8!

ACht Jahre Blog. Champagner für alle!

Heute, vor 8 Jahren, habe ich meinen ersten Blogartikel ins Internet gestellt. Seitdem hat sich viel getan. Mein Dashboard sagt, ich habe 1.860 Artikel geschrieben. Das ist nur bedingt richtig, denn es sind schätzungsweise 300 mehr. Eine komplette Kategorie – eigentlich meine Lieblingskategorie „Paranoia“ – ging bei einem Serverumzug verloren und natürlich hatte ich vorher kein ordentliches Backup gemacht. Bleibt mir nur regelmäßig darüber zu weinen.

5.614 Kommentare sind über das WordPressplugin erfasst – und auch hier Asche auf mein Haupt – die Kommentare der ersten Jahre – verloren. Was eigentlich noch schlimmer ist, denn ganz zu Beginn wurden viele Geschichten in den Kommentaren auf wundervoll Art und Weise weitergesponnen und so ist all das futsch.

Das ist mein Blog aber nur in drögen Zahlen. Viel erstaunlicher finde ich, das was daraus geworden ist. Ich habe damals völlig ohne Ziel mit dem Bloggen begonnen. Es ging mir wirklich nur ums Schreiben und ich habe keine Statistik mitverfolgt. Ich kannte 2004 meine vier Seitenbesucher alle persönlich. Kannte keine anderen Blogs, wußte nicht wie man Links setzt und las auch keine anderen Seiten. Umso erstaunter war ich ungefähr ein Jahr später als ich doch mal die Besucherzahlen miterfasste. Aus den 4 Lesern waren rund 800 regelmäßige Leser geworden.

In der Zeit ohne Kinder schrieb ich teilweise bis zu 90 Artikel pro Monat*. Es folgten Zeiten in denen ich gar nichts mehr schreiben konnte und wann immer ich in die Statistik schaue, entdecke ich, dass ich, selbst wenn ich über längere Zeiträume kaum oder gar nichts schreibe, immerhin noch 500 Besucher pro Tag habe. Die Zahlen machen Dank der RSS-Reader immer wieder einen Riesensprung wenn ich wieder aktiv werde und es gibt Tage, an denen am Tag 8.000 Leute vorbei schauen und Artikel, die u.a. dank rivva oder Verlinkung durch das Bildblog unfassbar oft gelesen wurden (z.B. Ich habe nichts gegen Kinder, nur bitte nicht hier oder Hmmm, Ratlosigkeit) und sich durch die Social Media Share Buttons auch unfassbar schnell weiter verbreiten. Sehr faszinierend für mich.

Das Wesentlichste was sich für mich in den acht Jahren geändert hat ist, dass ich nicht mehr anonym schreibe. Ich durfte die Erfahrung machen, dass das Bekanntgeben meines Namens eigentlich nur Positives gebracht hat. Ich werde kontaktiert, habe herausfordernde Aufgaben wie die Juryrolle bei den BOBs bekommen oder durfte in einem ganz anderen Kontext Artikel veröffentlichen oder im Radio zu unterschiedlichen Dingen was erzählen (z.B. zum Thema Eltern in Netz).

Mein Arbeitgeber weiß von meinem Blog, meine Freundinnen im Kindergarten kennen ihn und ich habe toitoitoi wirklich nur Gutes und Schönes durch mein Blog erlebt. Ich bin zwar schwer internetabhängig geworden, aber all die L-Signale haben mich glücklich und selbstbewusst gemacht.

Außerdem ist mein Blog eine für mich amüsante Dokumentation meines eigenen Lebens geworden und beschreibt mir wunderbar meine Lebensphasen der letzten Jahre. Mein frustriertes Singleleben, meine Lebenslangeweile, das Kennenlernen meines Mannes, meinen Einstieg in das Kinderthema, unsere Familienerweiterung und jetzt das (mir) herzerwärmende Dauerthema Kinder.

