Berlin hat mich verdorben

Die Lego-Ausstellung in Hamburg ist für Playmobilfans unbedingt zu empfehlen.

Erwähnde ich an irgendeiner Stelle schon mal, dass ich in Bayern [Aufschrei] in Franken groß geworden bin? Bis 1999 war ich dort und habe mich, so wie es die CSU auch gerne möchte, ordentdich indegrierd. Zum Integrieren gehören einige Verhaltensweisen wie das ewige Siezen. Unsere Nachbarn z.B., neben denen wir ein gutes Jahrzehnt lebten und auch regen Kontakt hatten, die sieze ich bis heute. LehrerInnen natürlich, die Eltern der FreundInnen, VerkäuferInnen. Sogar Gleichalte und schlimmstenfall Jugendliche.

Dann kam ich nach Berlin. Mein damaliger Freund duzte alle. ALLE. Er hat auch mal den Berliner Bürgermeister gesehen und geduzt. Mir war das unglaublich peinlich.

Mehr als 10 Jahre später kann ich bestimmte Menschen nur unter großen Qualen siezen.

In Bayern war es neben dem Siezen sehr wichtig allerlei andere Regeln einzuhalten. Egal wie schwachsinnig die Regel auch sein mag. In Berlin fällt es mir immer schwerer mich an Regeln zu halten, v.a. wenn ich sie unsinnig finde. Glücklicherweise gibt es allgemein weniger Regeln an die man sich halten muss. Sobald ich jedoch Berlin verlasse, sind sie wieder da: die Quatsch-Regeln nach denen ich mich richten soll.

Vor einiger Zeit waren wir beispielsweise im Hamburger Helms Museum in der Lego-Ausstellung „Zeitreise“. Da trug ich einen Rucksack. Kaum hatte ich einen Fuß in die Ausstellung gesetzt, kam eine der Aufseherinnen und wies mich darauf hin, dass Rücksäcke verboten seien. Ich deutete fragend auf die Handtasche einer anderen Besucherin, in der man ohne Probleme ein kleines Pony hätte verstecken können. Mir wurde erläutert Handtaschen seien OK Rücksäcke hingegen nicht. 1995 in Bayern hätte ich meinen Rücksack mit den Taschentüchern, Kinderwechselsachen, Geldbeutel etc. sofort weg gebracht. 14 Jahre Berlin hingegen führten zu einer längeren Diskussion über den Hintergrund des Verbots. Nachdem Argumente wie „man könne etwas einstecken“ oder „Sicherheitsbedenken“ für mich unsinnig erschienen, einigten wir uns darauf, dass ich den Rücksack an einem Gurt unter dem Arm tragen dürfe.

Die Kinder hatten in der Zwischenzeit angefangen sich durch den bespielbaren Legoberg abseits der Ausstellung zu bauen. Ich zückte die Kamera und wollte ein Paar Bilder von den aufgebauten Szenarien machen. Zehn Sekunden später stand eine zweite Aufseherin neben mir und wies mich darauf hin, dass es verboten sei, die Ausstellungsstücke jenseits der Absperrung zu fotografieren. Die Absperrungen waren ca. 40 cm hohe Glaswände, die um die Szenarien gestellt waren. Sie ragten mir ungefähr bis zur Hüfte und ich nahm an, dass sie v.a. Kinder davon abhalten sollten kreativ in die Aufbauten einzugreifen. Ich hatte meinen Arm mit der Kamera in den Luftraum über den Ausstellungsobjekten gehalten… (über nicht dahinter!) um Bilder ohne fingerverschmierte Glasscheiben zu machen. Wir diskutierten eine Zeit lang, aber aus Diskutierunlust gab ich nach und fotografierte brav durch die Scheiben.

Meine Begleiterin, lobpreiste währenddessen die Spielmöglichkeiten für die Kinder und um nicht vollends als ekelige Spaßbremse abgestempelt zu werden, schwieg ich. Die Kinder hatten ja wirklich Spaß beim Bespielen der Duplo- und Legosteine. Ich ertappte mich jedoch bei dem Gedanken, dass in Berlin jedes noch so poplige Eltern-Kind-Café im Vergleich zur Hamburger Ausstellung besser ausgestattet und kinderfreundlicher sei.

