Doch leider steht da kein Sergeant und macht mich klug und so schlafe ich eben ein und träume seltsame Dinge.

Neulich zum Beispiel, dass der Boden meiner Wohnung porös wird und in großen Stücken abbricht. Ich kann in die Wohnung unter mir schauen, ich sehe altmodische Perserteppiche in dunkelrot mit goldenen Ornamenten. „Ach,“ denke ich „nicht so schlimm, so ein löchriger Boden, hat noch niemanden umgebracht und wenn dann falle ich maximal 2,50 aufs Sofa der Nachbarn.“

Just in diesem Moment bricht ein weiteres Stück Boden unter mir weg. Das Haus hat an dieser Stelle einen Vorsprung. Ich sehe die letzten Steine in die Tiefe stürzen. Ich befinde mich mindestens im achten Stock.

Morgens wache ich auf und wundere mich: Welche Gefahr nehme ich auf die leichte Schulter? Vor was will mein Unterbewußtes warnen?

Nach dem ersten Kaffee ist mir das schon wieder egal. Ich habe eine ausgeprägte Ader entwickelt Schlechtes zu ignorieren. In jedem Schlechten ist etwas Gutes zu finden und wenn man trainiert, werden die schlechten Dinge im Leben retrospektiv größtenteils unsichtbar und man erinnert sich lediglich an ein erfülltes Leben.

Anscheinend pflege nicht nur ich diese Praktik. Von „Gratidtude Lists“ lese ich in einem Blogbeitrag von Judith Holofernes.

In ihrem Beitrag schreibt sie über ihr Krankheitsjahr und das, was sie daraus mitgenommen hat. Der Beitrag hat mich sehr berührt, denn meine (in der Zwischenzeit ausgeheilte) Herzkrankheit und der Tod nahstehender Menschen haben mein Leben in den letzten Jahren sehr gerade gerückt und helfen mir sowohl beim Loslassen von Last und beim Festhalten und Pflegen bereichernder Beziehungen.

Ähnlich berühren mich die Newsletter von Sue Reindke. Ich lese sie nie zwischendurch sondern hebe sie mir immer für einen Moment auf, in dem mein Kopf aufnahmefähig ist. Wie einen besonderen Nachtisch.

Im letzten schreibt sie über Krisenkommunikation – die Art und Weise wie man z.B. als Ersthelferin nach einem Unfall mit den Verletzten spricht. Man weiß gar nicht, wie man all den mutigen Menschen, die anderen in schweren Situationen beistehen, danken soll.

In meinem Leben gibt es eine Frau, die vor langer Zeit einem meiner Kinder vermutlich das Leben gerettet hat, zumindest hat sie es vor Schlimmen bewahrt, doch ich konnte ihr nie danken, denn sie hat das Kind an die Polizei übergeben, ohne dass diese ihre Daten aufgenommen haben und erst dann wurde ich alarmiert.

Oft denke ich an diese Frau und bin so unendlich dankbar, dass sie aufmerksam war und aktiv wurde und hoffe auf viele, viele Menschen, die Mitmenschen in Not unterstützen und nicht wegsehen und sie über schwere Wegstrecken begleiten.

Es gibt so viele von ihnen und ich bin ihnen unbekannterweise dankbar. So wie z.B. Lucky Hundertmark, der ich auf Twitter folge, ohne sie persönlich zu kennen.

Der Tod ist auch so ein Thema, das mich begleitet. Ich frage mich immer wie viel leichter der Tod würde, wenn man über ihn sprechen könnte, wenn er Teil des Lebens wäre und kein Tabu.

MikesPhotos @Pixabay

Gerne habe ich deswegen Daddy in Distress Podcast Folge 19 über den Tod gehört und bin den ganzen Links gefolgt und habe dort weitergehört und gelesen. Viele interessante Artikel und Podcasts (wie z.B. den endlich-Podcast  oder The End) lassen sich außerdem über den Twitteraccount Thanatos Bestattungen entdecken.

Den Tod nicht wegzudrücken, ihn im Gegenteil sogar eng bei sich behalten, das macht das Leben manchmal sogar einfacher.

 

The Orville

Ich bin mit Star Trek groß geworden. Star Trek war für mich nie Science-Fiction im engeren Sinne sondern eine Serie, die alle wichtigen Fragen des Lebens aufwirft und beantwortet. So eine Art Framework für mein Leben.

Die ganzen Serien waren stetige Lebensbegleitung. Ich bin kein Star Trek Nerd. Natürlich kenne ich alle Charaktere und die meisten Lebensformen, ich kenne Bräuche und gängige Konflikte und ein paar Running Gags – mehr aber auch nicht.

Deep Space Nine hab ich ein paar Mal komplett durchgeschaut und würde sagen, dass die Serie mich am meisten geprägt hat. Durch Voyager habe ich mich pflichtbewußt durchgequält. Enterprise habe ich als Fleißaufgabe erledigt. (Alles vor DS9 habe ich geliebt).

Wie groß war meine Freude als ich letztes Jahr hörte, dass es mit Star Trek Discovery eine neue Serie im Star Trek Universum geben würde. Die Trailer waren verheißungsvoll – sollte es sogar weibliche Hauptrollen geben (und sogar eine Darstellerin in Kleidergröße M – so viel Diversität!1!!)!

Entsprechend groß war schließlich die Enttäuschung als ich Discovery tatsächlich anschaute. Ein klitzekleines bisschen unterhalten hat mich die Folge mit den Zeitsprüngen. Das wars dann aber auch schon.

Dabei wäre ich so ein leichtes Opfer gewesen. Ich bin relativ undifferenziert begeisterungsfähig für alles, was irgendwie auch nur so ein bisschen star- trekkig ist. Den Vorspann z.B. kann ich mir stundenlang reinziehen. Musikalisch fast so erhebend wie das Next Generation Theme.

Unvorstellbar toll war das damals. In einer Zeit des analogen Fernsehens, als ich nachts als Studentin nach Hause kam, das Fernsehgerät einschaltete und dann meine Welt hinter mir lassen konnte.

