In „Mein Leben als Suchmaschine“ habe ich eine sehr gute Methode kennen gelernt, Dinge wiederzufinden. Der Autor, Horst Evers, filmt sich beim nach hause kommen und lädt den Film bei Youtube hoch. Wenn er sich später fragt, wo er den Haustürschlüssel abgelegt hat, schaut er sich den Film an – et voilà – schon hat er ihn wieder ausfindig gemacht.
Hätte ich auch so machen können, hätten wir seit jeher stabilen Internetzugang. Hatten wir aber nicht und so musste ich mir etwas noch ausgefuchsteres ausdenken. Das Ergebnis wird jeden Controller hoch erfreuen: Excel-Listen.
Ich erstelle Excel-Listen von potentiellen Aufbewahrungsmöglichkeiten. Beispielsweise heißt eine Liste 2010-01-28_Malm-Kommode_Flur.xls .
Die Spalten benenne ich nach den Schubladen. Z.B. Schublade 1 oben rechts, Schublade 2 oben links, Schublade 3 usw.. Plus Ablagefläche oben.
In den Zeilen werden die Gegenstände eingetragen. Z.B. Schwarz Wollmütze Mami, Lila Schapka Mami, Winterhandschuhe Kind 1.0 usw.
Wenn ich etwas entnehme, streiche ich die entsprechenden Gegenstände aus und wenn ich etwas hineinlege, lege ich neue Posten an.
Ich muss zugeben, es blockiert schon ein wenig das alltägliche Leben ABER ich finde mit Strg + F ALLES wieder. Selbst die Dinge, von denen ich nicht mal sicher weiß, dass ich sie besitze.
Einmal im Monat machen wir Inventur, um sicherzugehen, dass die Bestände korrekt sind.
Gegenstände, die seit mehr als einem Jahr nicht entnommen wurden, erhalten das Label „Erinnerungsstück“ oder „ebay“. Auf den Etiketten „Erinnerungsstück“ wird zusätzlich vermerkt an was das Utensil erinnern soll. Denn diese Information geht erfahrungsgemäß nach zwei bis drei Jahren in der Regel verloren.
So ist der Hausstand stets aktuell und im Falle einer Wohnungshavarie können wir der Hausratversicherung stets den neusten Stand vorlegen.
Die andere Hälfte des Lebens
Erziehung ist eine schwierige Sache. Irgendwann habe ich festgestellt, dass wir unseren Kindern die meisten Dinge nur beibringen, damit sie es generell können um die neu erlernte Fähigkeit wieder zu verwerfen oder um irgendwelchen absurden Gesellschaftsnormen zu entsprechen.
So z.B. die Fähigkeit Ordnung halten zu können. Da reicht es wirklich völlig, dass man es theoretisch könnte und gerne denke ich an die Studentenzeit zurück, in der mir böse Zungen schimmelndes Geschirr nachsagen.
Jedenfalls halten wir unseren Kindern selbstverständlich täglich den Ordnung-ist-wichtig-Vortrag. Als zu erwartende Reaktion schaltet unser Nachwuchs schon beim ersten Satz auf Durchzug und so verschwindet Spielzeug oft im Zimmernirvana und auch Kleidung reduziert sich auf wundersame Art und Weise relativ regelmäßig. (Ein weiterer Beitrag unserer Kinder für die stagnierende Wirtschaft in Deutschland übrigens).
Die Wahrheit jedoch lautet: Ordnung ist für die Katz und Chaos ist wunderbar. Persönlich räume ich zwischen 8 und 15 Uhr – wenn die Kinder außer Haus sind – gar nichts weg. Ich ahle mich in Unordnung, schaue zufrieden auf Geschirrberge, lasse Verpackungen rumliegen und öffne das Fenster, damit die Vögel die Brotkrumen vom Boden picken können.
Manchmal gehe ich sogar zum Kleiderschrank und zerwuschele meine Wäscheberge.
Pünktlich um 15.10 Uhr beginne ich aufzuräumen. Schließlich kommen die Kinder bald nach Hause. Wenn ich es mal nicht rechtzeitig schaffe, weil ich nach sechs Stunden fernsehen bei Pizza und Schokolade nicht zum Aufräumen gekommen bin, sammele ich einfach alles ein und räume es in unser fünftes Zimmer. Von diesem Zimmer haben wir unseren Kindern nichts gesagt. Die Gründe sind nahe liegend.
Manchmal verstecken wir uns auch einfach so im Geheimzimmer. Die Kinder irren dann rufend durch die Wohnung aber wenn man sich eine halbe Stunde ruhig verhält, fangen sie an sich selbst zu beschäftigen. Im Geheimzimmer haben wir zwei große Ohrensessel, W-LAN und einen Automaten mit Heiß- und Kaltgetränken. Fenster gibt es dort nicht. Wofür auch? Das Tageslicht würde nur den ganzen Schmutz und Unrat sichtbar machen und dann würden wir uns nicht mehr wohl fühlen.
Der Tag an dem die Welt zusammenbrach
Sommer 2007 waren wir Eis essen.
