Schaffe, schaffe, Häusle baue

Kaum hat man die ersten sieben Kinder in die Welt gesetzt, wird der Platz knapp und man denkt über Hausbau nach. Problem: Woher mit den 200.000 Euro, dies kostet?
Nachdem ich mehrere Jahre erfolglos nach unbekannten amerikanischen Erbtanten gefahndet hatte, fiel mir am Wochenende ein Werbeprospekt in die Hände, welches auf unerwartete Weise eine einfache Lösung bot.
Angeboten wurde ein iPhone-Immitat, mit zwei SIM-Karten zu je 4,95 Euro im Monat, plus 100 Euro in bar und einem Startguthaben von 50 Euro. Die Verträge würden jeweils zwei Jahre laufen.
Mathematisch begabt wie ich bin, errechnete ich mir so schnell ein günstiges Finanzierungsmodell.
Ich bestelle 2000 Handys. Macht 200.000 Euro in bar. Die Handys verkaufe ich für durchschnittlich 30 Euro bei ebay – macht weitere 60.000 Euro.
Bleiben 4000 Verträge à  4,95 Euro, die man gegen zu rechnen hat. Pro Jahr also 23.760 mal 2 gleich 47.520.
Bleiben 12.480 Euro Gewinn!!!
Und davon kann man locker noch ein Paar Handyverträge hinzuordern und sich davon einen Pool bauen, Designermöbel kaufen und die Ausbildung der Kinder finanzieren.
Anyone a cell-phone? Günstig ab 30 Euro abzugeben. Absolute Neuware!

Starfrisöre für Kinder – ein Empfehlungsschreiben

Es gibt nur wenige Wischmöpse die eine schlimmere Frisur als unser Kind 2.0 haben. Meine Eltern haben mich schon mehrere Male darauf hingewiesen, dass der einzige Ausweg aus dem störrischen Flaumgestrüpp eine Rasur des Kopfes ist. Erst dann wüchsen die wahren, schönen, wahrscheinlich goldlockigen Haare.
Wir weigerten uns jahrelang. Doch als mein Mann das Kind versehentlich einmal in die Abstellkammer gestellt hatte, weil er es für unseren Wischmopp hielt, habe ich meine Meinung geändert und machte mich auf die Suche nach einem Kinderfrisör.
Der Rekord im Stillsitzen bei Kind 2.0 liegt derzeit bei 10,26 Sekunden. Das sollte auch die Zeit sein, in der ein Frisör ihm eine hübsche Frisur zaubern sollte. Ein Profi musste also ran.
Eine intensive Internetrecherche brachte uns zu einem Frisör der sich in einem großen Kaufhaus in Westberlin befindet. Die Einrichtung hatte sich ausdrücklich als KINDERfrisör ausgegeben.
Als wir ankamen sahen wir Donald Duck- und Motorradstühle auf die das Kind zu platzieren war. Das Kind wollte aber lieber in den Spielbereich. Leider war es erst 23,46 Monate alt und die freundliche Frisörin wies uns darauf hin, dass der Spielbereich erst für Kinder ab zwei Jahren geeignet sei.
Das Kind heulte Rotz und Wasser, was die Frisörin empathisch mit „Wollen se nun Haare schneiden oder nich?“ kommentierte.
„Ja sehr gerne!“ erwiderte ich und wollte das Kind auf meinem Schoß Platz nehmen lassen.
„Uffm Schoß schneidenwa nich. Dit Kind muss uff den Stuhl.“
„Will es aber nicht.“
„Dann schneidenwa nich.“
Ein bisschen verdutzt war ich da schon: „Kindergerecht habe ich mir doch ein wenig anders vorgestellt.“
„Für Ihre Vorstellungen könnwa ja nix.“
Wie gerne hätte ich ihr da gegen das Schienbein getreten. Als zivilisierte Menschen packten wir jedoch lediglich unsere Sachen zusammen und verließen die Räumlichkeiten. „Weiterempfehlen kann man sie ja leider nicht.“
„Wir wollen hier sowieso nur artige Kinder!“
Da vergaß ich meine Erziehung und verpasste ihr eine Kopfnuss.
Das Kind wurde farblich kenntlich gemacht und war fortan gut vom Mopp zu unterscheiden. Wenn man kreativ ist, gibt es eben immer Lösungen.