Die Ausstellung selbst, fand ich „nett“. Also angelehnt an das Schimpfwort „nett“. Für Erwachsene nett anzusehen. Jedoch habe ich kein Konzept bei der Auswahl der dargestellten Objekte erkannt. Die chinesische Mauer, das Colosseum von Rom, ein Paar Wikinger, hmmm. Die Beschreibungen der Objekte tja für welche Altersgruppe sollten die sein? Ich glaube kaum, dass ein Kind unter 12 auch nur zwei Sätze freiwillig gelesen – geschweige denn verstanden hätte. Für mich war die Ausstellung kein Stück auf Kinder sondern ausschließlich auf deren Eltern ausgerichtet. Meine Kinder sind pflichtbewusst einmal durchgestapft, haben aber rein gar nichts mitgenommen (gedanklich).

Ich bin einfach zu verwöhnt was kindgerechte Ausstellungen angeht. An Konzepte wie ArtPod oder das Kindermuseum im Dresdner Hygienemuseum kann die Hamburger Ausstellung nicht mal im unteren 10% Bereich heranreichen.

Im Gegensatz zu Playmobil liebe ich Lego weil es so offen ist. D.h. wenn erst mal die Aufbauanleitungen verloren gegangen sind, dann lassen sich aus ein Paar Steinen die großartigsten Fantasien nachbauen. Immer und immer wieder anders. Zuhause hängen wir noch ein bißchen auf Duplosteinen. Sehr passend hat Grindcrank Duplo als als hervorragende Möglichekit des Rapid Prototypings bezeichnet. Mit ein Paar Steinen erreicht man schnell ansehliche Ergebnisse und wenn man geduldiger ist, baut man die Modelle in Lego mit vielen weiteren Feinheiten nach.

Playmobil hingegen ist eher ein Inszenierungsspiel. Da gibt es vorgegebene Sets und die werden immer wieder aufgebaut mit wenig Freiraum für Variationen. Man kann mal die Kühe unterschiedlich hinstellen, aber im Grunde gibt das Set vor, was am Ende dort steht. Mit einem Lego City Set, ist man viel flexibler. Da kann aus einer Feuerwehr am Ende trotzdem ein Bauernhof gebaut werden.

Jedenfalls – wer eigentlich ein Playmobil-Herz hat und versehentlich in der Kindheit Lego-sozialisiert wurde, dem sei die Ausstellung empfohlen. Die historischen Szenen sind in der Tat detailreich und liebevoll inszeniert. Mehr aber auch nicht.

Mal Rosa, mal Hellblau, meistens Mauve

Seit Wochen mischen sich alle Möglichen Gedanken zum Thema Sprache, Feminismus, Poltical Correctness und ich hätte gerne einen Artikel verfasst, der alles ordnet und vielleicht sogar noch mit einer Prise Humor abrundet – leider bin ich an diesem Wunsch gescheitert und schreibe deswegen alles verhältnismäßig ungeordnet zusammen.

Seit Wochen mischen sich unterschiedliche Gedanken zum Thema Sprache, Feminismus und Poltical Correctness und ich hätte gerne einen Artikel verfasst, der alles ordnet, vielleicht mit einer Prise Humor abrundet – leider bin ich an diesem Wunsch gescheitert und schreibe deswegen alles verhältnismäßig ungeordnet zusammen.

Angefangen hat es mit Antje Schrupps Hinweis auf die Initiative „Sehr geehrter Mann* Schulz„, die sensibilisiert dass die Anrede „Herr xy“ nicht gleichwertig zu „Frau xy“ ist.

Ein bißchen verteift haben sich die Gedanken durch den sehr sehenshörenswerten Vortrag von Anatol Stefanowitsch auf dem 29C3 in Hamburg:

Die Diskussion um die sprachliche Überarbeitung von Astrid Lindgren-Büchern passt natürlich auch in das Thema.

Insgesamt habe ich dazu eine klare Meinung. Sprache formt Wirklichkeit und es gibt genug Beispiele, in denen eine Änderung eine Verbesserung gebracht hat, auch wenn sie nicht natürlich sondern künstlich herbei geführt wurde. Man denke da an die Umbenennung von Aktion Sorgenkind zu Aktion Mensch. Deswegen sehe ich es in der Kinderbuchsache wie Paul Maar „Denn das Wort Neger ist ja bei uns wirklich negativ belastet und außerdem ist es viel korrekter, von einem Südseekönig zu sprechen, denn in der Südsee, die Bewohner dort in Polynesien, […] das sind Polynesier. […] Das könnte man ersetzen, das sind winzige, winzige Änderungen„. Ich befürworte, dass man sich ein bisschen anstrengt und auf die Sprache achtet. Sei es bei Begrifflichkeiten wie „Döner-Morde“ oder ganz einfach beim generischen Maskulinum.