Mich hat das Internet wirklich glücklich gemacht. Wie jeder ordentliche Mensch unserer digitalen Generation hat es mir alles geschenkt: Meine Wohnung, meinen Job, meine Arbeitskollegen, meine Freunde, meine Bildung, meine Freizeit und nicht zuletzt meinen Ehemann. Lediglich die Kinder sind nicht aus dem Internet. (Wobei ich jetzt dank des gestrigen Poetry Spams weiß, dass man auch gottesehrfürchtige Kinder aus dem Internet hätte haben können. Das zeigt, dass ich meinen Spam ausführlicher hätte lesen müssen.)

Foto von steinhobelgruen auf instagram

 

Und das Schönste: Ich habe verstanden, dass das Internet keine Technologie ist, sondern aus Menschen besteht. Manche dieser Menschen kenne ich in der Zwischenzeit persönlich, andere nicht, aber allen möchte ich sagen: Danke! Ohne Euch wären 8 Jahre Blog doof.

Ach und wer heute noch auf der rp12 ist, dank des Speednetworkings bin ich jetzt smalltalkfähig – deswegen könnt ihr mich gerne ansprechen.

Hups. August 2005 war der Blogswapmonat mit ix. Also kein Wunder, dass es da 90 Einträge gibt.

Plöp – da wars

In fast jeder Familie gibt es die Tradition, dass die Mutter Jahr für Jahr die Geschichte der Geburt am Geburtstag des Kindes berichtet. So kommt es, dass man spätestens nach zehn Jahren Berichterstattung das Gefühl hat, man weiß wirklich jedes Detail über diesen Tag.
Als meine Mutter beispielsweise mutmaßte, ich würde nun bald geboren werden, packte mein Vater sie voller Elan in den Fiat 500 und raste mit Höchstgeschwindigkeit – sämtliche roten Ampeln missachtend – ins Krankenhaus. Dort verabschiedete er vorfreudig seine Ehefrau und bat sie, ihn telefonisch zu informieren, sobald ich geboren sein würde.
Meine Mutter bekam ein bisschen Lachgas und zwanzig Stunden später erblickte ich das Licht der Welt. Ich war gelb und es war der heißeste Tag Mitte der 70er Jahre.
Pünktlich um 15.09 Uhr ruft mich meine Mama nun jedes Jahr an und erzählt diese Geschichte. Jahr für Jahr für Jahr.
Jetzt habe ich eine eigene Geschichte, die ich meinem Kind erzählen kann. Wunderbar! Und noch besser. Ich kann sie auch meiner Mutter erzählen. Jahr für Jahr für Jahr!
An meiner Geschichte zeigen sich übrigens sowohl Charakter als auch Zeitgeistunterschiede. Zur Geburt fuhr ich nämlich mit der Tram. Der Geburtszeitpunkt war exakt auf den Terminkalender des vielbeschäftigten Vaters abgestimmt und ich erledigte das Ganze, gerechnet von der ersten Wehe bis zum Erscheinen des Kindes, in 2.5 Stunden. Die Hebamme hatte 13 Uhr vorhergesagt, doch da versagten meine deutschen Gene und ich gebar mit fünf Minuten Verspätung.
Kind 1.0 sagte beim Anblick des Geschwisters: „Hätte ich mir nicht so zerquetscht vorgestellt, aber Hauptsache der Charakter stimmt.“
Dies ist die Geschichte, die ich Kind 2.0 bis an mein Lebensende erzählen werde.