Und dann als nächstes diese Beleidigung des Enterprise Themes! Wer singt das eigentlich? Jon Bon Jovi[1]? Enterprise lief in den 2000ern, Kinder – nicht in den 90ern und selbst wenn! Selbst Jon Bon Jovis beste Zeiten waren Mitte der 90er auch schon vorbei. Wer macht denn sowas und v.a. warum? Wer hat da Wettschulden eingelöst? Anders kann ich mir diese musikalische Beleidigung nicht erklären. Zu Voyager hätte das noch gepasst. Da war sowieso alles beknackt – aber Enterprise?

Wie dem auch sei. Der Discovery Titelsong hat mich milde gestimmt und auch die Ästhetik ist wunderbar.

Der Rest der Serie: Mäh.

Irgendwer hat mir auf mein öffentliches Gejammer gesagt: Dann schau doch The Orville.

Also habe ich mir beim Weihnachtsmann The Orville gewünscht und der hat mir dann die ganze Staffel auf VHS per Post zugeschickt!

Mit großen Erwartungen schob ich die Kassette in mein Abspielgerät und war in den ersten zwanzig Sekunden Feuer und Flamme. Alles stimmte. Musik, Optik, die Zukunft. Weitere zwanzig Sekunden später war ich verwirrt. Der Kopf eines blauen Aliens war explodiert. Langsam schwante mir: es handelte sich um Science-Fiction Comedy.

Dem geneigten Leser mögen sich nun alle Haare aufstellen. Comedy?

Comedy.

Ja, ich war auch überrascht. Aber The Orville ist dennoch wundervoll. Außerdem genau mein Humor.

Die Zusammenfassung der Handlung liest sich jetzt nicht soooo aufregend: „Im Jahr 2417 übernimmt Ed Mercer das Kommando des Forschungsraumschiffs Orville. Mit seiner aus Menschen und Außerirdischen bestehenden Crew soll er nun verschiedene Abenteuer bestehen. Für Mercer, der gerade eine Scheidung hinter sich hat, ist dies ein vielversprechender Neuanfang, doch dann wird ihm ausgerechnet seine Ex-Frau als erster Offizier zugeteilt.“

Aber wie würde wohl eine DS9 Zusammenfassung klingen?

Mein absoluter Lieblingscharakter ist Lt. Commander Bortus. Er gehört einer „all-male“ Spezies an. Zu den Highlights der Serie gehört die Folge, in der er ein Ei ausbrütet sowie alle Auseinandersetzungen, die er mit seinem Lebenspartner hat. Ich möchte jeden Satz, den er sagt auswendig lernen und nie mehr lächeln. Nie mehr. Ich will als Bortus in Business-Meetings sitzen und alle mit meinem lebendigen Wesen erfreuen.

Ach. Und so viel Liebe für den „can you open this jar of pickles for me“-Running Gag!

The Orville hat wirklich alles, was mein armes, altes Star Trek Herz gebraucht hat. Liebevoll gezeichnete Charaktere, schnittige Raumschiffe, laute Explosionen im Weltall [2], Beziehungsdramen und ständige Übertretungen  der Ersten Direktive.

The Orville ist übrigens von Family Guy-Schöpfer Seth MacFarlane (der zufällig auch die Hauptrolle spielt), der sich selbst als leidenschaftlicher Trekkie bezeichnet. Irgendwie scheint er in diesem Zusammenhang alles extrahiert zu haben, was Star Trek für mich so wichtig und groß gemacht hat.

Ich kann selbst den Finger nicht genau drauf legen. Aber The Orville steht für mich hundert mal mehr im Geiste von Star Trek als die hochwertig produzierte Discovery Serie.

Bei meinen Recherchen, warum Dicovery so enttäuschend für mich ist, bin ich auf dieses Zitat gestoßen:

„When it was announced that Star Trek was coming back, I was excited simply because this meant that we would get a continuance of the optimistic future where mankind is striving to better themselves.  Unfortunately the series we were presented was one that was depicting a war with a very pessimistic view of the future.“

Quelle

Und vielleicht ist es genau das. Felix schrieb neulich was ähnliches über Black Mirror:

black mirror ist nicht dumm, im gegenteil, aber misantrop, anthropophob, frustriert und sarkastisch. liebe steckt bei black mirror lediglich in der produktion. die ist enorm aufwändig und detailverliebt; für jede einzelne folge werden plakatmotive produziert, dutzende anspielungen ins drehbuch und die kulissen gedrechselt und die besetzung ist stets a-list. black mirror ist eigentlich die perfekte serie, konsequent von vorne bis hinten durchdacht, voller grandioser kleiner (und grosser) ideen, perfekt inszeniert und produziert — aber sie glaubt nicht an das gute im menschen.“

Diese Grundtendenz sehe ich bei Dicovery auch und das macht die Serie so seelenlos und für mich so weit entfernt von den Star Trek Utopien.

The Orville auf der anderen Seite packt all den Optimimis, die Tiefsinnigkeit und die Liebe für die vergangenen Star Trek Welten in eine neue Serie.

Ganz zufällig sind die Assoziationen zum Star Trek Universum nicht:

„The series features many connections to Star Trek; Penny Johnson Jerald (Kasidy Yates on Star Trek: Deep Space Nine) plays Doctor Claire Finn and fellow Star Trek alumni Brannon Braga, Robert Duncan McNeill, David A. Goodman, James Conway and Jonathan Frakes are involved behind the scenes. Several actors from various Trek series have also made guest or cameo appearances.“

Quelle
Die Serie war übrigens so erfolgreich, dass eine 2. Staffel bestellt ist. Ich freue mich drauf!


[1] Ja, Mama. Das ist nicht Bon Jovi, das ist Russell Watson. Aber vielleicht ist das doch ein und die selbe Person. So lange die nicht im Duett singen, glaube ich nicht daran, dass es zwei Menschen sind.