Das nur am Rande.

Während in der Sprache gerne mal mit der männlichen Form auch die Frauen gemeint sind, entfaltet die Werbeindustrie eine andere Macke und gendert nach und nach ALLE Produkte. Egal wie absurd das ist, wie am Beispiel von Capri Sonne zu sehen ist.

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Völlig bekloppt ist das. Zum Beispiel wollte mein Sohn neulich eine Spardose haben und wir liefen von Laden zu Laden. Wenn ich nach einer Spardose fragte, lautete die Gegenfrage zu 80%: „Für einen Jungen oder ein Mädchen?“ „Für Geld Himmelherrgott!“

Was soll der Scheiß? Warum müssen Spardosen und Getränke für Jungs oder Mädchen sein. Warum müssen die Kinder von Geburt an diese (disjunkte) Zuordnung eingehämmert bekommen?

Wir haben das Glück, dass es in unserem Haushalt Jungen und Mädchen gibt. Deswegen haben wir vom Einhorn bis zum Bagger alles und siehe da, die Kinder bespielen alles gleichermaßen und selbst wenn sie in das Alter kommen, in dem ihnen die Peergroup suggeriert, dass rosa/blau Autos/Puppen doof sind, haben sie zuhause immer noch den sicheren Hafen, in dem sie sorglos mal ausprobieren können, wie es ist mit Elfenflügeln rumzulaufen oder ob es Spaß macht, sich als Pirat vom Hochbett abzuseilen.

Ich habe versucht zu verstehen woher diese Zuordnungen überhaupt kommen. Junge = Blau und Mädchen = Rosa und bin auf interessante Aspekte gestoßen wie z.B. dass Rot/Rosa ursprünglich die Farbe der Männer/Jungen und Blau/Hellblau die Farbe der Mädchen gewesen sein soll. Demgegenüber gibt es auch seltsame Hypothesen, die sagen Blau sei schon immer die Farbe der Männer gewesen, denn als Jäger sei man an die Farbe des Himmels gebunden wohingegen die Frauen eher Sammlerinnen gewesen seien und deswegen mit der Beerenfarbe Rot verbunden seien.

Komplizierter wird es, wenn man recherchiert, warum Pferde/Einhörner/Elfen/Puppen Mädchenspielzeug sein sollen und warum Piraten/Dinosaurier/Autos eher was für Jungs sein soll (Eine Antwort habe ich nicht gefunden).

Tatsächlich ist das Ganze ohnehin wurscht. Was mich stört sind die Eigenschaften, die mit den beiden Themenfeldern verbunden sind. Rosa das ist immer lieblich, wehrlos, leicht naiv-dümmlich, hilfsbedürftig, unselbständig – wohingegen die Jungsfarben (und Produkte) etwas mit Energie, Durchsetzungsvermögen, Kraft etc. zu tun haben.

Wir haben tatsächlich am Anfang versucht, die reinen Rosa- und Blauwelten von den Kindern fern zu halten, sind jedoch kläglich gescheitert. Eine extreme Position zu verteidigen ist ohnehin Schwachsinn. Dennoch heißt das für mich nicht, dass ich alles hinnehme. Vielleicht schaffe ich es nicht im Alltag (Achtung Schleife zurück zum Anfang des Artikels) bestimmte Gewohnheiten ohne weiteres abzulegen. So wird es mir vermutlich nicht gelingen, statt „Herr xy“ „Mann xy“ in der Anrede zu benutzen, aber es gibt eben immer Wege. Statt „Hallo Herr Müller“ kann ich neutraler schreiben „Hallo Rolf Müller“ (das nur als Beispiel).

Ich kann außerdem darauf verzichten diesen Genderquatsch selbst zu kaufen – die Kinder bekommen das ohnehin von Freunden und Verwandten geschenkt – und WENN ich schon mal bewußt sowas kaufe, dann will ich verdammt nochmal was ordentlich gegendertes!

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Ansonsten schließe ich  mich voll und ganz Ninia LaGrandes Meinung an, wenn sie schreibt:

Wie sollen wir jemals eine gleichberechtigte Gesellschaft werden, wenn wir von klein auf lernen, wie wir zu sein haben? Wenn wir schon als Kindergartenkind wissen, welche Produkte wir kaufen dürfen und welche nicht? „Wir sind doch schon emanzipiert genug, lasst doch mal die Kirche im Dorf“ schreiben Menschen verwirrte Männer und Frauen unter jeden Eintrag im Netz, der sich mit Frauenquote, Feminismus und einem dieser anderen bösen Begriffe beschäftigt. Nicht mal eure Kinder sind frei von Geschlechterpolitik, Freunde! Und darüber sollte mensch sich wirklich mal Gedanken machen.