Am 17. September – also fast am Ende der Saison – geschah etwas wundervolles. Der Eishändler unserer Wahl nahm rosa Glitzereislöffel in seine Kollektion auf. Wie sich erfahrene Eltern denken können, war diese Kombination unwiderstehlich und sorgte für ein Umsatzplus von gut 27%.
Allerdings hatte der Plastiklöffelhersteller Lieferprobleme und so kam es, dass wir am 30. September den allerletzten rosafarbenen Glitzerlöffel ergatterten. (Freilich nicht ohne der ein oder anderen Mutti meine gespitzten Ellebogen in die Seite zu rammen…)
Der Löffel wanderte in die Küchenschublade und wurde jeden Morgen feierlich unter Fanfarenmusik zu Tisch getragen, um dort benutzt zu werden.
Zwei Jahre später, am 11. Oktober 2009 geschah das Unvermeidliche. Der Löffel zerbrach.
Das Kind bekam einen Nervenzusammenbruch und konnte nur unter stundenlangem Trösten und dem Versprechen recht bald ein Hauspferd anzuschaffen, beruhigt werden. Die Recherche zum Thema Hauspferd ergab, dass nicht unwesentliche Probleme mit der Anschaffung verbunden wären. Beispielsweise verstehen sich Hauspferde mit Kampfhunden nur mittelmäßig gut – was in Berlin schnell ein Problem werden kann.
Ich entschloss mich alternativ einen neuen Löffel zu kaufen. Sieben Wochen später gab ich auf. Kein Löffel war so wie der zerbrochene und das Kind weinte jeden Morgen bitterlich. Kompromissbereit war es dennoch. Wenn der Löffel farblich ganz genau dem Essen entsprach, trocknete das Kind die Tränen, nickte und begann mit den Worten „Passt farblisch“ zu essen.
Ich kann hier nur berichten, dass es einfacher ist, das Essen auf die Löffel abzustimmen und nicht umgekehrt. Sehr schwierig zu besorgen war z.B. der Salami-Stullen-Löffel: unten am Griff braun, ein gelber Kringel und oben rot mit weißen Punkten. Besser ist es, einen pastellgelben Löffel mit einem Bananenquark zu reichen…
Wie dem auch sei.
Das Hauspferd fühlt sich bei uns eigentlich ganz wohl und den Ausritt machen wir jeden Morgen um 5.12 Uhr. Da schlafen die Kampfhunde noch und es gibt nur selten Ärger.
2009
1. Zugenommen oder abgenommen?
Gewaltig zugenommen und dann in 3 Tagen 10 Kilo abgenommen.
2. Haare länger oder kürzer?
Kürzer, dann länger. Wenn man auf die 40 zugeht, hat man nicht mehr viele Chancen würdevoll lange Haare zu tragen. Hat sich mein Kollege anscheinend stillschweigend auch gedacht. Allerdings hat der die schöneren Haare.
3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Seit Jahren genau gleich.
4. Mehr Kohle oder weniger?
Für einen gewissen Gehaltszuwachs x, schaffen wir uns jeweils eine weitere Geldverbrennungsmaschine (Kind) an. Ab jetzt gibt es aber nur noch Minipferde. Naja oder haarlose Katzen.
5. Mehr ausgegeben oder weniger?
Weniger. Als Schatzmeister der Familie, diszipliniere ich uns regelmäßig. Die Kinder bekommen Schuhe aus alten Autoreifen (statt Geox), mein Mann trägt meine alten Anzüge auf und ich nähe die Stricklieselkunstwerke der Kinder zu nützlichen Alltagsgegenständen um.
6. Mehr bewegt oder weniger?
Weniger Trampolin gehüpft. Mehr Gewicht getragen. Mehr geschaukelt. Mehr in Rohrrutschen hängen geblieben und viel öfter als 2008 zur Toilette gerannt, um mich zu erbrechen.
7. Der hirnrissigste Plan?
Mit dem Auto nach Sizilien zu fahren. Wobei – hat ja der Mann gemacht. Hirnrissiger war es a) ohne Navi zu fahren und mir nach 8 Stunden Fahrt die Anfahrt zum Campingplatz zu überlassen.
8. Die gefährlichste Unternehmung?
Eigenständig Spinnen aus dem Badezimmer entfernen.
9. Der beste Sex?
Schöner wär die Frage: Sex mit bestem Ausgang?
10. Die teuerste Anschaffung?
Ähhh. Wars das Penthouse oder dieses Auto mit den Flügeltüren? Da passen übrigens keine drei Kindersitze rein. Deswegen mussten wir für jeden Sitz ein Auto kaufen.
11. Das leckerste Essen?
Die selbstgekochten Nudeln mit Zucchini in der Freiluftküche mit Aussicht auf den Stromboli.
12. Das beeindruckendste Buch?
„Die Vermessung der Welt“ hat Spaß gemacht. Spiegel-Bestseller-Liste. Na UUUND???
13. Der ergreifendste Film?
The Changeling. Hat mir wochenlang Albträume beschert. Ok. War das 2008?
14. Die beste CD?
Erdmöbel. No. 1 Hits.
15. Das schönste Konzert?
Abends weggehen?