Liebe, unverwüstliche Liebe in mir

Jeder hat so seine Ängste was die Entwicklung der eigenen Kinder angeht. Mein Ex, leidenschaftlicher Extremsportler seines Zeichens, befürchtete stets sein Nachwuchs könne zum sensiblen Flötenspieler mutieren.
Ähnlich ging es mir bei dem Gedanken an Pferden. Ich kann sie nicht ausstehen. Sie stinken, haaren und sind häßlich. Schon als kleines Mädchen mochte ich sie nur als Bestandteil italienischer Salami.
Doch das weltliche Karma ist unerbittlich. Denn kaum erscheint ein Gaul am Horizont, schon kreischt Kind 2.0 vor Freude und fällt fast aus dem Kinderwagen vor Begeisterung.
Um des Seelenheil willens stelle ich mich deswegen wahnsinnig gerne in der prallen Sonne vierzig Minuten in eine Schlange, damit es reiten kann. Ich habe auch keine Probleme damit andere Mamis anzuschreien oder an den Haaren zu ziehen, um unsere gute Platzierung zu verteidigen.
In mir auch Ruhe und ZENartige Ausgeglichenheit wenn das Kind, sobald wir an der Reihe sind, schreit: Neeee MamamamMMMAAAAAAAAAAAA WILL NICH, habsch ANGST!
Wenn wir dann nach einigen erfolglosen Überredungsversuchen aus der Schlange ausscheren und das Kind es sich anders überlegt und brüllt: WILLSCH reeeiiIIIIIIten MAMAAAAAAA! liebe ich es trotzdem. Immer und immer und immer. Echt. Ich lüge nie.

Klappe zu

Gerade als ich vertieft in die 637. Fußnote von Die Realität der Massenmedien von Niklas Luhmann war, schaltete mein Mann Germanys Next Topmodel ein.

Mein reiner Geist ist extrem ablenkbar durch bunte, bewegliche Bilder und so blieb es nicht aus, dass ich intellektuell fröstelnd einige Minuten die gestrige Episode mitverfolgen musste. Noch wenige Jahre und unsere Kinder sind im Teenageralter, da muss man schon ein wenig up-to-date sein. In gängigen Tageszeitschriften hatte ich bereits Interviews besorgter Top Model Mütter gelesen. Sie haben alle angst, dass ihre hübschen Töchter in den Sumpf von Alkohol, Drogen und Magersucht abgleiten. Doch ein ernstes Problem bleibt dabei unerwähnt: Die Mädchen werden zur Mundatmung gezwungen. Auf beinahe jedem Bild sperren sie ihre Mäuler wie dicke Barsche auf, die auf dem Grund eines trüben Teiches nach Essbarem gründeln.

Über die Risiken von Mundatmung spricht dabei niemand!

– Mundatmung führt zur Austrocknung der Schleimhäute

– Durch Mundatmung wird die Luft nicht in der Nase gefiltert, und es kommt häufiger zu Infekten

– Darüber hinaus kommt es verstärkt zur Kariesbildung, da zu wenig Speichel schützend die Zähne umgibt

-Besonders für die 16jährigen Teilnehmerinnen ist festzuhalten: Mundatmung im Milchzahnstadium kann zu gravierenden Fehlstellungen der Zähne führen!

    Deswegen fordere ich als besorgte Mutter: Heidi, lass das Froschatmen sein und erlaube Deinen Mädchen sich mit ordnungsgemäß verschlossenen Lippen ablichten zu lassen! Denke an die Gesundheit Deiner Teilnehmerinnen und halte deren Vorbildfunktion für andere junge Menschinnen im Auge!