Lieblingstweets 12/12

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Buon Natale!

Ich wünsche allen frohe Weihnachten und danke euch für das schöne Blogjahr.

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kommentatorinnen und Kommentatoren, liebe Verlinkerinnen und Verlinker, liebe empörte Besucherinnen und Besucher,

ich wünsche Euch allen frohe Weihnachten und einen nachsichtigen Blick auf die Welt.

Ich möchte Euch an dieser Stelle für all das danken, das ihr mir einfach so geschenkt habt. Die vielen Tipps und auch die vielen Kommentare, die Blogeinträge noch lustiger gemacht haben oder mich dazu gebracht haben Dinge nochmal zu überdenken oder sie in einem anderen Licht zu sehen oder Aspekten meine Aufmerksamkeit zu schenken, die ich bislang übersehen habe oder die mir völlig unbekannt waren. Ich danke Euch!

Apps Apps Apps

Teilt ihr eure 3 Lieblingsapps mit mir?

Ich habe mein Smartphone seit etwas über einem Jahr und davor war ich Vertreterin der These: So einen Quatsch braucht kein Mensch. Die einzige Motivation mir eins zuzulegen waren meine Kinder. Wer will schon keine Ahnung von dem haben, was für die eigenen Kinder Bestandteil des täglichen Lebens ist?

In der Zwischenzeit lautet meine Frage eher: Warum gibt es Menschen, die das nicht haben?

Immer wieder entdecke ich Apps, die mich begeistern. Als letztes Sleep Time. Sie misst meine Schlafphasen und stellt den Wecker so, dass ich nicht aus dem Tiefschlaf gerissen werde. Das klappt großartig und ich schlafe manchmal 10 Minuten weniger und fühle mich viel wacher.

Wie besessen war ich eine zeitlang von Monsters Ate My Condo. Als ich schon selbst nicht mehr daran glaubte, ließ die Spielsucht etwas nach (bis der Nachfolger kam).

Die Kinder begeistert der Toca Hair Salon. Da kann man Tiere frisieren und Hunde föhnen, dass ihnen die Lefzen flattern. Sehr hübsch gemacht und die App ist so einfach, dass damit schon Zweijährige spielen können.

Was sind eure Lieblingsapps?

Ich habe einen Freund, der ist Netzwerk-Administator

Ich habe einen Freund, der ist Systemadministrator.

Es gibt doch diese kleinen Heftchen für Kinder, die Berufe und deren Hintergründe vorstellen. Ihnen ist es geschuldet, dass ich Schaufelradlader von Planierbaggern unterscheiden kann. Thematisch behandelt wurden ganz zu Beginn die klassischen Kindertraumberufe wie Müllmann, Baggerfahrer, Pilot, Lokführer, Astronaut. Klischetraumberufe kleiner Jungs, eher gesagt. Allerdings kamen bei den neueren Berufe wie Zahnärztin, Notärtzin und Polizistin dazu und die Neuauflagen wurden anders bebildert. Man sieht tatsächlich Frauen hinter Autos sitzen oder Ingenieurinnen am Bau mit Bauhelm.

Ich lese diese Bücher lieber vor als diesen Unfug, an dem jeweils eine ganze Merchandisemaschinerie dran hängt. Allerdings fehlen mir langsam ein Paar „echte“ Berufe. Einer davon ist der Netzwerk-Administrator. Wenn ich also ein Buch in dieser Serie schreiben würde, dann lautete der Text wie folgt:

Ich habe einen Freund, der ist Netzwerk-Administrator. Wenn ich ihn besuche, muss ich sehr laut sprechen. Er trägt immer Kopfhörer. Die kann er nicht abnehmen und weil das Kabel zum Computer von dem aus er Musik hört so kurz ist, kann er auch nicht so gut aufstehen und seinen Platz verlassen. Das führt zu mehreren Einschränkungen. Er muss sich z.B. Club-Mate direkt an den Computer liefern lassen und die Mikrowelle sollte auch so stehen, dass er mit seinem Schreibtischstuhl hinrollen kann.