[2] Ja, Mama, ich weiß. Weltall und Schall…

Europas größter Tretroller-Kongress*: 34c3

34c3Hallo, mein Name ist Patricia und ich bin „Lichterguckerin“.

So nennen bestimmte Hardcoreoberchecker Menschen wie mich, die nix hacken können, aber auf den Chaos Communication Congress gehen und sich daran erfreuen.

Ich bin technisch interessiert, aber wenn es zu sehr in die Details geht, dann verstehe ich kein Wort. Macht mir aber nichts aus, denn im Grunde ist das wie am Anfang meiner Physiologie-Lesungen. Im ersten Semester habe ich so gut wie nichts verstanden: Telencephalon, Diencephalon, Metencephalon  und Myelencephalon. Hä? Mitte des Semesters geht es dann und drei Semester später gehören diese Worte in den aktiven Wortschatz.

Tatsächlich muss man für den 34c3 nicht mal technisch interessiert sein, gesellschaftlich oder politisch interessiert sein, genügt völlig. Wie Marietta Slomka richtig festgestellt hat: die digitale Revolution hat bereits stattgefunden und die Digitalisierung/das Internet hat unser aller Leben grundlegend verändert.

Viele machen diese Entwicklungen mit, ohne sich allzu große Gedanken über die Auswirkungen zu machen. Ein bißchen mehr Überwachung hier, ein bisschen mehr Überwachung da, man hat ja nichts zu verbergen etc. pp.

So holt man sich fröhlich Alexa (Amazon Echo) und Google Home in die eigenen vier Wände – denn – es ist ja bequem.

Ist es auch. Ich kann mich da schön an die eigene Nase fassen. Benutze ich immer noch alle möglichen Google-Produkte, Facebook und Co.

Jedenfalls hilft es dann doch einmal im Jahr einen Kongress zu besuchen, der sich mit all diesen Themen rund um das Internet auseinandersetzt. Das Themenspektrum des Kongresses ist, wie an den einzelnen Tracks zu sehen, sehr breit gefächert:

  • Art & Culture
  • CCC
  • Entertainment
  • Ethics, Society & Politics
  • Hardware & Making
  • Resilience
  • Science
  • Security

Am Ende kann man sogar zu einer Marc-Uwe Kling „Qualityland“-Lesung gehen und so halb über diese Zukunftsdystopie lachen, weil man tagsüber leider mitbekommen hat, dass ca. 3/4 der Dinge, die er dort beschreibt, schon Realität sind. (Black-Mirror lässt ebenfalls grüßen).

Im Übrigen kann man auch zum Kongress gehen und sich gar keine Vorträge anschauen sondern sich an der Atmosphäre und der Kunst erfreuen – eben ein paar Lichter gucken gehen.

Foto: 34c3 von Yves Sorge unter CC BY-SA 2.0 auf flickr.com.

Ich werde auch oft gefragt, ob man mit Kindern auf den Kongress kann. Meine kurze Antwort lautet: ja.

Wir haben es schon einige Male getan. Wie schon in den Vorjahren lief das so ab: Um 11 Uhr tauchten wir dort auf, um 22 Uhr jammerten die Kinder, dass wir schon nach Hause wollen.

Was genau machen die Kinder auf dem Kongress?

Zum einen gibt es den Kidsspace, der dieses Jahr in der neuen Location gefühlt dreimal so groß war, wie die Vorjahre. Dort haben die Kinder drei Tage damit verbracht  die drei Tonnen Lego Duplo und die noch größeren Bausteine zu verbauen – und zwar alle. Für Vorträge waren sie dieses Jahr nicht zu motivieren. (Ich glaube, eines der Kinder haben wir im Bällebad vergessen).

34c3
Erwachsenen macht das Lego Duplo bauen offensichtlich auch Spaß.

In der 15.000 Quadratmeter großen Assembly-Halle gibt es außerdem unfassbar viel zu bestaunen (für Eltern z.B. wichtig: Furby-Hacking) und v.a. sehr erklärbereite Menschen. Bei vielen Dingen darf man auch mitmachen (Klassiker sind Lockpicking und einfache Lötarbeiten – dieses Jahr waren Wäscheklammern mit LEDs sehr beliebt).

Ich habe aus den Vorjahren allerdings einige Dinge dazu gelernt:

  1. Bringt DECT Telefone mit und meldet sie vor Ort an. Dann sind die Kinder erreichbar ohne dass man sich Gedanken machen muss, dass ein technisches Endgerät gehackt wird (von WLAN ohne VPN rate ich dringend ab). Dafür muss man sich auf eventphone.de einmalig registrieren, sich eine freie Telefonnummer suchen und sich ein Wartezettelchen in der DECT-Schlange sichern.
  2. Nehmt Essen und Trinken für die Kinder mit. Es gibt vor Ort zwar (stark überteuerte) Möglichkeiten (Crepes, Pommes, Chinanudeln etc.) – aber das hat man nach einem Tag satt.
  3. Meldet euch rechtzeitig zum Junghackertag an, dann können die Kinder sogar selbst löten und andere tolle Sachen machen. Ich habs dieses Jahr erst zwei Tage vorher gemacht und da waren leider alle Plätze in den geschlossenen Veranstaltungen vergeben.
  4. Schaut auf die Zettelchen, die im Laufe der vier Tage überall erscheinen. So verpasst man nicht, wenn es T-Shirt-Druck, Fidget Spinner Workshops oder Laser Cutter Kurse gibt.
  5. Bringt Tretroller, Bobbycars und Bollerwagen mit, um die großen Distanzen zu überwinden. Und Wanderschuhe.

Foto: 34c3-082 von Ingo Kleiber unter CC BY 2.0 auf flickr.com.

Das Angebot des Junghackertags war dieses Jahr großartig. Von Cryptoparty, über Alienbotschaften entschlüsseln bis Wissenschaftsschnitzeljagd war neben Programmieren und Löten alles dabei.