16. Die meiste Zeit verbracht mit …?
…den Kindern am Spielplatz. Wobei – realistisch gesehen ist es wohl doch die Zeit im Büro.
17. Die schönste Zeit verbracht mit …?
…den Kindern am Zeltplatz und auf Tretbooten.
18. Vorherrschendes Gefühl 2009?
Erleichterung. Schreck! Erleichterung. Schreck! Erleichterung.
19. 2009 zum ersten Mal getan?
Ein Winterkind geboren.
20. 2009 nach langer Zeit wieder getan?
Zeitung gelesen. Bücher gelesen. Länger als bis 23 h wach geblieben. Radler getrunken. Mehr als sechs Stunden am Stück geschlafen.
21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
Eigentlich nur eine Sache in verschiedenen Variationen. Bin sonst weiterhin ein glücklicher Mensch oder angemessen vergesslich.
22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Bin nicht der Typ, dem es wichtig ist andere von etwas zu überzeugen.
23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Noch mehr Stammhalter dem Mann.
24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Der Mann mir weitere Stammhalter.
25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Ich kann den Kopf sehen!“ gleichzusetzen mit „Nur noch 1-2 Presswehen“
26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
„Danke!“
27. 2009 war mit einem Wort …?
Ereignisreich.
Fracht mich
Wie dicht bist Du eigentlich?
Mathematik und Physik sind in meiner Familie kein reines Männerthema. Zu Beginn konnte man nur bei meinem Vater ein Interesse für diese Domäne beobachten. Behauptete er mit seinen 1,70 cm doch über mehrere Jahre hinweg, er sei größer als mein damaliger Freund (1,97 cm). Nur wenige Jahre später entdeckte auch meine Mutter ihre große Leidenschaft für physikalische Zusammenhänge.
Da sie nämlich 60 Kilo wiegt und ich 62 Kilo wiege, stellt sie mir herzenserfreuender Regelmäßigkeit fest, dass sie ja leichter als ich sei.
Sie übersieht dabei, dass ich rund 25 cm größer bin (so dachte ich zunächst!).
Es liegt mir fern mit meinen 34 Jahren meine Eltern in solchen Sachen belehren zu wollen und tatsächlich habe ich eine Lösung für die oberflächlich seltsamen Aussagen finden können.
Die Frage ist falsch gestellt und sollte so manch andere Frau ebenfalls interessieren. Sie lautet nämlich nicht: „Wer ist leichter?“ sondern „Wer ist dichter?“
Die Dichte, ist, so weiß man aus der Schule der Quotient aus Masse und Volumen. Aus der Schule weiß man auch, dass das Volumen sich mit steigender Temperatur ausdehnt. Die Dichte nimmt also ab, je heißer es ist.
Gängigen meterologischen Skalen kann man leicht entnehmen, dass es in Süddeutschland viel wärmer als in Berlin ist, woraus abzuleiten ist, dass meine Mama zwar ausgedehnter – jedoch viel leichter als ich ist und dass obwohl sie kleiner ist.
Total logisch.
Dieter, 63, fressen Seele auf
Gelegentlich unternehme ich zu verkehrlichen Stoßzeiten mit der S-Bahn Ausflüge ins schöne Steglitz. Die Arbeitswelt macht manchmal körperlich einsam und da freut man sich über jeden Ellbogen im Magen.
Wenn ich dann genug getreten und gestoßen worden bin, suche ich mir ein lauschiges Sitzplätzchen und stecke meinen Kopf in eine übergroße Handtasche.
Während ich also so dasitze und mich freue den lang verschollenen Schokomuffin der Vorwoche entdeckt zu haben, spüre ich einen Fremdkörper auf mir. Da ich rechts außen auf einem 3er Sitz Platz genommen habe, denke ich, die ganz links außen, ist wohl ganz schön breit, sonst müßte der nette Mann in der Mitte mir ja nicht so nahe treten. Doch als ich aus meiner Supertasche aufblicke, stelle ich fest: Links sitzt niemand.
Ich blicke den leicht säuerlich riechenden Mann böse an. Der freut sich über die Kontaktaufnahme und setzt sich auf meinen Schoß.
Ob er vielleicht auch mal den Kopf in meine Handtasche stecken möchte oder ob es reiche wenn ich ihm was schönes aussuche?
Reinschauen, gefiele ihm besser.
Drücken sie doch mal auf den rot leuchtenden Knopf, den Sie gleich sehen, fordere ich ihn auf und *schlurp* ist er verschwunden.
So ein Mini-CERN in der Handtasche verursacht zwar viel Ärger*, kann jedoch auch eine außerordentliche Hilfe sein.
* An dieser Stelle befönde sich eigentlich ein Link der a) auf meinen Artikel über verschwindende Dinge in Handtaschen und meiner Theorie zu mini schwarzen Löchern hinwiese und b) meine Panik vor dem aktivieren des Teilchenbeschleuigers in CERN beschrieben hätte. Beide Artikel sind verschwunden.
Die Wahrheit ist…
… das Wetter ist einfach zu gut zum bloggen. Fange im Herbst wieder an, wenn es beinahe täglich regnet und einem ein kalter Wind um die Ohren pfeift.