Ich habe oft Probleme zu erkennen, ob ich meinen Freund bei der Arbeit störe oder ob er eigentlich Freizeit hat. In seiner Freizeit sieht er nämlich genauso aus. Er sitzt vor seinem Rechner und tippt. Wenn ich ihn frage, ob er mir zeigen kann, was er macht, sagt er seltsame Sachen, z.B. dass er von GUI nichts hält und er mir deswegen nichts zeigen könne. Überhaupt mag er Menschen nicht so gerne.

Er ist oft sehr mürrisch. Vielleicht weil etwas mit seinem Serotoninspiegel nicht stimmt, weil er so selten an die frische Luft kommt. Ich habe ihn gefragt, was man studieren muss, um System-Administrator zu werden. Er sagte, das könne man im Grunde nicht studieren. Man verstehe diese Dinge oder eben nicht.

Sysads, so nennt sich mein Freund gerne selbst, können wahnsinnig schnell tippen. Das dachte ich zumindest, bis mir auffiel, dass die Tabulatortaste auf der Tastatur besonders stark abgewetzt ist. Menschen wie uns, nennen die Sysads gerne DAU oder n00bs. Wenn Du nicht traurig werden willst, frage lieber nicht, was das genau heißt.

Netzwerk-Administratoren träumen nachts oft, dass sie Herrscher der Welt sind. Sie wissen, dass die Server, die sie verwalten, die Grundlage für das Funktionieren von Unternehmen oder auch des gesamten Internet sind. Zutritt zu einem Serverraum hat deswegen nicht jeder.

Wenn ich groß bin, dann will ich auch Systemadministratorin werden.

Ich glaube, man lernt sehr schnell, dass man in 90% der Fälle mit „Have you tried turning it off and on again?“ helfen kann.

Kleine Männer mit behaarten Füßen

Hätte Peter Jackson meine Diplomarbeit geschrieben, wären aus „Der Hobbit“ keine drei Teile geworden.

Mitte der 90er habe ich mal einen sehr lustigen Artikel über die Ausstrahlung von Pretty Woman im arabischen Raum gelesen. Im Grunde ging durch die Zensur die komplette Handlung verloren und der Film schrumpfte zu einem Kurzfilm über einen reichen Mann, der mit seinem geliehenen Lotus Esprit Turbo nicht umgehen kann. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen übernimmt dieser Mann am Ende ein Familienunternehmen namens Morse und saniert es.

Ich schaue mir natürlich keine zensierten Filme an – jedoch erlebe ich oft einen ähnlichen Effekt, weil ich meistens im Kino einschlafe. Skyfall beispielsweise fand ich nicht sooo spannend, weil sich James Bond nach einer spektakulären Motorradjagd über die Dächer eines Basars in einem Büro einfindet, um sich kurz mit einer Frau zu unterhalten, die sich nach wagemutigen Autoverfolgungsszenen zu Beginn des Filmes entschlossen hat, Sekretärin zu werden.

Es könnte sein, dass Der Hobbit für mich aus den selben Gründen so enttäuschend war. Oft ist es natürlich auch die Differenz aus unbändiger Vorfreude, wahnwitzigen Erwartungen und tatsächlichem Erlebnis. Ich weiß noch genau als ich damals den ersten Teil von Herr der Ringe sah und am Ende des Films wie hypnotisiert aus meiner Begeisterung aufwachte und dachte: „Oh nein, was ist wenn ich sterbe bevor ich den 2. Teil gesehen habe???“

Tatsächlich meine ich aber mindestens zwei der drei Stunden wach gewesen zu sein. Vor allem am Anfang als die Zwerge in Disney-Manier sangen. Wobei, ich glaube, da bin ich doch kurz eingenickt, denn als ich aufwachte und sie immer noch sangen, dachte ich: „Oh, sie singen schon wieder ihr Heiho!“

Die Witzchen im gesamten Film waren ungefähr auf dem Niveau, das man humortechnisch haben muss, um über Langnesewerbung lachen zu können.

Klar ist Der kleine Hobbit ein Kinderbuch. Aber wenn die Verfilmung das wiedergeben soll, dann sollten vielleicht ein Paar weniger Orks enthauptet und aufgeschlitzt werden, dann könnten das zehnjährige Kinder sehen und sich daran erfreuen.

Ich glaube, was dem Hobbit passiert ist, ist das was alle kennen, die mal einen sehr langen Text verfasst haben und ihn wieder kürzen mussten. Eine Diplomarbeit z.B..