    Was ich von der re:publica 09 mitgenommen habe II

    Twitter kenne ich seit ca. 6 Monaten. Ich benutze es so: Einloggen und solange ältere Beiträge lesen und den More-Knopf anklicken bis ich an der Stelle angekommen bin, bei der ich beim letzten Login aufgehört habe zu lesen. Twitter ist mir suspekt. Ich mache nur mit, damit meine Kinder mich in fünf Jahren nicht auslachen.
    Auf die re:publica hat es mich aufgrund einer Verkettung seltsamer Zufälle verschlagen.
    Mein Resumée: Nächstes Jahr wieder und dann aktiver.
    An Tag 1 habe ich mir die nette Begrüßung angesehen und gestaunt was man mit iPhone alles machen kann.
    Danach habe ich gestaunt wie unglaublich reich und wichtig man als Blogger werden kann.
    Den Chacka-alles-was-wir-machen-hat-die-Verbesserung-der-Welt-zum-Ziel-Vortrag von IBM habe ich aus Sicherheitsgründen mit Alufolie am Kopf verfolgt.
    Inspirativ und auch glaubhaft, fand ich den social everywhere-Vortrag von Dr. Peter Schütt.
    Tag 2 startete aufgrund einer morgendlichen Katastrophe (Dreiradsattel brach ab, passende Mutter nicht verfügbar) erst mit einem sehr akademischen Vortrag zur digitalen Identität und mündete Stunden später in einer  Twitterlesung.
    Am 3. Tag saß ich im bewegenden Vortrag von Esra’a Al Shafei und hörte mir die anschließende Podiumsdiskussion an, um endlich mal etwas über Relevanz zu erfahren.
    Hätte ich für den anschließenden Vortrag von Wales etwas spenden müssen, ich hätte mich aus dem Saal geschlichen, wie manch einer sich an der Toilettenfrau vorbei schleicht.
    Cory Doctorow war umso phantastischer und eigentlich auch der einzige Vortrag bei dem ich für mein Gefühl wirklich Neues gehört habe.
    Den letzten Vortrag des Tages „Wenn Frauen bloggen – Warum Babykotze genauso relevant ist wie das iPhone.“ wollte ich unbedingt anhören, bin dann weil zwei Teilnehmerinnen absagen mussten, durch Zufall hinter statt vor dem Tisch gelandet, um mit Entsetzen festzustellen, wie viel Diskussionsbedarf es noch zum Thema „die arme, benachteiligte, von Männern in allen Lebensbereichen unterdrückte Frau“ gibt. Schade, denn an sich hätte ich gerne mehr von den anderen Teilnehmerinnen gehört, deren Blogfelder ganz andere Bereiche abdecken. Ich hätte ohne Punkt und Komme zu solch seltsamen Weltansichten Stellung nehmen können, habe es dann aber gelassen, weil man in solchen Diskussionen ohnehin nicht gegen solche Positionen ankommt. Nichtsdestotrotz bin ich motiviert nächstes Jahr das Thema Frauen & Blogs wieder aufzugreifen und zu vertiefen. Bis dahin sind hoffentlich auch andere selbstbewusst selbst zu sagen: Unser Blog hat im Monat an die 200.000 Pageviews und das bedeutet unabhängig von der intellektuellen Güte unserer Inhalte, dass wir eine gewisse Relevanz haben.

    Fernsehschlaf und Speckröllchen

    Männer sind manchmal wahnsinnig undankbar. Mein Ex z.B. fands total doof, dass ich jeden Abend gegen 20.17 Uhr vorm Fernseher einschlafe. Und das obwohl ich ihm das große Kompliment, das sich dahinter versteckt, ausführlich erklärt habe. Im Grunde war es nämlich eine leise schnarchende Liebeserklärung; denn:
    Vor 10.000 Jahren konnten die Steinzeitweibchen in der heimischen Höhle nur sanft einschlummern, wenn sie sich durch ein kräftiges Steinzeitmännchen bewacht fühlten.
    Einzuschlafen ist also ein unausgesprochenes: Schatz, ich find‘ Dich wildmännlich, stark und groß! Ich fühl mich so beschZZZzzzzzzzzzzzzzt.

    Auch fürs Dickerwerden höre ich nie ein Paar Worte des Danks!

    Je glücklicher, wohliger und heimeliger sich ein Steinzeitweibchen fühlte, desto mehr Speckröllchen konnte es anlegen. Diese bildeten nämlich die unverzichtbare Basis für das Austragen der Nachkommenschaft.
    Deswegen sollte zumindest mein derzeitiger Mann sich über meine stetige Gewichtszunahme und meinen abendlichen Erhohlungsschlaf freuen. Dass er nicht jedes Jahr ein Kind haben will – dafür kann ICH doch nichts.