Ich kann wirklich sehr empfehlen sich ein Kind zu schnappen und am Junghackertag teilzunehmen. Wenn man selbst interessiert, aber ein bisschen ängstlich ist, nicht genug zu wissen und dann doof dazustehen, kann man immer noch das Kind als Alibi nehmen und so wirklich sehr viel lernen.

Die Kinder selbst haben in der Regel keinerlei Berührungsängste.

Ein Großteil der Vorträge wird außerdem übersetzt und gestreamt. Man muss also nicht (permanent) physisch anwesend sein. Man kann sich so auch Pausen in der Ferienwohnung oder im Hotel gönnen und trotzdem Input aufnehmen.

Für mich ist der Chaos Communication Congress der kinderfreundlichste Kongress, den ich bislang kennengelernt habe.

Ein großes Danke an die Organisatoren und die 3.500 freiwilligen Helferinnen und Helfer (Engel werden sie genannt).


*Quelle:

Mein Clickbaitbeitrag – weniger Stress zu Weihnachten

In Kinderarbeit hergestellt, schmecken sie noch besser: Plätzchen

Besinnlich soll man sich ja fühlen die Wochen vor Weihnachten. In Teilen gelingt mir das die letzten Jahre. Zum Beispiel haben „wir“ es geschafft Plätzchen zu backen – denn nur wer Plätzchen backt, kann an den Adventssonntagen besinnlich Plätzchen futtern.

Damit das klappt, muss man so 7 bis 8 Jahre vorher Kinder machen, die dann die Plätzchen machen. Zugegebenermaßen ein wagemutiger Plan, aber er geht die letzten Jahre immer besser auf.

(Alternativ kann man bei Geschwistern bejammern, dass man über wenig bis keine Plätzchen verfügt und die backen dann – großherzig wie sie sind – und schicken Vanillekipferl und andere Leckereien.)

Dennoch versetzt mich die Weihnachtszeit immer wieder in Stress. Die Familie und viele Freunde leben über die Republik verteilt und so möchte man ihnen gerne Pakete schicken.

Bislang habe ich das gemacht, wie ich es als Kind gelernt habe: Ein Paket fertig stellen und mir dann in der Warteschlange der Postfiliale die Beine in den Bauch stehen.

Man muss dazu sagen, unsere Postfiliale ist sehr schön. Nettes Personal, ein wenig Rockmusik und man lernt die tätowierte Nachbarschaft und die zwanzig Hunde kennen, die hier so leben.

Doof ist, dass man die erste halbe Stunde draußen auf der kalten Straße anstehen muss und nur die letzten zwanzig Minuten im kuschligen Innenbereich wartet.

Auf der Suche nach Alternativen habe ich, topmodern wie ich bin* entdeckt, dass es weit angenehmere Arten gibt, Pakete zu verschicken.

  1. per Hermes-App

Das ist wirklich crazy einfach. Man packt sein Paket, dann öffnet man die App und klickt: „Ich möchte ein Paket verschicken“. Danach sind noch 2 Dinge zu tun. Erstens entscheidet man welche Größe und zweitens übernimmt man aus dem Telefonbuch** die Daten der Person, an die das Paket gehen soll.

Die App generiert einen QR-Code (ja, es gibt Szenarien, in denen QR-Codes sinnvoll sein können!), man geht in den Hermes-Shop, der Verkäufer scannt den Code, das Gerät druckt die Etiketten aus, der Verkäufer klebt die Etiketten drauf. Fertig! Man musste nicht mal selbst drucken und kleben. IST. DAS. NICHT. TOLL?

2. per Packstation

Man ruft die Seite DHL Online Frankierung auf. Hier geht man ähnlich vor wie in der App oben beschrieben. Man wählt, was man auf die Reise schickt, gibt Adressdaten ein und dann kann man entweder das Etikett selbst drucken oder aber man generiert einen Code, so dass man erst an der Packstation (DHL Paketshop und Filiale geht natürlich auch) das Etikett drucken lässt.

HOCHMODERN! SO AUFREGEND!

Man läuft dann also mit dem Paket zu einer Packstation. Tippt dort auf dem Bildschirm „Ich möchte ein Paket abgeben“, wählt die Größe des Türchens, dieses öffnet sich von Geisterhand (ja, ich weiß, es sind keine Geister, sondern kleine Wichtel, welche die Türentriegelung bedienen), man legt das Paket rein, bestätigt, dass man es reingelegt hat und bekommt seinen Beleg. Ohne Anstehen. Einfach so.

Bei 20 verschickten Paketen, für die man sonst je 20 Minuten ansteht, hat man fast 7 Stunden Lebenszeit gespart!

Ansonsten nervt mich in der Vorweihnachtszeit der Konsumrausch. Kaufen, kaufen, kaufen. Am schlimmsten, wenn man eigentlich nicht so genau WAS man eigentlich kaufen soll. Bestimmte Mitglieder meiner Familie wünschen sich zu Weihnachten regelmäßig „nix“ – sind dann aber tödlich gekränkt, wenn ich wirklich nix besorge.

Also schlendere ich ideenlos durch vollgestopfte Innenstädte, wo ich Menschen begegne, die ebenso missmutig wie ich sind (meistens Verkäuferinnen – in der Regel in einer Zweierkonstellation auftretend, die sich gerade angeregt unterhalten und sich arg gestört fühlen, wenn ich als Kundin ein Anliegen habe. Sie versuchen es erst indem sie sich weiterunterhalten als sei ich unsichtbar, wenn ich jedoch darauf beharre, nicht unsichtbar zu sein, drehen sie sich genervt in meine Richtung und fragen: wiekannihnendennjeholfenwerdenSTÖHN).

Es ist außerdem abwechselnd zu kalt, zu heiß und zu laut, zu grell und überhaupt (Leise singe ich mein Loblied auf den Onlinehandel, wo kein Verkäufer ein Buch im Regal unter M sucht, wenn ich ein Buch von Saramago [Wer? Sarah Mago???] haben möchte).