Da schreibt man hups 370 Seiten und hat so viel Arbeit und Energie rein gesteckt, dass man jede Seite für unverzichtbar hält. Man ist fast ein bißchen verliebt in den furtchtbar erkenntnisreichen und schlauen Text und genau mit dieser Erwartung überreicht man ihn einer guten Freundin zum letzten Abnicken. Die meldet sich alsbald und fragt: „Möchtest Du den Text freundschaftlich oder ehrlich kritisiert wissen?“

Man antwortet blauäugig „Natürlich ehrlich!“ und weint nach Erhalt des Textes zwei Tage am Stück, reicht dann eine Verlängerung im Studienamt ein, verreist zehn Tage, um Abstand zu gewinnen und überarbeitet die 370 Seiten zwei volle Wochen. Am Ende hat man nur noch 180 Seiten und erhält eine eins.

Das hätte Peter Jackson auch machen sollen, nehme ich an.

2012

2012 war…

2012 in ungeordneten, leicht numerisch angehauchten Gedanken:

2012 habe ich 4.239 Fotos gemacht und bin fünf Mal verreist.

Ich habe 93 Blogartikel geschrieben und 7 Artikel an anderen Orten veröffentlicht.

Ich war das erste Mal BOBs Jurymitglied und habe dafür ca. 1.000 Blogempfehlungen gescannt.

Ich bin 17 Mal im Kino gewesen – davon 5 Mal alleine. In nur 10 Filmen bin ich nicht eingeschlafen. 2012 habe ich meinen ersten 3D Film gesehen.

Außerdem bin ich das erste Mal seit 10 Jahren über 150 km Auto gefahren und sogar 3 Mal eine kürzere Strecke alleine.

Ich habe fünf Mal geweint und so oft gelacht, dass ich das nicht zählen konnte.

Die Kölner Gene schlagen langsam durch – ich habe mich 2012 ziemlich oft verkleidet.

Nach langer Zeit habe ich mal wieder einen Vortrag vor über 50 Leuten gehalten (und es gar nicht schlimm gefunden).

Ich hatte ca. 20 Mal entzündete Nebenhöhlen und einmal Gesichtslähmung. Die Kinder waren insgesamt 6 Mal krank. Ich lobpreise jeden Tag deren Immunsystem.

Es gab seit langem einen Sterbefall in der Familie und mir ist klar geworden, dass sich manche Dinge nicht nachholen lassen.

Ich habe neue Freundschaften geschlossen und alte schätzen gelernt.

Wir hatten das erste Mal in sechs Jahren einen Babysitter und sind wieder Mal gemeinsam weggegangen.

Ich habe das erste Mal zwei Nächte ohne meine Kinder verbracht und dabei sehr gut geschlafen.

Einmal habe ich versucht übermäßig viel Alkohol zu trinken, bin aber kläglich gescheitert.

Die Gratwanderung  zwischen Familie und Job funktioniert langsam besser. Meinem Arbeitgeber bin ich wirklich sehr dankbar, v.a. wenn ich die Geschichten anderer Mütter höre oder lese.

Ich habe nur 10 Bücher gelesen, aber sehr viele Serien neu entdeckt.

Gefühlt war ich an 342 Tagen übermüdet und habe mich gefragt, ob es das ist, was einen in der Lebensmitte erwartet: Müdigkeit.

Ich habe an meiner Schüchternheit gearbeitet. Festgestellt, dass mein Englisch ganz ok ist.

Für 2013 nehme ich mir vor noch mehr zu entschleunigen. Ich arbeite an meinen hohen Erwartungen und versuche mich in Gelassenheit. Um Urlaub zu machen, möchte ich nie mehr mehr als 500 km reisen. Jedenfalls nicht bis wir wieder ohne Kinder Urlaub machen.

Ich habe mir vorgestellt wie meine Kinder mich in 20 Jahren erinnern und festgestellt, dass mir nicht alles an der Vorstellung gefällt.

Endlich habe ich eine neue Brille gefunden und mich von 20 cm Haarlänge trennen können. #609060 hat mir sehr geholfen zu verinnerlichen, dass Schönheit nichts mit Normierung zu tun hat.

2012 in unchronologischen Bildern:

2012 in Blogartikeln:

Abenteuer Whirlwanne, Husband BeepingIch habe nichts gegen Kinder, nur bitte nicht hierEs ist nirgendwo so schön wie daheim – schon gar nicht im UrlaubFreundliche Stalker, Experiment Aufwachteller,

2012 in Tweets:

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