Ich bin super aufgeregt, denn ab Mai habe ich ein Sabbatical, in dem ich endlich die Zeit haben werde, mein Buch über Kinder und digitale Medien zu schreiben. Ich werde aufbauend auf meiner „Let’s talk„-Serie etwas schreiben, das in erster Linie lebensnah sein soll. Ein Anti-Spitzer-Buch, das Eltern unterstützt und befähigt und nicht ohnmächtig vor Angst macht. Ich freue mich total drauf, wenngleich ich mich ein bisschen verrückt finde, denn der Zeitplan ist ambitioniert.
Neulich haben wir einige Tage Urlaub in den Niederlanden gemacht. Genauer gesagt in Friesland. Da war alles schrecklich.
Also schrecklich wenn man wieder nach Berlin muss. Dabei liebe ich Berlin sehr. Es kommt eben nicht aufs Aussehen sondern auf die inneren Werte an und da hat Berlin neben den vollgeschmierten Hauswänden, den Hundekackhaufen, den aggressiven Autofahrern und der Luftverschmutzung doch einiges zu bieten.
Kennen Sie das? Man denkt so vor sich hin, liest hier und da ein bisschen, redet mit Menschen und plötzlich passen Dinge zusammen…
Gleichberechtigung ist, wenn es in den Bilddatenbanken auch Frauen gibt, die mensplainen.
Weil mir neulich die Serien mal wieder ausgingen, habe ich angefangen Dokumentationen zu schauen. Das macht bekanntlich schlau und da meine Kinder so gerne Dokumentationen schauen, hatte ich ohnehin Nachholbedarf.
Dabei bin ich auf „explained“ bei Netflix gestoßen. Folge 3 geht der Frage nach, warum Frauen schlechter bezahlt werden. Nicht dass ich noch nie von dem Thema gehört hätte, ich dachte aber, es sei vielleicht hilfreich mein Wissen in der Hinsicht zu vertiefen, denn sobald man irgendwo etwas über Gender-Pay Gap schreibt, kreischt es aus allen Ecken „Ist aber gar nicht so hoch wie ihr Feministinnen immer behauptet!*“ und „Ist ja eine Folge eurer persönlichen Entscheidungen blablablub!“
Im Zentrum meiner Serie „Let’s talk“ stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, wurde es in der Folgerunde konkreter und Eltern berichteten mir von ihrem Familienalltag mit digitalen Medien. Im Anschluss kamen Jugendliche selbst zu Wort. In der 4. Staffel soll es um konkrete Erfahrungen gehen, die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern sammeln können. Das gemeinsame Erleben sorgt für einen konkreten Anlass Erfahrungen zu sammeln und zu den einzelnen Themen ins Gespräch zu kommen.
Spielt doch mal mit euren Kindern ein Ballerspiel! Zum Beispiel „Lovers in a Dangerous Spacetime“
Prolog
„Interesse zeigen“
Computerspiele sind für viele Eltern nach wie vor bestenfalls sinnlose Zeitfresser. Schlimmstenfalls werden sie unter Teufelszeug subsumiert [1]. Damit tut sich eine Schlucht zwischen den Generationen auf, denn laut bitkom-Studie spielen 89 Prozent der 10- bis 18-Jährigen gerne Computer- und Videospiele in ihrer Freizeit, was oft zu Dauerdiskussionen führt.
Abgesehen von einem völlig undifferenzierten „Nichts in Bezug auf Regeln klappt“, sehe ich in manchen Haushalten einige Themen als zentral für die ständigen Spannungen.
Zu allererst scheitert es an dem Tipp „Interesse zeigen“. Es wird immer wieder empfohlen, dass man für die Hobbys der Kinder Interesse zeigen soll. Auch ich finde das wichtig, beobachte aber, dass das Interesse entweder gar nicht da ist oder eben viel zu spät kommt. Wenn die Kinder 13 und älter sind, muss man sich nicht plötzlich interessiert hinter das Kind am Computer setzen und fragen: „Was machst du da eigentlich und was fasziniert dich dabei?“ bzw. kann man natürlich machen, man muss sich dann aber nicht wundern, wenn das Kind nicht begeistert berichtet, denn meistens geht eine lange Phase des elterlichen Desinteresse voraus aus dem die Kinder bereits gelernt haben. Wenn Kinder fünf – vielleicht sechs Jahre alt sind, sind die in Vergleich zur späteren Pubertät noch sehr redselig und mitteilungsbedürftig – so sehr, dass die Nacherzählungen von Filmen, Videoclips und Erlebnissen rund um Computerspiele manchmal länger dauern als die Aktivität selbst (hört z.B. mal Folge 4 des Briefcasts von Journelle & Stoewhase: Was mit Medien & Kids). Ich habe in den letzten Jahren so viele Elternabende erlebt und Gespräche mit Kindern geführt, dass ich in der Zwischenzeit zu der Ansicht gekommen bin, dass viele Eltern in Sachen Medien/Computerspiele einfach viel zu spät aufwachen und aktiv werden – was schlußendlich dazu führt, dass „Interesse zeigen“ tatsächlich ein Tipp ist, der zum Scheitern verurteilt ist. Auch spüren die Kinder, wenn das Interesse nicht echt ist und ständig abwertend kommentiert wird.