Irgendwann kaufe ich dann ächzend eines dieser fertig zusammengestellten Pakete, die extra für Menschen erfunden worden sind, die Sachen für Menschen kaufen, die keine Wünsche haben.

Auf dem Weg nach Hause kommt dann in mir der Wunsch auf, ich hätte die Geldscheine gleich verbrannt. Das hätte nicht so lange gedauert UND ich hätte nicht unter Menschen gemusst UND meine Hände hätte es auch gewärmt.

Jedenfalls – dieses Jahr habe ich das nicht mehr so gemacht, denn während ich all die Zeit gespart hatte, weil ich nicht in einer Menschenschlange zur Abgabe eines Pakets warten musste, hatte ich einen hellen Moment.

Ab jetzt spende ich für solche Menschen, die keine Wünsche haben, aber Geschenke wollen.

Ist das nicht schön? Deswegen meine Empfehlung: Wenn ihr jemanden etwas schenken wollt und nicht wisst was, dann bringt euer Geld zu Organisationen, die es brauchen können, weil sie sinnvolle Dinge damit tun. Ärzte ohne Grenzen, die Kältehilfe, Projekte, die Flüchtlinge unterstützen, Hospize, Kinderheime, Netzpolitik, wasweißich. Es gibt unendlich viele Organisationen, die Geld brauchen können.

Malt dann einen schönen Spendenbeleg und schenkt den. Ich verspreche, niemand beschwert sich: WAS FÜR EINEN GUTEN ZWECK HAST DU GELD AUSGEGEBEN????

So. Das waren meine drei Supertipps zur Entspannung der Vorweihnachtszeit. 2018 jetzt natürlich erst, aber immerhin.

Ich wünsche jedenfalls allen Wärme und Liebe im Herzen und eine schöne Weihnachtszeit!

 


*beides gibt es vermutlich seit Anfang des Jahrhunderts. Ich hatte es nur verpasst bislang.

** *seufts* Faulheit vor Datenschutz

 

[Anzeige] Let’s talk – Sollen Kinder Medienkonsum mitbestimmen?

Sehen so Kinder aus, die ihren Medienkonsum selbst bestimmen? (Bild Kind 3.0)

Gemeinsam mit SCHAU HIN! habe ich eine kleine Serie zum Thema Kinder und digitale Medien gestartet.

Im Zentrum meiner Serie sollen die Chancen, die (neue) Medien mit sich bringen, stehen und ich will beschreiben, wie wir als Familie im Alltag damit umgehen und gerne auch von Euch hören, wie ihr den Alltag mit Kindern und digitalen Medien gestaltet.

Risiken und Gefahren werden durch Kulturpessimisten aller Ausrichtungen zu genüge beklagt. Viele Eltern reagieren mit Unsicherheit und statt sich mit den einzelnen Themen auseinanderzusetzen, wird schnell mal ein Verbot verhängt.

Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass Verbote in Sachen Medienkonsum nichts bringen. Deswegen versuche ich mit meinen Kindern im Gespräch zu bleiben und Lösungen zu erarbeiten, die für uns beide alle passen. Das ist auch der Grund warum ich die Serie Let’s talk nenne.

Im neunten Teil geht es um: Mitbestimmung beim Medienkonsum

Kinder den Medienkonsum selbst bestimmen lassen. Geht das?

Ich hatte bereits darüber geschrieben, dass ich nicht so viel davon halte, wenn man Kindern feste Zeitvorgaben macht, was die Mediennutzung[1] angeht. Vor allem dann nicht, wenn Kinder erschaffend und nicht rein konsumierend unterwegs sind.

Auch generell bin ich eher sorglos was den Medienkonsum angeht.
Für mich ist wichtig, dass die Kinder ihre alltäglichen Pflichten erledigen. Das umfasst kleine Dinge wie Brotdose nach der Schule in die Spüle stellen bis hin zur Erledigung der Hausaufgaben.

Sind diese Themen abgehakt, findet Freizeit statt. Ähnlich wie beim Taschengeld, gilt für mich hier die Regel der Selbstbestimmung.
Beim Taschengeld bestimme ich nicht mit für was es ausgegeben wird. Wenn sich die Kinder vom Taschengeld ausschließlich zuckertriefenden Quatsch kaufen, halte ich meine Aber-die-gesunde-Ernährung-Monologe-Einself ausschließlich im Stillen.

Für die Freizeit gilt grob dasselbe.
Grob – weil es natürlich einen Rahmen gibt. Die Kinder sollten sich altersgerechte Beschäftigungen suchen zum Beispiel. Wenn aber der Rahmen stimmt, möchte ich eigentlich nicht reinreden und werten. Exzessives (Computer)spielen in den Ferien halte ich zum Beispiel nicht für bedenklich.
Ich bin ganz ehrlich, ich bin in der kommenden Weihnachtszeit ohne weitere Verpflichtungen (und auch ohne Kinder) – meine Freizeit stelle ich mir deswegen höchst unpädagogisch wie folgt vor: ich sitze in Jogginghose vor dem Fernseher und ziehe mir an einem einzigen Tag die neue Staffel Black Mirror rein. Wahrscheinlich bestelle ich mir Pizza und wenn es richtig krass kommt, trinke ich COLA!

Es ist für mich deswegen völlig verständlich, wenn (m)ein Kind eine ähnliche Vorstellung von Ferien hat.
Wenn es von früh bis spät das neue Zelda spielen wöllte – was sollte ich dagegen sagen?

Medienkonsum
Verbote werden meist sowieso nicht eingehalten, da kann man sie sich auch sparen/Foto debbienews @pixabay

Selbständige Kinder – Mama’s Traum

Generell schätze ich selbständige Kinder sehr.
Wenn ich meine Kinder frage: „Was mag die Mama am liebsten???“ (wenn man Mutter wird, dann wird man leicht verrückt und spricht von sich selbst in der 3. Person…) antworten sie mit rollenden Augen im Kanon: „Selbständige Kinder!“

Deswegen ist es mir wichtig, dass Kinder eigene Entscheidungen treffen und wir gemeinsam Rahmen und Regeln besprechen. Das gilt für den Medienkonsum genauso wie für andere Themen. Ich möchte deswegen nicht festlegen: Du darfst pro Tag 20 min Computerspielen/fernsehen/am Handy daddeln.