Erläuterung zur Funkstille

So manch einer mag sich gefragt haben, was ich die letzten Wochen wichtiges erledigen musste, dass nicht mal Zeit zum Bloggen blieb. Die Antwort lautet: Ich musste mich um einige Details bezüglich einer Geburtstagsfeier kümmern.
Das Kind wurde kürzlich fünf. Zeit für die erste Party. Als moderne Eltern weiß man natürlich dass Mottopartys gerade der letzte Schrei sind. Folglich haben wir uns nach Abwägung verschiedenster Alternativen (Ritter oder Piraten?, Ritter oder Piraten?, Ritter oder Piraten?) für die Piratenparty entschieden.
In Schritt eins haben wir uns bei Deko Behrendt für knappe 1.087 Euro mit den nötigsten Dekomaterialien eingedeckt. Piratenflagge groß, Piratenflagge klein, Piratenluftballons, Piratenhüte, Piratenfernrohre, Sortiment an verschiedensten Meeresfischen im Netz, Papppapppergeien, sieben mittelgroße Palmen, zwei Tonnen echter Meeressand, Teichfolie und fünfhundert Liter Quellwasser, angereichert mit südpazifischem Meeressalz, antike Pistolen, Schießpulver und einem Sparpack Stachelrochen.
In Schritt zwei haben wir uns für einen Caterer entschieden, der mottogerecht kleine Partyhappen für die Kinderparty zur Verfügung stellt. Schildkrötensuppe, Austern, Kornmjölsgröt, Hummergrün und Kobe-Beef-Frikadellen sind dabei unverzichtbar.
Schritt drei beinhaltet die wochenlange Planung des Rahmenentertainments. Das Internet ist dabei sehr hilfreich.
Typische Spiele sind: Piratentaufe, Plankenlaufen und Wetttrinken.
Bei der Piratentaufe beispielsweise, stellt man die Kinder unter prall gefüllte Wasserbomben und gibt ihnen einen angemessenen Piratennamen – Finchen Brezelzopf, Swen Schwarzzahn, Smutje Hefekloss, Peter Säbelrost, Pepe Rumbuddl, Björn Schielauge, Jonathan Rauhbein, Einäugiger Messerjockel, Quallen-Ede. Sobald das 5jährige Kind sich den Namen gemerkt hat (und das klappt meist erst unter Androhung von körperlicher Gewalt), sticht man den Ballon an und gratuliert dem pitschnassen, weinenden Kind.
Beim Plankenlauf verbindet man den Kindern die Augen. Die Erwachsenen stehen mit spitzen oder scharfen Gegenständen rechts und links neben der maximal drei Zentimeter breiten Planke und malträtieren die Kinder auf angemessene Art und Weise, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten. Kinder, die ganz runter fallen, werden umgehend den Haien zum Fraß vorgeworfen.
Die Party schließt, kurz bevor die Eltern ihre Zöglinge abholen mit Wetttrinken. Rum wäre hier typisch. Eine Flasche auf ex trinken bringt Extrapunkte. Jede weitere Flasche einen besonderen Bonus.
Soweit so gut. Sowas hätte natürlich alles in allem lediglich eine Woche gedauert. Schließlich war ich beruflich bereits in vorstandsnahen Bereichen tätig. Da kennt man sich mit organisatorischen Dingen ganz gut aus.
Leider hat das Kind uns vergangene Woche eröffnet, es würde jetzt doch lieber eine Power-Ranger-Party veranstalten. Meinem Freund blieb also nichts anderes übrig als in die USA zu reisen und die richtigen Kostüme zu besorgen. Ich habe ihm eben noch telefonisch eingebläut dass er auch ja die richtigen Kostüme besorgt. Wenn er Power Ranger Ninja Storm mitbringt, weint das Kind wieder.
Ich kann Kinder nicht weinen sehen.

1,2,3 … meins!

Schwalbe

Wir haben Ökostrom und Energiesparlampen, bei uns gibt es keinen Stand-by-Betrieb, wir benutzen Waschnüsse, wir kaufen Bio- und Transferprodukte, wir essen nur glückliche Schweine, Eier gibt es nur vom Biobauernhof. Das erste Wort des Kindes war umwelschus und osonlo.

Damit ist jetzt Schluss. Die Erdölvorkommen neigen sich ihrem Ende zu. Jetzt wird es ernst und bevor es wirklich keinen Tropfen mehr gibt, muss ich noch mindestens zehn Jahre Schwalbe fahren. Baujahr 1975. Fast so schön wie ich.

Danke liebster Freund, damit hast Du mir einen sehr großen Wunsch erfüllt.