Vielmehr möchte ich, dass wir vereinbaren, wann die richtige Zeit ist diesen Tätigkeiten nachzugehen und wann nicht.
Starre Regeln finde ich unpassend. Das gilt im übrigen nicht nur für den Konsum digitaler Medien. Mein Bücherwurm-Kind muss den Umgang mit dem Lesedrang auch lernen. Es muss lernen, dass es unter der Woche im Lichte der Schulpflicht nicht OK ist, bis 22 Uhr zu lesen. Es soll aber auch wissen, dass es in den Ferien lesen kann bis die Augen zufallen. Es soll verstehen, dass es gefährlich ist während des Laufens auf dem Weg in die Schule zu lesen, dass die Risiken sich beim U-Bahn-Lesen jedoch in Grenzen halten.

Es wird also diskutiert und ausprobiert und ggf. wird der Rahmen nochmal angepasst. Zum Beispiel weil das Kind älter geworden ist, weil es eine begründete Ausnahme gibt oder weil ein lang erwartetes Spiel rausgekommen ist, das unbedingt ausprobiert werden muss.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Kinder Entscheidungen, die sie selbst treffen können, viel besser tragen als Entscheidungen, die man ihnen einfach vorsetzt (was nicht sooo verwunderlich ist, denn Kinder sind Menschen und ich glaube, diese Aussage trifft generell auf Menschen zu – egal welches Alter sie haben).

Was wenn die Kinder sich nicht an die Vereinbarungen halten?

Medienkonsum
Was wenn es nicht klappt mit den Vereinbarungen?/Foto ErikaWittlieb @pixabay

Klingt alles super, oder?
Klappt das immer?




Leider nein.
Haben meine Kinder schonmal nach 21 Uhr gelesen obwohl Schlafenszeit ist? Ja!
Haben meine Kinder schonmal nicht altersgemäße Computerspiele gespielt, obwohl wir die Vereinbarung hatten, dass die USK Altersvorgaben gelten? Ja.
Haben meine Kinder schonmal Handyspiele gespielt bevor sie Hausaufgaben gemacht haben? Ja.
War ich schonmal genervt, weil ein Kind aufgrund hohen Spielkonsums Kacklaune hatte? Ja.

Folgt daraus, dass ich einschränke und verbiete?
In der Regel nicht.

Meistens bekommen die Kinder dann einen ermüdenden Vortrag über unsere Vereinbarungen. Dieser Vortrag enthält mindestens die Punkte
Pflichten und Rechte – das eine nicht ohne das andere – und wir versuchen wieder zu einer Auffrischung der Vereinbarung zu kommen.

Ich glaube, es ist für die Kinder elementar wichtig zu sehen, dass es Ausnahmesituationen gibt, in denen der Konsum hochgefahren werden kann, wenn es gerade Spaß macht, weil es ihnen dann leichter fällt, sich dann zu zügeln, wenn es eben nötig ist. Im übrigen gilt auch hier: An die eigene Nase packen. Fragt mal eure Kinder wie sie euren Medienkonsum finden.

Meine Handynutzungszeiten wurden auch schon reguliert und ich bin zu der Einsicht gekommen, dass die Kinder völlig recht haben. Genauso kritisch sehen die Kinder übrigens den Fernsehkonsum der Großeltern. Jede Generation scheint ein eigenes Suchtmedium zu haben und 20 Jahre später schüttelt der jeden Abend Fernseh schauende Großvater den Kopf über den ständig am Handy rumtippenden Enkel.
So scheint der Lauf der Dinge zu sein.

Warum sich manche nicht erinnern können, dass die eigenen Eltern und Großeltern vom Kultur- und Sittenverfall predigten, wenn sie in ihrer Kindheit bestimmte Dinge taten, die es in der Generation davor noch gar nicht gab, ist mir schleierhaft. Ich kann und mag deswegen an bestimmten Diskussionen mit anderen Eltern nicht mehr teilnehmen.

Ewiges Thema ist ab einem gewissen Alter der Handykonsum der Kinder.
Plakativ gesprochen, echauffieren sich Eltern, die ihren Kindern Handys komplett verbieten, gerne über den Handykonsum anderer Kinder. Um ihre Kinder weiterhin vom Handy fernzuhalten, sprechen sie sich für generelle Handyverbote aus. In meiner Wahrnehmung können sich Kinder, denen sehr lange Handykonsum generell verboten wird, sehr schlecht regulieren und sind dann, wenn sie mal ein Handy zur Verfügung haben, wirklich kaum ansprechbar und wie hypnotisiert.

Ähnliches Verhalten kenne ich von meinen Kindern wirklich kaum.
Natürlich spielen sie gerne mal extensiv irgendwelche Spiele oder schauen drei Folgen Dino-Dana am Stück – viel häufiger kommt jedoch vor, dass sie anfangen sich zu langweilen und dann lieber mit mir oder ihren Freundinnen und Freunden spielen wollen.

Eine Frage des Alters…

Tatsächlich hängt sehr viel im Umgang mit den Medien vom Alter der Kinder ab. Meine Kinder sind schon lange Schulkinder und da sieht es natürlich anders aus als bei Kindergartenkindern. Kindergartenkinder würde (und hab ich) immer im Medienkonsum begleiten. Grundschulkinder können gerne alleine bestimmte Dinge ausprobieren, aber da würde ich den Computer z.B. ins Wohnzimmer und nicht ins Kinderzimmer stellen. Wichtig ist für mich das Teilen hinterher. Wenn mein Kind z.B. zwei Stunden am Stück einen Film schaut oder Minecraft spielt, ist die mündliche Zusammenfassung am Ende ungefähr genauso lang. Kinder brauchen diesen Dialog jedoch, um das Gesehene zu verarbeiten und mir als Mutter hilft es, zu verstehen, was an der jeweiligen Beschäftigung so aufregend ist.

Älteren Kindern erlaube ich auf jeden Fall digitale Medien ohne meine Aufsicht zu benutzen. Bis es soweit ist, hat sich hoffentlich entsprechendes Verständnis und Vertrauen aufgebaut.

Toleranz und Offenheit schützt die Kinder

Medienkonsum
Wie sollen Kinder mit ihren Eltern reden, wenn sie etwas verbotenes getan haben und dabei in Schwierigkeiten gekommen sind?/Foto Riala @pixabay

Was ich außerdem über die Maßen schätze, ist die Offenheit meiner Kinder. Ich glaube, weil es in Mediensachen keine Verbote gibt, teilen sie mit mir alles. Sie erzählen mir, was sie spielen oder schauen – auch wenn es etwas ist, von dem sie wissen, dass sie es eigentlich nicht machen sollen.

Die Versuchung in einer Peergroup ist manchmal einfach zu groß.
Ich erinnere mich, dass ich als Kind z.B. mal die Gremlins geschaut habe, obwohl ich wusste, dass ich das nicht darf und obwohl ich auch wußte, dass ich  mich gruseln würde. Tatsächlich konnte ich volle zwei Wochen danach kaum schlafen, weil ich Angst hatte, dass in meinem Zimmer irgendwo Krümel rumliegen, die ein zufällig vorbei kommender Mogwei nach Mitternacht essen könnte.
Hätte ich zu meinen Eltern ein gutes Verhältnis gehabt, das nicht hauptsächlich durch Verbote geprägt war, hätte ich mich trösten und beschützen lassen können.

Das ist jedenfalls was ich meinen Kindern bieten möchte: Ich möchte immer Ansprechpartnerin sein – auch wenn sie mal was tun, was sie eigentlich nicht sollen. Wie soll ich sonst mit Ängsten umgehen oder wie soll ich eingreifen, wenn sie im Internet blöde Erfahrungen machen (oder per WhatsApp Mobbing erfahren)? Diese Offenheit kann ich meiner Meinung nach nur erreichen, wenn ich Medienkonsum gemeinsam mit meinen Kindern bespreche und wir uns gemeinsam zu dem wann und was einigen.

In Erziehungsratgebern wird ja gerne die Konsequenz hochgehalten. Persönlich glaube ich zu viel Konsequenz macht Kindern zu Prinzipienreitern und Zwangsneurotikern. Mir ist die Einzelfallbetrachtung wichtiger. Es ist oft anstrengend, aber ich lasse mich durch gute Argumente meiner Kinder gerne überzeugen – auch was Menge und Art des Medienkonsums angeht.

Wie seht ihr das?  Lasst ihr eure Kinder (mit)bestimmen? Macht ihr Ausnahmen? Was befürchtet ihr, wenn ihr eure Kinder in den Ferien 6 Stunden am Stück Computer spielen lasst? Besprecht ihr einen Rahmen oder trefft ihr konkrete Entscheidungen?

Kommentiert einfach hier, teilt eure Medienmomente auf Instagram, bloggt selbst darüber, twittert oder schreibt auf Facebook. Wenn ihr eure Beiträge mit dem Hashtag #medienmomente markiert, können sie später eingesammelt und geteilt werden.

Weiterführende Links

Teil 1 von Let’s talk: Nicht wie lange sondern was
Teil 2 von Let’s talk: Messenger
Teil 3 von Let’s talk: Computerspiele
Teil 4 von Let’s talk: YouTube
Teil 5 von Let’s talk: Fernsehen und Streaming-Dienste
Teil 6 von Let’s talk: Hörwelten
Teil 7 von Let’s talk: Augmented Reality und Virtual Reality
Teil 8 von Let’s talk: Programmierbares Spielzeug zu Weihnachten?

 

[1] Mit Medienkonsum meine ich nicht nur Computerspiele und alles, was man mit dem Handy zu tun hat, sondern auch YouTube, Fernsehen und Streamingdienste und alle sozialen Plattformen. Die Computerspiele habe ich nur exemplarisch herangezogen, weil ich den Eindruck habe, dass die meisten Eltern hier besondere Ängste haben.

2017

Wisst ihr noch? Damals? Anfang der 2000er als wir BloggerInnen diese Jahresendzeitfragebogen ausgefüllt haben? Hatte ich gerade mal wieder Lust drauf.

Zugenommen oder abgenommen?
Interessiert das wirklich noch? Zugenommen, weil ich bin jetzt in diesem Alter, in dem Rosenkohl plötzlich geil schmeckt und überhaupt alles geil schmeckt und essen eine solide Freizeitbeschäftigung ist.

Ich schaue außerdem auf meine dünnen Omis, die Probleme mit ihren Zähnen haben oder irgendwie andere Gebrechen, die es schwer machen überhaupt noch was mit Genuss zu essen und dann kommt in mir ein seltsam bockiges Gefühl auf, dass ich niemals an den einen Burger /Braten/Pizza denken möchte, die ich damals nicht gegessen habe, weil ich Angst hatte, ich könnte zu dick werden.

Außerdem muss ich nicht mehr frieren. Wirklich. Mit den 10 bis 15 kg mehr, die ich im Vergleich zu den Vorjahren wiege, friere ich viel weniger.

Haare länger oder kürzer?
Wer hat sich diese Fragen ausgedacht? Ich glaube länger. Ich bin zu faul zum Frisör zu gehen. Ich hasse zum Frisör gehen ohnehin. Diese Gerüche und dann diese fremden Menschen, die einen am Kopf anfassen wollen und das allerschlimmste ist der Smalltalk.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Gleichbleibend seit 1999.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr. Fürs Essen und für Urlaube. Ich glaube, ich bin schwer genusssüchtig geworden.

Mehr bewegt oder weniger?
Weniger. Der Arbeitsweg hat sich geändert und ich kann jetzt von der Haustür ins Büro fahren ohne mich zu bewegen.

Die Kinder gehen alleine auf den Spielplatz. Ich muss nicht mehr rennen, klettern, schaukeln.

Für Bewegung über die Alltagsbewegung hinaus geht, keine Energie. Oft denke ich: „Mensch, du könntest mal wieder joggen gehen.“, aber dann fängt es an zu regnen. Wirklich immer und dann tun mir die anderen so leid, weil die doch keinen Regen mögen und dann denke ich auch nicht mehr so oft ans Joggen.

Der hirnrissigste Plan?
Einerseits habe ich keine hirnrissigen Pläne mehr – andererseits ist es natürlich wahnsinnig hirnrissig überhaupt Pläne zu machen, wenn man Kinder hat.

Die gefährlichste Unternehmung?
Mein Leben ist so gefährlich wie die Einnahme von Globuli.

Die teuerste Anschaffung?
Ich glaube, so richtig im Sinne von bezahlen und behalten, war das teuerste dieses Jahr die Reparatur des Klos. Sehr sinnvoll, wenn ihr mich fragt. Ansonsten stehe ich gar nicht so auf Konsumgüter anhäufen.

Das leckerste Essen?
DAS leckerste Essen. Wer kann denn DAS EINE leckerste Essen hier eintragen? Richtig lecker war es beim Italiener in Polen und sehr empfehlenswert ist immer wieder das Nudo und natürlich selbst kochen!

Das beeindruckenste Buch?
Ich hab es dieses Jahr wirklich wirklich versucht: das Bücher lesen. Aber so richtig beeindruckt hat mich kein Buch. Gerne gelesen habe ich „Das Problem mit den Frauen“ und laut gelacht habe ich bei „Der Ursprung der Welt“. Mit den Kindern zusammen habe ich sehr gerne „Ich so du so: Alles super normal“ und die „Good Night Stories for Rebel Girls: 100 außergewöhnliche Frauen“ gelesen.

Die Liste, der Bücher, die mich enttäuscht und gelangweilt haben, wäre ungleich länger.

Der ergreifendste Film?
Ich schaue so viele Filme, dass sich alle Storys miteinander vermischen. Sehr schöne Bilder habe ich noch von „Ewige Jugend“ im Kopf und sehr positiv überrascht hat mich tatsächlich „Wonder Woman“.

Warum gibt es keine Frage zu Serien?

Fleabag! Please like me! Ozark! This is us!

Die beste CD?
CD?

Das schönste Konzert?
Deine Freunde mit den Kindern – wobei nach wie vor unklar ist, wer in Wahrheit wen begleitet hat.

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Job. Leider. Nicht dass ich ihn nicht mögen würde, aber wäre ich Millionärin, ich würde doch lieber andere Dinge tun.

Die schönste Zeit verbracht damit…?
Zu sehen, wie die Kinder selbständig und groß werden. Es ist wirklich ganz erstaunlich wie diese Dinger, die man doch kürzlich erst aus sich rausgepresst hat, einen plötzlich in Debatten in Grund und Boden reden.

Schön ist es auch, wenn ich den Kindern meinen infantilen Humor erläutere und sie mich dann peinlich finden.

Mit dem Partner hatte ich auch sehr schöne Zeiten. Z.B. wenn er Schuhe für die Kinder gekauft hat und ich nicht dabei war. Nein, ganz im Ernst. V.a. die Zeiten, die wir gemeinsam verbracht haben, waren sehr schön. Wir sind ein super Bärchen*, wie man in Franken sagen würde.

Vorherrschendes Gefühl 2017?
Zu wenig Zeit.

2017 zum ersten Mal getan?
Ein Getränk getrunken, in dem eine Scheibe Orange schwamm. Aufgrund meiner Obstphobie war mir das die letzten 42 Jahre leider nicht möglich. Aber ich befand mich in vornehmer Gesellschaft und da wäre hysterisches Geschrei und Geheule für die Anwesenden irritierend gewesen. Also habe ich mich zusammengerissen und das Getränk einfach getrunken. Dabei hatte ich die Orangenscheibe aber immer im Blick. Nicht dass sie meine Lippen berührt. Das hätte ich dann doch nicht verkraftet.

Ich fand mich sehr tapfer. Es hat aber mal wieder niemand applaudiert.

2017 nach langer Zeit wieder getan?
Job gewechselt.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Bestimmte Dinge schreibe ich hier ja nicht. Mir fällt sofort etwas ein – war auch schon im Vorjahr und im Jahr davor und im Jahr davor verzichtbar – aber hey – manches ist eben Bestandteil des Lebens.

Ansonsten eindeutig: Kulturpessimismus in Form von spitzerisch angehauchter Mitelternmeinungen. „Früher haben wir noch mit Lehm gespielt und ganz dolle Spaß gehabt. Heutzutage sitzen die Kinder nur vor ihren Smartphones!11!“.

Nazis im Bundestag sind auch nicht so prall.

Die wichtigste Sache, von der Dich jemanden überzeugen wollte?
Ausschlafen kann auch schön sein. Wir verhandeln allerdings noch, ob ausschlafen gleichzeitig bedeuten sollte: länger als bis 7.45 Uhr schlafen.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Freiwillig Teil meines Lebens zu sein und auch die Dinge mitzutragen, die Mühe machen.

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Für die Liebe genügt mir eine solide Körperhygiene.“

Wem gilt noch ein bisschen Extra-Liebe?
Dem Weisheits-Team. Ich liebe das Podcasten und ich liebe meine Mit-PodcasterInnen, die Treppenwitze und den Austausch. Ich weiß zwar nicht, warum wir HörerInnen haben (WEN INTERESSIERT DAS?), aber ich freue mich auch darüber.

2017 war mit einem Wort…?
Warum denn nur ein Wort?

Und ihr so?

*Pärchen zu Hochdeutsch